Heilpflanzen

Heilpflanzen gehören der alternativen Medizin an und werden für medizinische Zwecke genutzt. Aussagen wie „Kamille ist gut bei Entzündungen“ oder „Lavendel entspannt“ hat wahrscheinlich jeder schon mal gehört. Vielen Pflanzen wird nämlich eine heilende Wirkung nachgesagt, die je nach Pflanze ganz unterschiedlich ausfallen kann. So werden Heilpflanzen unter anderem zur Linderung von Schmerzen, körperlichen Beschwerden und innerer Unruhe eingesetzt.
7 min | Veröffentlicht am: 23.08.2022 | Aktualisiert am: 27.09.2022
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Inhaltsverzeichnis

Rund 50.000 Pflanzenarten gibt es weltweit, die als Heilpflanzen bezeichnet werden. Einige dieser Pflanzen wachsen vor Ihrer Haustür, für andere Pflanzen müssten Sie den Erdball umrunden. In fertigen Präparaten können Sie sie aber auch in unseren Gefilden erwerben. Lernen Sie die wichtigsten Heilpflanzen kennen, die Ihnen bei den verschiedensten körperlichen und auch psychischen Beschwerden helfen können.

Was sind Heilpflanzen?

Heilpflanzen sind Nutzpflanzen, die bestimmte Wirkstoffe enthalten und eine positive Wirkung auf die Gesundheit haben beziehungsweise Krankheiten gezielt bekämpfen können. Viele der Heilpflanzen sind giftig, allerdings nicht, wenn sie richtig angewendet und insbesondere richtig dosiert werden.

Der Begriff Heilpflanze wird auch analog zu den Begriffen Arzneipflanze oder Heilkräuter verwendet. Grundsätzlich kann jede Pflanze, die in der pharmazeutischen Biologie als Medikament verwendet wird, als Heilpflanze bezeichnet werden. Am Zusatz „officinalis“ bei den botanischen Bezeichnungen von Pflanzen erkennen Sie, ob diese eine arzneiliche Wirkung haben.

Häufig sind besonders die Pflanzen mit dem intensivsten Geruch oder dem bittersten Geschmack diejenigen mit der stärksten Wirkung.

Erfahren Sie auf gesundheitswissen wertvolle Tipps zu Heilpflanzen und ihren Wirkstoffen © unpict – Adobe Stock

Heilpflanzen gegen Magen-Darm-Leiden, Übelkeit und Verdauungsprobleme© fizkes Adobe Stock

Wann kommen Heilpflanzen zum Einsatz?

Schon seit Urzeiten nutzen Menschen Pflanzen, um Krankheiten zu heilen. Bevor sich die moderne Schulmedizin durchgesetzt hat, gab es gar keine andere Möglichkeit, als auf die Heilmittel der Natur zurückzugreifen. Viele der Wirksamkeiten sind über hunderte oder gar tausende von Jahren überliefert. In ärmeren Ländern ist auch heute noch die Natur die wichtigste Apotheke der Menschen.

Heilpflanzen werden unter anderem für die Herstellung von Arzneimitteln genutzt. Mehr als die Hälfte der Arzneimittel, die in Deutschland hergestellt werden, beruht auf Heilpflanzen oder ihren Inhaltsstoffen. 440 Heilpflanzen sind in Deutschland heimisch wovon etwa 75 Arten kultiviert werden.

Heilpflanzen können auch im eigenen Garten selbst angebaut oder in der freien Natur gesammelt werden und lassen sich zum Teil sogar pur verwenden. Heilpflanzen wirken gegen verschiedene Krankheitsbilder und kommen bei den unterschiedlichsten Beschwerden zum Einsatz. Es gibt:

  • Heilpflanzen gegen Magen-Darm-Leiden, Übelkeit und Verdauungsprobleme
  • Heilpflanzen gegen Schmerzen und Entzündungen, zum Beispiel der Blase oder des Zahnfleisches
  • Heilpflanzen gegen Krämpfe
  • Heilpflanzen, die das Immunsystem schützen und zum Beispiel gegen Atemwegsinfekte und Erkältungen wirken
  • Heilpflanzen für das mentale Wohlbefinden bzw. die Psyche, die bei innerer Unruhe, Depressionen, Schlafstörungen oder Stimmungsschwankungen helfen
  • Heilpflanzen gegen bakterielle oder virale Infektionen
  • Heilpflanzen für eine gesunde Haut und bei äußerlichen Wunden
  • Heilpflanzen bei Zerrungen und anderen Sportverletzungen
  • Heilpflanzen, die den Blutdruck sowie den Cholesterinspiegel senken und sich somit positiv auf die Gefäßgesundheit und das Herz-Kreislauf-System auswirken
  • Heilpflanzen gegen Blutungen
  • Heilpflanzen gegen Menstruationsbeschwerden
  • Uvm.

