Rettich: Gesunde Wurzel mit langer Geschichte

Drei Stangen Rettich auf einem Flecht-Teller
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Inhaltsverzeichnis

Der Rettich aus der Familie der Kreuzblütler (Brassicaceae) stammt ursprünglich aus Südostasien, wo er auch heute noch ein wichtiges Nahrungsmittel darstellt und nahezu täglich auf den Tisch gehört. Um 50 v. Chr. gelangte der Rettich durch die Römer nach Europa.

Im Mittelalter wurde er dann zu einer wichtigen Heilpflanze der Klostermedizin. Rettiche gibt es heute in den verschiedensten Größen von zylindrisch bis kugelförmig. Die Farbpalette reicht von weiß über rot (Sommerrettich) bis zu braun, violett und schwarz (Winterrettich).

Sie alle enthalten sehr wirksame Senföle, die auch für die angenehme Schärfe des Rettichs verantwortlich sind. Scharf und gesund ist er also, der Rettich. Und so sollte man sich die gesundheitsfördernden Eigenschaften des Rettichs auch heute noch zu Nutze machen.

Jedoch führt der Rettich hierzulande eher ein Schattendasein: Lediglich im Süden Deutschlands wird er in Großkulturen gezogen und von September bis in den Februar hinein geerntet.

Abseits der Bayerischen Biergarten-Saison, wo er untrennbar mit Maß und Brezen verbunden ist, findet der “Radi” oder “Kren” – wie er im Süden Deutschlands und in Österreich genannt wird – kaum Beachtung auf unseren Speiseplänen. Dabei ist er so gesund, dass man ihn sogar als „Antibiotikum der Bauern“ bezeichnet hat.

Zu medizinischen Zwecken dient die frische Wurzel, aus welcher der scharfe Saft gewonnen wird. Auch Keimlinge erfreuen sich als gesundheitsfördernde Salatbeilage zunehmender Beliebtheit. Der schwarze Winterrettich gilt als gehaltvoller als der schneller wachsende weiße bis rötliche Sommerrettich.

Welche Inhaltsstoffe hat Rettich?

Hauptwirkstoffe des Rettichs sind:

  • die scharfen, antibiotisch wirkenden Senföle (Senfölglykoside),
  • schwefelhaltige Öle,
  • Zimtsäuren,
  • Flavonoide
  • und 29 g Vitamin C pro 100 g.

Zusätzlich liefert der so gesunde Kreuzblütler viele wichtige Mineralstoffe wie:

  • Kalium,
  • Kalzium,
  • Natrium,
  • Eisen,
  • Phosphor,
  • B-Vitamine,
  • verschiedene Enzyme
  • und Bitterstoffe.

Welche medizinische Wirkung hat Rettich?

Schon Pfarrer Kneipp sagte über den Rettich: „So wie der Wirt die Lumpen herauswirft, wirkt der Rettich auf den Magen. Er ist ein echter Kaminputzer für den Unterleib.“ Wissenschaftler vermuten inzwischen außerdem, dass Rettich mit seinen Antioxidantien vor Krebs schützt. Das ist allerdings noch nicht bewiesen.

Diese Wirkungen schreibt man Rettich zu

  • sekretionsfördernd
  • ausleitend
  • antibiotisch
  • harntreibend
  • abführend
  • antioxidativ

Rettich wird ausschließlich innerlich angewendet. Als Hauptwirkstoff gelten die scharfen Senföle, welche sich im Körper vorwiegend in Harnblase und Lunge anreichern und so die Flüssigkeits-Sekretion der Schleimhäute in den Atemwegen und im Verdauungstrakt anregen.

Mehr noch: Die Senföle wirken nicht nur schleim- und krampflösend, sondern bekämpfen auch Bakterien und Pilze, die sich im Magen einnisten wollen. Und so stellen sie v. a. bei bakteriellen Atem- und Harnwegsinfektionen eine wirksame und gut verträgliche Alternative zu chemischen Antibiotika dar.

Studien zeigen zudem u. a., dass die Pflanzenkombination aus Meerrettichwurzel und Kapuzinerkressenkraut bei akuter Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung), akuter Bronchitis oder akuter Blasenentzündung ebenso wirkt wie Antibiotika – allerdings ohne gravierende Nebenwirkungen.

