Diabetes mellitus – Ursachen, Symptome, Behandlung & Vorbeugung
- Definition: Was ist Diabetes mellitus?
- Ursachen: Was sind die Auslöser für Diabetes mellitus?
- Welche Faktoren erhöhen das Risiko für Diabetes mellitus?
- Symptome: Woran erkennt man Diabetes mellitus?
- Diagnose: Wie diagnostiziert der Arzt Diabetes mellitus?
- Behandlung: Wie wird Diabetes mellitus therapiert?
- Ärztlicher Check-Up vor Sport bei Diabetes mellitus
- Diabetes mit Sport stoppen
- Diabetes mellitus: Vermeiden Sie Unterzuckerung
- Komplikationen bei Diabetes
- Nierenleiden und Diabetes
- Vorbeugung: Wie kann man Diabetes mellitus vorbeugen?
- Fazit zu Diabetes mellitus
Die wichtigsten Informationen über Diabetes mellitusDefinition: Stoffwechselstörung, die den Abbau von Glukose im Körper betrifftFormen: Diabetes Typ-I (Insulin-Mangel) oder Typ-II (Insulin-Resistenz)Ursachen: genetische Ursachen, Störung des Glukoseabbaus, wenig Sport, ÜbergewichtSymptome: Durstempfinden, Schwächegefühl, Müdigkeit, Bauchschmerzen, schwache MuskelreflexeBehandlung: Spritzen von Insulin, Veränderung der Lebensgewohnheiten |
Diabetes Mellitus betrifft schon lange nicht mehr nur alte oder genetisch vorbelastete Menschen, mehr und mehr kommt es zu Diabetes-Fällen in der jüngeren Bevölkerungsschicht. © abcmedia – Fotolia
Schätzungsweise 6 Millionen Menschen sind in Deutschland an Diabetes erkrankt. Am stärksten betrifft die Krankheit die Altersgruppe der 60- bis 79-Jährigen. Im Jahr 2010 gab es weltweit 285 Millionen Diabetiker. Forscher rechnen damit, dass sich diese Anzahl bis zum Jahr 2030 auf 438 Millionen Menschen erhöht.
Doch wie gefährlich ist Diabetes? Diabetes bringt unter Umständen verheerende Folgen mit sich. Bleibt die Zuckerkrankheit unbehandelt oder unkontrolliert, kann sie zu ernsthaften Herzerkrankungen, Schlaganfällen, Erblindung, Amputationen, Nierenversagen und sogar zum Tod des Patienten führen.
Zum Glück verhindert man die am weitesten verbreitete Form, den Typ-II-Diabetes, in vielen Fällen. Dies gilt selbst dann, wenn man ein erhöhtes Risiko für diese Krankheit aufweist.
Definition: Was ist Diabetes mellitus?
Bei Diabetes, genauer Diabetes mellitus, handelt es sich um eine Stoffwechselstörung, die den Abbau von Blutzucker (Glukose) betrifft.
Bei Diabetes mellitus ist die Zuckerverwertung in den Körperzellen gestört. Das führt zu anhaltend hohen Blutzuckerwerten. Der Blutzucker gilt als einer der wichtigsten Energielieferanten für die Zellen. So sind Gehirn und Muskulatur auf eine ausreichende Glukosezufuhr angewiesen.
Für die Zuckerverwertung sorgt Insulin, das Hormon aus der Bauchspeicheldrüse. Die Folge der gestörten Zuckeraufnahme beim Diabetes besteht in einem Anstieg des Blutzuckerspiegels und der Ausscheidung der Glukose über die Nieren mit dem Urin.
Was bedeutet „Diabetes mellitus”?
Der etwas sperrige Begriff Diabetes mellitus wird in der Umgangssprache eigentlich kaum verwendet. In der Regel spricht man immer nur von Diabetes. Die Bezeichnung besteht aus zwei Worten unterschiedlicher Sprache. Diabetes ist Altgriechisch und bedeutet so viel wie „Hindurchfließen” und mellitus ist Latein und heißt übersetzt „honigsüß“. Wörtlich übersetzt bedeutet Diabetes mellitus also „honigsüßer Durchfluss”.