Insbesondere bei harmlosen Erkrankungen wie zum Beispiel Erkältungen oder einem leichten Sonnenbrand ist es immer eine Option, zunächst eine rein pflanzliche Behandlung auszuprobieren.

Bei schweren Krankheiten, die eine chemische Medikation nötig machen, können Heilpflanzen unterstützend angewendet werden. So gibt es zum Beispiel Heilpflanzen wie die Traubensilberkerze, Ingwer oder Ringelblume, die die Nebenwirkungen von Chemotherapien lindern können.

Natürlich müssen eventuelle Wechselwirkungen bedacht werden. Deshalb sollte bei schweren Erkrankungen auch bei der Verwendung von vermeintlich harmlosen Pflanzenpräparaten immer ein Arzt zurate gezogen werden.

Wie wirken Heilpflanzen?

Die Wirkung der Pflanzen rührt von ihren Duft- und Farbstoffen, ihren Lockstoffen oder ihren Abwehrstoffen. Nicht bei jeder Pflanze ist eindeutig bekannt, woher genau ihre heilende Wirkung stammt.

Die Pflanzenstoffe haben unterschiedliche Wirkungen:

  • Antioxidativ
  • Entzündungshemmend
  • Schmerzstillend
  • Entkrampfend
  • Entwässernd
  • Blutstillend
  • Desinfizierend
  • Beruhigend
  • Reizlindernd
  • Antiviral
  • Antibakteriell
  • Anregend
  • Uvm.

Pflanzliche Präparate mit Heilpflanzen oder auf der Basis von Heilpflanzen stehen im Gegensatz zu chemischer Arznei für Natürlichkeit. Sie gelten als schonender und weniger invasiv und somit besser für den Körper.

Aus Blüten der Heilpflanzen kann Tee hergestellt werden © Yasona – Adobe Stock

Wie werden Heilpflanzen angewendet?

Heilpflanzen oder Heilkräuter gibt es in unterschiedlichen Darreichungsformen:

  • Tee
  • Creme
  • Salbe
  • Öl
  • Kapseln
  • Dragees
  • Tabletten
  • Tinkturen
  • Tropfen
  • Sirup
  • Bäder
  • Säfte
  • Granulate
  • Spritzen
  • Spray
  • Uvm.

Letztlich hängt es immer von der jeweiligen Heilpflanze und ihrer Wirkung ab, in welcher Form sie angewendet wird. Einige Pflanzen können Sie auch selbst sammeln oder anbauen und Tees oder Tinkturen aus den Blättern, Blüten, Wurzeln oder Samen in Eigenregie herstellen. Informieren Sie sich im Vorfeld gründlich darüber, was Sie dabei beachten müssen und ob die Pflanze in irgendeiner Form giftig sein kann.

Das beste Beispiel ist der Fingerhut: Wer ihn einfach ohne nachzudenken sammelt und anwendet, der läuft Gefahr zu sterben, denn der Fingerhut ist giftig. Kommt er jedoch in der richtigen Dosierung zum Einsatz, zum Beispiel in einem homöopathischen Präparat, kann er eine positive Wirkung haben und das Herz stärken. Aus Blüten der Heilpflanzen kann Tee hergstellt werden © Yasonya |Adobe-Stock

Was müssen Sie beim Kauf von Präparaten mit Heilpflanzen beachten?

Sie können Präparate mit Heilpflanzen in der Apotheke kaufen, im Drogeriemarkt oder im Internet. Zum Teil werden sogar in Supermärkten Baldriankapseln oder Cremes mit Kamille angeboten. Dabei können Sie in der Regel sicher sein, dass es sich um Mittel mit einer niedrigen Dosierung handelt, bei deren Anwendung Sie wenig falsch machen können.

Einige Mittel, die Heilpflanzen enthalten oder auf Heilpflanzen basieren, sind verschreibungspflichtig, sodass Sie dafür ein Rezept benötigen. Studieren Sie immer die Packungsbeilage oder Aufschrift des gekauften Präparats, um Hinweise zur Dosierung und zu möglichen Nebenwirkungen zu kennen.

Diese Nebenwirkungen können Heilpflanzen haben

Da einige Heilpflanzen auch giftige Inhaltsstoffe enthalten, lassen sich Nebenwirkungen nicht ausschließen. Diese sind so vielfältig wie die Heilpflanzen selbst. Während sich bei manchen Pflanzen Wirkung und Nebenwirkung die Waage halten, haben andere kaum Nebenwirkungen wie zum Beispiel Weißdorn, Kamille und Pfefferminze. Andere haben wiederum starke Nebenwirkungen wie zum Beispiel die Zaunrübe und kommen daher zum Teil kaum zum Einsatz.