Die enthaltenen Bitterstoffe regen die Produktion von Gallenflüssigkeit an und helfen damit der Verdauung auf die Sprünge. Blähungen, Verstopfung, Gallensteine und alle Arten von Verdauungsbeschwerden können mit Rettich unterstützend behandelt werden. Auch auf die Leber haben die Öle des Rettichs eine positive Wirkung.

Achtung: Rettichsaft und -keimlinge dürfen Sie nicht kurz nach einer Kolik oder bei Entzündungen der Gallenwege einnehmen, da diese in solchen Fällen schwere und schmerzhafte Reizungen bewirken können! Auch bei empfindlichem Magen sollten Sie besser auf den scharfen Rettich verzichten.

Seit Jahrhunderten in der Volksmedizin bewährt hat sich überdies die Verwendung von Rettich gegen Husten, Rheuma und Gicht.

Wie wird Rettich richtig angewendet und zubereitet?

Am einfachsten wenden Sie Rettich an, indem Sie ihn regelmäßig auf Ihren Speiseplan setzen – am besten natürlich roh als Beilage oder als Salat. Auch in Frühlingsrollen oder Sushi macht der Radi darüber hinaus eine gute Figur.

Wichtig: Verwenden Sie Rettich zu medizinischen Zwecken nur roh, damit sich die wertvollen Inhaltsstoffe wie etwa die Senföle beim Erhitzen nicht verflüchtigen!

Immunstärkende Meerrettich-Kur

Um Erkältungen vorzubeugen, können Sie 2 Wochen lang morgens und abends jeweils 1 TL frisch geriebene Meerrettichwurzel einnehmen.

Durchblutungsfördernder Meerrettich-Umschlag

Dieser Umschlag mit Meerrettich hilft Ihnen gegen Kopf- und Zahnschmerzen:

  1. Reiben Sie eine Wurzel ganz fein.
  2. Streichen Sie diese messerrückendick auf ein sauberes Geschirrtuch.
  3. Rollen Sie das Handtuch zusammen.
  4. Legen Sie es sich in den Nacken (bzw. bei Zahnweh auf die schmerzende Wange).

Als Umschlag auf der Brust lindert der Meerrettich Ihre asthmatischen Beschwerden. Und auch bei Muskelschmerzen findet er Verwendung. Allerdings ist hier Vorsicht geboten, denn Meerrettich kann Ihre Haut stark reizen. Die Breiauflagen sollten Sie deshalb nach 5 – 10 Min. wieder abnehmen.

Meerrettich-Tinktur

Hier alles zur Zubereitung einer Meerrettich-Tinktur zum Einreiben gegen schmerzende Gelenke:

  1. Reiben Sie ein ca. 2 cm langes Stück Meerrettichwurzel fein.
  2. Übergießen Sie dies mit 50 ml Cognac, Whisky oder Brandy.
  3. Lassen Sie das Gemisch 3 Wochen ziehen.
  4. Seihen Sie es dann ab und füllen es in ein dunkles Fläschchen.
  5. Reiben Sie damit schmerzende Gelenke oder Gichtknoten ein.

Vorsicht: Geben Sie dabei stets acht, dass bei der Zubereitung nichts an Ihre Augen oder an Ihre Schleimhäute kommt!

Rezepte mit Rettich

Harntreibender Meerrettichwein

  1. Übergießen Sie 10 dünne Scheiben geschälter Meerrettichwurzel in einem Glas mit 100 ml Weiß- oder Rotwein.
  2. Lassen Sie den Ansatz 1 Tag ziehen.
  3. Und trinken Sie bei Harnwegsinfekten oder Blasensteinen am Abend schluckweise 1/2 Glas davon.

Rettich-Salat

Bunter Salat mit Hähnchenbruststreifen und Rettich

Rettich-Salat versorgt Sie mit wichtigen antibakteriellen SchutzstoffenDani Vincek – Fotolia

Dieser Rettich-Salat versorgt Sie mit wichtigen antibakteriellen Schutzstoffen. Er gilt als ideale Unterstützung bei Erkältungskrankheiten – der perfekte Immunschutz also.