Diese etwas seltsam klingende Bezeichnung stammt von dem typischen Symptom der Diabetes, nämlich dem zuckerhaltigen Urin, den betroffene Personen ausscheiden. Der Name wurde im 17. Jahrhundert tatsächlich aufgrund einer Geschmacksprobe geprägt.
Was passiert bei Diabetes mellitus im Körper?
Das Hormon Insulin sorgt in Ihrem Körper nach einer Mahlzeit dafür, dass der Körper Glukose aus dem Blut in die Zellen schleust. Dort stellt er es zur Energiegewinnung zur Verfügung. Die meisten Zellen nehmen Glukose nur in Anwesenheit von Insulin auf. Nach einer kohlehydratreichen und damit glukosehaltigen Mahlzeit flutet viel Zucker im Blut an. Ihr Insulinbedarf erhöht sich kurzfristig und Ihr Körper passt sich an, indem er mehr Insulin herstellt und in den Blutkreislauf abgibt.
In der Regel wirkt Insulin wie ein Generalschlüssel, der alle Türen der Zellen aufschließt und der Glukose aus dem Blut den Eintritt ins Innere ermöglicht. Auch nachts oder zwischen den Mahlzeiten setzt die Bauchspeicheldrüse geringe Mengen an Insulin frei. Überschüssige Glukose, die der Körper nicht verbrennt, speichern Leber und Muskeln in Form von Glykogen oder wandeln sie in Fett um. In einem hungrigen Moment mobilisiert der Körper die gespeicherte Energie wieder und gibt sie in das Blut ab.
Bei einem Diabetiker funktioniert dieser Mechanismus nicht. Die Glukose kann nicht aus dem Blut an die Zellen abgegeben werden. Der Zuckerspiegel im Blut steigt stark an. Ohne medikamentöse Behandlung kann er nur schwer unter Kontrolle gehalten werden. Ein stark erhöhter Blutzuckerspiegel hat schwerwiegende Auswirkungen auf das Befinden.
Welche Blutzuckerwerte sind normal?
Ein normaler Blutzuckerwert liegt unterhalb von 100 mg/dl (Deziliter = 100 ml). Unmittelbar nach dem Essen kann der Blutzucker 100 mg/dl übersteigen, steigt aber selten über 140 mg/dl.
Bei Diabetes mellitus übersteigt der Zucker im nüchternen Zustand (vor dem Frühstück) bereits Werte von 110 mg/dl. Kurz nach dem Essen kann der Gehalt auf über 200 mg/dl steigen.
Was ist der Unterschied zwischen Diabetes Typ 1 und Diabetes Typ 2?
Die häufigsten Formen dieser chronischen Stoffwechselerkrankung sind Typ-I- und Typ-II-Diabetes.
Diabetes Typ-I | Diabetes Typ-II |
Typ-I-Diabetiker leiden an einer Autoimmunerkrankung. Dabei werden die körpereigenen Zellen der Bauchspeicheldrüse zerstört, die das Hormon Insulin produzieren. Das führt zu einem Insulinmangel.Infolgedessen steigt der Blutzuckerspiegel an, da die Körperzellen die Glukose aus dem Blut ohne Insulin nicht aufnehmen.An Typ-I-Diabetes können sowohl Kinder als auch ältere Menschen erkranken. Abhilfe schafft das Spritzen von Insulin. | Bei Diabetes Typ-II ist genügend Insulin vorhanden. Allerdings reagieren die Körperzellen nicht mehr oder nicht ausreichend auf das Hormon. Es liegt eine Insulinresistenz vor. Zusätzlich kommt es auch hier zu Störungen bei der Insulinbildung, denn zunächst versucht der Körper, die Resistenz durch eine Überproduktion an Insulin auszugleichen.Nach einigen Jahren versagen die insulinbildenden Zellen der Bauchspeicheldrüse und der Glukosespiegel im Blut steigt an. Diabetes Typ-II ist erblich bedingt oder tritt durch eine ungesunde Lebensweise auf.Immer mehr Kinder und junge Menschen erkranken aufgrund von Fehlernährung, Übergewicht und Bewegungsmangel an diesem Diabetes-Typ. Die Bezeichnung „Altersdiabetes” ist für Typ-II Diabetes also nicht mehr angemessen. |
Ursachen: Was sind die Auslöser für Diabetes mellitus?