Dass pflanzliche Arzneimittel, Heilpflanzen und Heilkräuter keine Nebenwirkungen haben, stimmt in jedem Fall nicht. Sie können neben ihrem Nutzen auch schaden. Die Dosis macht das Gift, weshalb Sie sich an konkrete Vorgaben zur Dosierung unbedingt halten und diese nicht überschreiten sollten. Nebenwirkungen von Heilpflanzen können diese sein:

  • Schwächung des Immunsystems bei zu langer Einnahme zum Beispiel bei der Pflanze Sonnenhut
  • Allergische Reaktionen zum Beispiel auf die Pflanzenfamilie der Korbblütler
  • Förderung der Wehentätigkeit bei schwangeren Frauen durch Beifuß
  • Magen-Darm-Beschwerden bei der innerlichen Anwendung von Lavendel
  • Übelkeit und Kopfschmerzen bei Präparaten mit Johanniskraut
  • Durchfall und Erbrechen bei Bärentraubenblättern
  • Magenbeschwerden bei Löwenzahn
  • Magen-Darm-Beschwerden bei der innerlichen Anwendung von Birkenblättern und Juckreiz sowie Schmerzen bei der äußerlichen Anwendung von Birkenblättern
  • Uvm.

Diese Nebenwirkungen sollten Sie nicht davon abhalten, Krankheiten mit Heilpflanzen zu behandeln, außer Sie wissen sicher, dass Sie gegen eine bestimmte Pflanze allergisch sind. In der Regel klingen die Nebenwirkungen beim Absetzen der Arznei wieder ab, weshalb die pflanzliche Behandlung zumindest einen Versuch wert ist, bevor Sie zur Chemiekeule greifen.

Diese 5 Heilpflanzen sollten Sie kennen

Bei den rund 50.000 Heilpflanzen, die es weltweit gibt, ist es unmöglich die besten oder wertvollsten Pflanzen zu benennen. Schließlich haben nicht nur die einzelnen Pflanzen unterschiedliche Wirkstoffe, sondern auch die Wirkung der Pflanzen ist bei jedem Menschen anders.

  • Brennnessel: Die Brennnessel ist eine kraftvolle Heilpflanze, die unter anderem bei Blasenentzündungen, Hautausschlägen und Verdauungsstörungen zum Einsatz kommen kann. Dadurch, dass sie am Wegesrand wächst, ist sie für jeden zugänglich und dabei kostenfrei. Aus ihr lassen sich Tees, Tinkturen oder Aufgüsse herstellen, die gegen verschiedene Beschwerden helfen können.
  • Ringelblume: Mit Ringelblumen können Sie Haut– und Schleimhautwunden behandeln. Ringelblumensalbe ist dafür bekannt, die Wundheilung zu fördern und Entzündungen zu bekämpfen. Es gibt viele fertige Präparate mit Ringelblume zu kaufen, Sie können aber auch selbst einen Aufguss aus Ringelblumen-Blüten oder Ringelblumenöl herstellen.
  • Minze: Minze finden Sie im Supermarkt unter den Kräutern, aber auch als Arzneipflanze kommt das duftende Gewächs zum Einsatz. Die ätherischen Öle der Minze wirken schleimlösend, schmerzlindernd und entzündungshemmend. Die beliebteste Darreichungsform von Minze ist Tee, doch auch als Öl kann die Pflanze – auf die Schläfen getupft – zum Beispiel positiv gegen Kopfschmerzen wirken.
  • Beifuß: Bei Krämpfen oder Blähungen kann Beifuß helfen. Er wächst in Mitteleuropa und ist daher ebenso wie Brennnessel an vielen Stellen kostenfrei zugänglich. Besonders bei Menstruationsbeschwerden gilt Beifuß als pflanzliche Wunderwaffe und kann den Zyklus nicht nur regulieren, sondern sogar gegen Entzündungen der Eierstöcke wirken.
  • Artischockenblätter: Artischocken sind nicht nur unheimlich gesund und enthalten viele Mineralstoffe sowie Vitamine, sondern wirken krampflösend, cholesterinsenkend, entzündungshemmend und entgiftend. Aus den Blättern der Artischocke kann ein Extrakt gewonnen werden, das zahlreiche Symptome lindert.

Für den einen gut, für den anderen Gift: Wenden Sie sich bei Unsicherheiten an Ihren Arzt

Während die einen allergisch auf Ringelblumen reagieren, sind sie für andere ein wertvolles Mittel bei Entzündungen. Während die eine Pflanze für den einen gut ist, kann sie für den anderen wirkungslos oder sogar gefährlich sein. So gibt es zum Beispiel Heilpflanzen, die Schwangere meiden sollten, wie zum Beispiel Beifuß, Küchenschelle oder Berberitze. Am besten sprechen Sie mit Ihrem Arzt, wenn Sie eine Krankheit mit pflanzlichen Präparaten behandeln wollen. Er kann Ihnen wertvolle Tipps geben und Sie bei der Dosierung beraten. Nach oben