Zutaten:

  • 2 weiße Rettiche
  • 1 Knoblauchzehe
  • 1 EL gehackte Petersilie
  • 2 EL Weißweinessig
  • 5 EL Olivenöl

Zubereitung:

  1. Schälen Sie die Rettiche und schneiden Sie sie in feine Scheiben (Gurkenhobel oder Schnitzelwerk der Küchenmaschine).
  2. Verrühren Sie Essig, Öl und die Petersilie und geben Sie den gepressten Knoblauch dazu. Mit Pfeffer und Salz abschmecken.
  3. Heben Sie die Rettichscheiben unter und lassen Sie den Salat 15 Min. ziehen.

Rettich-Sirup gegen Husten

Um einen Rettich-Hustensirup herzustellen, gehen Sie wie folgt vor:

  • Reiben Sie einen schwarzen Rettich ganz und setzen ihn in einer Schale mit Zucker an.
  • Im Verlauf von etwa 10 Std. entsteht ein Sirup, den man abfiltern kann.
  • Am einfachsten lässt man den Rettich über Nacht stehen und füllt den entstandenen Sirup am nächsten Morgen in eine Flasche mit Schraubverschluss ab.

Der Sirup sollte frisch verwendet werden. 3x täglich 2 TL einnehmen oder in warmen Hustentee geben.

Meerrettich-Honig gegen Bronchitis

Honig in Gläsern, Blüten und Pollen mit Rettich

Meerrettich-Honig hilft gegen Bronchitishiphoto39 – Fotolia

  1. Vermischen Sie fein geriebenen Meerrettich (z. B. ein ca. 5 cm langes Stück Meerrettichwurzel) mit der gleichen Menge Honig (etwa 4 EL).
  2. Heben Sie die Mischung im Kühlschrank auf.
  3. Und lutschen Sie von der schleimlösenden und entzündungshemmenden Mischung 2 – 3x täglich 1 TL voll.
  4. Sie können auch noch etwas geriebenen Ingwer und etwas Saft von einer Biozitrone untermengen.

Diese Mischung hilft Ihnen im Übrigen auch bei Blasen- und Nierenbeschwerden sowie bei Rheuma.

Rettichsaft

Der Rettichsaft kann bei Verdauungsstörungen, Magenproblemen, Erkältung, Hämorrhoiden, Reizblase oder Rheuma eingenommen werden.

  1. Schneiden Sie 1 mittelgroßen weißen Rettich in kleine Stücke.
  2. Pressen Sie dann ihn in einer Saftpresse oder Zentrifuge aus.
  3. Kühlen Sie den Saft einige Stunden im Kühlschrank, damit er seine Schärfe verliert.
  4. Nehmen Sie 3x täglich je 50 ml Saft etwa 1 Stunde nach dem Essen ein.

Sie können ein wenig Honig oder Leinsamen hinzufügen.

Machen Sie bitte alle 4 Tage eine zweitägige Pause, da der Rettichsaft eine „durchschlagende“ Wirkung auf Darm und Galle ausübt und entsprechend auch Durchfall verursachen kann. Die Gesamtdauer der Kur sollte 6 Wochen nicht überschreiten. Nebenwirkungen sind bisher keine bekannt.

Allerdings können bei übermäßiger Einnahme Reizungen im Magen-Darm-Bereich auftreten. Rettich und Rettichsaft sollten Sie auf keinen Fall nach Gallenkoliken oder während Entzündungen der Galle einnehmen.

Und hier noch ein paar nützliche Tipps

  • Meerrettichwurzeln können Sie im auf dem Wochenmarkt oder im Supermarkt kaufen. Sie bewahren die Wurzeln am besten in einem feuchten Tuch im Gemüsefach Ihres Kühlschranks auf und wenden sie bei Bedarf frisch an. Waschen und schälen Sie die Wurzel und reiben Sie sie auf einer Küchenreibe.
  • Wer sich mit dem scharfen Geschmack des Rettichs nicht anfreunden kann, greift auf Saft oder Tabletten aus der Apotheke zurück. Sie enthalten ebenso die gesunden Wirkstoffe der Wurzel in konzentrierter Form und sind geschmacklich neutral.
  • Fertigen Rettich-Saft erhalten Sie außerdem auch in Reformhäusern und Bioläden.
  • Kaufen Sie nur Freilandware, denn Rettiche aus dem Gewächshaus haben häufig einen hohen Nitratgehalt – es sei denn, sie stammen aus Bioanbau.
  • Schwarzer Winterrettich hält sich – eingeschlagen in feuchtem Sand – im kühlen, dunklen Keller monatelang frisch.