Bei Diabetikern ist der Abbau von Glukose im Körper gestört. Die Bauchspeicheldrüse produziert nicht genügend Insulin oder die Körperzellen reagieren nicht mehr auf das Insulin als Türöffner.
Anstatt in die einzelnen Zellen zu gelangen, häuft sich die Glukose im Blut an. Ein Teil davon wird mit dem Urin ausgeschieden.
Bei Diabetes Typ-I ist die Ursache eine angeborene Erkrankung des Immunsystems.
Eigentlich sollte das Abwehrsystem körperfremde Zellen bekämpfen. Bei dieser Erkrankung richtet es sich aber gegen körpereigene Zellen der Bauchspeicheldrüse. Diese produzieren eigentlich das Hormon Insulin, welches dafür verantwortlich ist, dass die Glukose aus dem Blut in die Zellen gelangt. Im Laufe der Zeit wird immer weniger Insulin gebildet, sodass auch der hohe Blutzuckerspiegel nicht mehr ausreichend abgebaut werden kann.
Diabetes Typ-II entsteht in den meisten Fällen durch äußere Faktoren im Laufe des Lebens. Mittlerweile sind auch genetische Ursachen bekannt.
Die Körperzellen reagieren nicht mehr auf das Hormon Insulin und nehmen darum keinen Blutzucker mehr auf. Dadurch steigt der Gehalt an Zucker im Blut. Als Ursachen dafür kommen Bewegungsmangel oder Übergewicht infrage. Mit der Zeit kann sich auch eine Resistenz der Körperzellen gegen das Hormon Insulin entwickeln. Der Körper anderer Patienten produziert kaum mehr Insulin, sodass der Blutzucker nicht mehr abgebaut werden kann.
Welche Faktoren erhöhen das Risiko für Diabetes mellitus?
Während Diabetes Typ-I eine angeborene Erkrankung ist, entwickelt sich Diabetes Typ-II zumeist aufgrund von äußeren Umständen.
Zu den Risikofaktoren für Diabetes mellitus gehören:
- Übergewicht
- Bewegungsmangel
- Einnahme bestimmter Medikamente, z. B. Kortison, harntreibende- oder blutdrucksenkende Medikamente, Antibabypille, Antidepressiva
- genetische Vorbelastung
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Symptome: Woran erkennt man Diabetes mellitus?
Die Art und Ausprägung von Symptomen sind meist davon abhängig, um welche Art von Diabetes es sich handelt sowie vom Ausmaß des Mangels an Insulin im Körper.
Erste Anzeichen für erhöhten Blutzucker
Erreicht Ihre Blutzuckerkonzentration eine gewisse Höhe, so äußern sich folgende Symptome:
- trockener Mund
- Durst
- häufiges Urinieren
- verschwommenes Sehen
- Müdigkeit
Ab Blutzucker-Werten von über 240 mg/dl sowie bei einem positiven Ketonkörper-Urintest muss ein Arzt kontaktiert werden. Ketonkörper sind ein giftiges Nebenprodukt des Stoffwechsels, die entstehen, wenn der Körper nicht mehr in der Lage ist, Glukose in Energie umzuwandeln.
Typisch für mäßig erhöhte Blutglukosekonzentrationen ist jedoch, dass diese eben nicht hoch genug sind, um zu den erwähnten fühlbaren Symptomen zu führen. Obwohl Sie sich gut fühlen, greift der erhöhte Blutzuckergehalt langsam aber stetig die Gesundheit Ihrer Nerven, Blutgefäße, Organe und anderer Gewebe an.
Im Laufe der Zeit hat dies Komplikationen zur Folge:
- Nierenerkrankungen
- Verlust des Sehvermögens
- Nervenschädigung
- Schlaganfall
Sie spüren keine Symptome, stellen aber Tag ein Tag aus bei Ihrer täglichen Blutzuckerbestimmung einen erhöhten Wert fest? Dieser Blutzuckerwert ist immer nur eine Momentaufnahme. Es ist durchaus möglich, dass die Blutzuckerkonzentration zwischen den Messzeitpunkten unbemerkt über den empfohlenen Grenzwert ansteigt. Aus diesem Grund wird allen Diabetikern empfohlen, zweimal pro Jahr bei Ihrem Arzt eine Blutuntersuchung auf glykosyliertes Hämoglobin (HbA1c) durchführen zu lassen. |
Dieser Test gibt Auskunft über die durchschnittliche Blutzuckerkonzentration in den letzten drei Monaten. Ein Messergebnis von 7 % oder darunter ist bei Diabetikern ein allgemein angestrebtes Ziel.
Je nach Diabetes Typ können sich die Symptome stark unterscheiden. Während Typ-II Diabetes häufig geringe bis keine Symptome zeigt und entsprechend erst spät erkannt wird, kann Typ-I Diabetes teils plötzlich und mit überraschender symptomatischer Härte auftreten.
Überzuckerung, aufgrund von akutem Insulinmangel, führt ohne Intervention schnell zum sogenannten hyperglykämischen Koma, einem Zustand, bei dem auch ein Bewusstseinsverlust eintreten kann. Dieser tritt nur selten tatsächlich auf.
Symptome bei akuter Überzuckerung
- Durst
- Übelkeit
- Bauchschmerzen
- schwache Muskelreflexe
Info Im Vergleich zur Überzuckerung ist eine Hypoglykämie (Unterzuckerung) bei Diabetikern selten, denn sie verfügen in der Regel über ausgeprägte Toleranzen. Ab einem Wert von unter 50 mg/dl können bei Nicht-Diabetikern erste Symptome wie Schweißausbruche und Bewusstseinstrübungen auftreten. Unbehandelt kann dieser tödlich enden, denn viele Körperzellen sind auf Glukose angewiesen, damit sie funktionieren. |
Warnzeichen für Diabetes Mellitus
- Sie müssen häufig Wasser lassen und haben großen Durst.
Bei sehr hohem Blutzucker versucht der Körper, die überschüssige Glukose mit dem Urin loszuwerden. So erklären sich die häufigen WC-Besuche von Diabetikern. Diabetes mellitus heißt wörtlich übersetzt „zuckersüßer Durchfluss“, was genau diesen Vorgang beschreibt. Weil der Körper viel Wasser verliert, stellt sich starker Durst ein. Sechs Liter Wasser am Tag sind keine Seltenheit.
- Sie verlieren deutlich an Gewicht und Ihre Leistungsfähigkeit sinkt.
Fehlt dem Körper Insulin, bleibt der Zucker im Blut und die Zellen bekommen keinen „Treibstoff”. Zur Energiegewinnung muss der Körper auf seine Eiweiß- und Fettreserven zurückgreifen, die dadurch langsam zur Neige gehen. Innerhalb weniger Wochen gehen so mehrere Kilogramm Körpergewicht verloren. Aus dem gleichen Grund sinkt die allgemeine Leistungsfähigkeit.
- Sie leiden unter Juckreiz und schlecht heilenden Wunden.
Ein permanent hoher Blutzuckerspiegel stört den Haut-Stoffwechsel und das Immunsystem. Als Folge heilen selbst kleinste Wunden zögerlich. Wegen des Flüssigkeitsmangels trocknet die Haut des Weiteren immer mehr aus und fängt stark an zu jucken.
- Sie haben auffällig häufig mit Infektionskrankheiten zu kämpfen.
Diabetes schwächt das Immunsystem, indem es die Zahl der Abwehrzellen verringert und die Beweglichkeit der verbliebenen Abwehrzellen einschränkt. Außergewöhnlich häufige Infektionen (z. B. der Nieren und der Blase) sind die Folge.
- Sie leiden unter Sehstörungen.
Zu viel Glukose im Blut bedeutet zu viel Glukose im Augenkammerwasser, aus dem sich die Linse ernährt. Die Linse reagiert auf die Überzuckerung des Kammerwassers mit einer vermehrten Flüssigkeitsaufnahme. Dadurch trübt sie zunehmend.
Diagnose: Wie diagnostiziert der Arzt Diabetes mellitus?
Wenn ein Arzt typische Symptome von Diabetes feststellen kann, so kann eine Blutzuckermessung durchgeführt werden. Dazu nimmt der Arzt Blut vom Patienten ab und untersucht es anschließend.
Blutwerte mit mehr als 200 mg/dl Glukose deuten bereits auf einen überdurchschnittlich hohen Zuckergehalt hin. Ein wiederholter Messwert von mindestens 126 mg/dl im nüchternen Zustand kann diese Anfangsthese stützen.
Die Aussagekraft des HbA1c-Wertes bei Diabetes mellitus
Der HbA1c-Wert zeigt an, wie sich der Blutzucker in den letzten zwölf Wochen verhalten hat. Je häufiger und länger er dann erhöht war, desto höher ist dann auch dieser Wert. Damit ist er natürlich deutlich aussagekräftiger als eine normale Blutzuckermessung.
Beim HbA1c-Wert handelt es sich um Hämoglobin, den roten Blutfarbstoff, an den sich ein Glukose-Molekül angelagert hat. Sind Sie gesund, liegt dieser Wert bei rund 30 mmol/mol bzw. bei fünf Prozent. Wenn Sie Typ-II-Diabetiker sind, sollte Ihr HbA1c-Wert 6,5 bis 7,5 % nicht übersteigen. Dies gelingt mit der richtigen Ernährung; zudem sollte er immer wieder einmal überprüft werden.
Der Diabetes (Selbst-)Test
Ein Blutzuckertest allein ist allerdings noch kein stichfester Hinweis auf Diabetes mellitus. Bei erhöhtem Wertergebnis wird im Anschluss ein oraler Glukosetoleranztest durchgeführt. Dem Patienten werden nüchtern 75 g Zuckerlösung zu trinken gegeben. Zudem werden weitere Bluttests gemacht. Ein erneuter Wert von mindestens 200 mg/dl nach 120 Minuten ist letztlich der Nachweis von Diabetes.
In vielen Apotheken erhalten Sie zudem Selbsttests, mit deren Hilfe Sie Ihren Urin auf Zucker untersuchen können. Verfärbt sich der Teststreifen, so sollten Sie bei einem Arzt einen umfassenden und Diabetes Test durchführen lassen.
Behandlung: Wie wird Diabetes mellitus therapiert?
Diabetes mellitus Erkrankten hilft in der Regel bereits eine bewusste Ernährung sowie regelmäßige körperliche Bewegung bei der Kontrolle der Krankheit. Auf diese Weise wird das Risiko reduziert, schwere Komplikationen zu entwickeln. Dank der Entwicklung neuer Medikamente, medizinischer Hilfsmittel (z. B. des Pins zur Insulininjektion) und anderer moderner Behandlungsmöglichkeiten leben Diabetiker heute mit ihrer Erkrankung gesünder als je zuvor.
Die Dunkelziffer an Zuckerkranken fällt hoch aus. Eine große Anzahl an Menschen ist sich ihres hohen Diabetes-Risikos nicht bewusst. Mit Ihrem persönlichen Einsatz und der Hilfe Ihres Arztes ist die Aussicht, einen Diabetes-Ausbruch zu verhindern oder eine bestehende Zuckerkrankheit zu kontrollieren, besser als jemals zuvor.
Diabetes mellitus-Therapie mit Medikamenten
Für Diabetiker gibt es eine Reihe an wirksamen Medikamenten. Bringt die Lebensumstellung keine entsprechenden Ergebnisse, so wird Ihr Arzt mit der Medikamentengabe beginnen. In einem ersten Schritt ist dies ein Antidiabetika, welches oral eingenommen wird. In der Regel kommt dabei Metformin zum Einsatz.
Wenn das orale Antidiabetika nicht anschlägt, setzen Ärzte auf eine Kombination verschiedener Antidiabetika-Präparate. Häufig wird dafür weiterhin Metformin als Basis gereicht. Hinzu kommen weitere Antidiabetika anderer Substanzklassen, die Metformin ergänzen. Auch Kombipräparate sind erhältlich.
Eine typische Insulintherapie kommt heutzutage nur noch selten zum Einsatz. Erst wenn Antidiabetika nicht wirken, schlägt Ihnen Ihr Arzt die Injektion von Insulin vor. Häufig werden dabei weiterhin Antidiabetika oral zusätzlich verschrieben.
Einnahme von Insulin bei Diabetes mellitus
Bis vor kurzem verknüpfte man die Abhängigkeit von externem Insulin eng mit den Begriffen Spritzen und Nadeln. Jetzt gibt es andere Möglichkeiten:
- Insulin-Pen:
Obwohl noch immer eine Nadel zum Einsatz kommt, bietet der Insulin-Pen eine bequemere, präzisere und diskretere Möglichkeit der Anwendung. Sie setzen lediglich die Nadel in den Pen ein, wählen auf einer Scheibe die benötigte Insulindosis vor und drücken dann auf einen Knopf, um das Insulin freizusetzen. Einige Modelle sind zum Einmalgebrauch bestimmt, während andere austauschbare Insulinpatronen besitzen.
- Hochdruck-Insulininjektionen:
Diese benutzen Luft unter hohem Druck, um Insulin unter die Haut zu injizieren. Diese Geräte sind eine Option für Personen, die keine Nadeln benutzen. Bei falscher Anwendung verursachen sie jedoch Hautverletzungen. Die amerikanische Diabetesgesellschaft rät vom routinemäßigen Einsatz ab.
- Insulinpumpen:
Diese Pumpen sind kleiner als ein Kartenspiel und man befestigt sie an einem Gürtel. Sie setzen kontinuierlich Insulin durch einen unter die Haut implantierten Schlauch frei. Bei korrekter Anwendung ermöglichen sie insgesamt eine bessere Blutzuckerkontrolle. Eine implantierbare Insulinpumpe ist in Europa auf dem Markt.
Häufige Fehler bei Diabetes mellitus
Die Behandlung von Diabetes ist grundsätzlich sehr erfolgreich. Wenn jedoch im Laufe der Therapie Ungenauigkeiten der Betroffenen passieren, kann das fatale Folgen haben.
Typische Fehler bei Diabetikern sind:
- Mangelhafte Qualität der Blutzuckereinstellung
Die regelmäßige Kontrolle des Blutzuckerspiegels gilt als Schlüssel zu einer individuellen Behandlung und Einstellung bei Diabetes mellitus. Die täglichen Glukosewerte können stark variieren, einzelne Messungen geben lediglich Momentaufnahmen wieder. Lassen Sie daher auch einen anderen Indikator bestimmen, der besseren Aufschluss über den mittleren Glukosespiegel der vergangenen drei Monate gibt: den HbA1C-Test, auch „Zuckergedächtniswert” genannt.
- Zu geringe Messfrequenz bzw. falsche Messung
Diabetes-Patienten sollten ihren Blutzuckerspiegel mindestens dreimal täglich kontrollieren. Viele empfinden diese Prozedur als lästig und beschränken die Messung auf einmal pro Tag. Zudem messen die meisten ausschließlich vor den Mahlzeiten.
Dabei ist es oft ebenso wichtig, den Blutzuckerspiegel nach den Mahlzeiten festzustellen. Vor allem Patienten, bei denen trotz guter Nüchternblutzuckerwerte der HbA1C zu hoch ist, sollten auch jeweils bis zu vier Stunden nach den Mahlzeiten messen.
- Verzögerte Behandlung mit Medikamenten
Etwa 40 % der Patienten mit Prädiabetes (regelmäßige Nüchternzuckerwerte zwischen 100 und 125 mg/dl) entwickeln später einen Diabetes mellitus. Hier können rechtzeitig verordnete und auch eingenommene Arzneimittel das Risiko zusätzlich senken.
- Unangepasste Lebensweise
Ersetzen Sie Weißbrot häufiger mal durch Vollkornbrot und reduzieren Sie Ihren Fettverzehr. Diabetiker mit Übergewicht sollten generell versuchen, 5 bis 10 % ihres Körpergewichts abzunehmen. Dadurch kann ihr körpereigenes Insulin sehr viel besser den Blutzucker in Schach halten. Bewegung tut gut: Patienten mit Prädiabetes, die an fünf Tagen der Woche rund 30 Minuten leichte Gymnastikübungen ausübten, konnten in einer Studie ihr Risiko für Diabetes mellitus um 58 % senken.
Behalten Sie die Kontrolle über Ihren Blutzucker!
Jeder Diabetes-Patient wird hin und wieder einen schlechten Tag bei der Einstellung seines Blutzuckerspiegels haben. Oft hängt dies mit einem nachvollziehbaren Ausrutscher zusammen, wie beispielsweise zu viel Essen bei einem Fest oder fehlender körperlicher Bewegung. Normalisiert sich die Blutzuckerkonzentration nach dem Ausrutscher, so spricht man noch nicht von einem Kontrollverlust.
Der Blutglukosegehalt kann sich jedoch auch langfristig oberhalb des gesetzten Grenzwertes bewegen. Das kann bei Betroffenen schon einmal zu Verwirrung führen. Warum steigt der Zuckerwert plötzlich so hoch an und warum merken sie davon erst einmal gar nichts? Ein derartiger Kontrollverlust über den Blutzuckergehalt muss unbedingt mit einem Arzt besprochen werden, damit Lösungen gefunden werden können, um den Körper besser einzustellen.
Für sich wiederholende Episoden erhöhten Blutzuckers können Sie selber Maßnahmen ergreifen, um die Blutzuckerkonzentration „wieder auf den richtigen Weg zu bringen”. Entwickeln Sie mit Hilfe Ihres Arztes einen Plan, der sicherstellt, dass Sie genau wissen, was zu tun ist. Spielen Sie mögliche Schwierigkeiten, wie sie beispielsweise auf einer Reise auftreten können, vorher durch. Überlegen Sie, was Sie in bestimmten Situationen zu tun haben, sodass Sie im Ernstfall schnell und gezielt nach Plan reagieren können.
Diabetes mellitus mit Naturheilkunde behandeln
Eine beginnende Insulinresistenz bekommen Sie häufig auch ohne Medikamente in den Griff und können dadurch die Zuckerkrankheit aufhalten. In jedem Fall ermöglicht Ihnen die Naturheilkunde, die Medikamentendosis zu reduzieren. Blutzuckersenkende Heilpflanzen kurbeln entweder die Insulinausschüttung an, verzögern die Kohlenhydrataufnahme oder erhöhen die Empfindlichkeit der Rezeptoren für Insulin.
Diese Heilpflanzen können Ihren Blutzuckerspiegel senken:
- Efeukürbis (Coccina indica)
- Bockshornkleesamen
- Gymnema sylvestre
- Amerikanischer Ginseng
- Feigenkaktus
- Bittermelone
- Hintonia
Richtige Ernährung bei Diabetes mellitus
Eine spezielle Ernährung für Diabetiker, wie es sie vor einiger Zeit noch gab, ist heute längst überholt. Es gelten die gleichen Regeln wie für eine gesunde Person:
- ausgewogene, vielseitige Ernährung mit viel Gemüse, Obst und Vollkornprodukten
- Genuss von hochwertigem, magerem Fleisch
- fettarme Milchprodukte
- ausreichend Flüssigkeitsaufnahme
- Verzicht auf einfache Kohlenhydrate, etwa aus Weißbrot oder Süßigkeiten
Ärztlicher Check-Up vor Sport bei Diabetes mellitus
Wenn Sie bislang keinen Sport gemacht haben, sprechen Sie zuerst mit Ihrem Arzt, wann und mit welcher „Anfangsdosis” Sie loslegen dürfen. Das gilt für Diabetiker genauso wie für gesunde Menschen. Bei Diabetikern kommt jedoch erschwerend hinzu, dass Warnsymptome einer Durchblutungsstörung ausbleiben können.
Welche Parameter sollten bestimmt werden?
- Ein EKG und ein Belastungs-EKG im Rahmen einer sportmedizinischen Untersuchung geben Hinweise darauf, wie belastbar Ihr Herz und Ihre Lunge sind.
- Ihr Blutdruck sollte in Ruhe und bei Belastung kontrolliert werden (gegebenenfalls Langzeitmessung).
- Die optionale Laktat-Bestimmung ist eine Messgröße der Leistungsdiagnostik, die dabei hilft, das Training besser zu planen und dessen Intensität zu optimieren.
- Eine Augenuntersuchung ist gerade für Diabetiker besonders wichtig, weil zu intensive körperliche Anstrengungen einen durch Diabetes verursachten Netzhautschaden verschlechtern können.
Diabetiker mit diagnostiziertem Risikoprofil für eine koronare Herzkrankheit gehören in eine spezielle Herzsportgruppe. Dort ist ein in Notfallmedizin geübter Arzt inklusive Defibrillator und Notfallkoffer anwesend.
Die richtige Belastungsstufe: zu Beginn immer „niedrig”
Beim Laufen, Walken & Co. sollten Sie immer mit einer gefühlt niedrigen Belastung beginnen. Damit ausreichend Sauerstoff für Ihre Glukose- und Fettverbrennung vorhanden ist, sollten Sie im „aeroben” Bereich trainieren. Das heißt, dass Sie sich mit einem (realen oder virtuellen) Trainingspartner flüssig in vollständigen Haupt- und Nebensätzen unterhalten können.
Wenn Sie ganz genau wissen wollen, wo der optimale Anstrengungsgrad für Sie liegt, kommt jetzt die Laktatdiagnostik ins Spiel. Natürlich in der Bewegungsform, die Sie am liebsten praktizieren wollen. Mit Hilfe einer Pulsuhr können Sie danach Ihr Belastungsgefühl schulen, bis Sie ein gutes Körpergefühl entwickelt haben. Das ist uns Zivilisationsmenschen, die sich im Alltag kaum noch ausdauernd bewegen, abhanden gekommen.
Die wichtigsten Faustregeln in Kürze
- Kommen Sie (anfangs) beim Sport nicht außer Atem.
- Beginnen Sie mit Belastungen von zehn Minuten Dauer.
- Steigern Sie zunächst die Häufigkeit pro Woche (z. B. von zwei- auf dreimal), dann die Belastungsdauer (z. B. von 10 auf 15 Minuten).
- Als Optimum empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine halbe Stunde Bewegung pro Tag. Lassen Sie sich Zeit, dieses Ziel zu erreichen
Führen Sie ein „sportliches” Blutzucker-Tagebuch
Sehr wichtig: Schreiben Sie alles auf!
- Wie lange und wie intensiv sind Sie gelaufen oder gewalkt?
- Was haben Sie gegessen, und wie haben sich Ihre Blutzuckerwerte verändert?
Notieren Sie alles mit Datum und Uhrzeit. Das Tagebuch dient nicht nur der Kontrolle, sondern wird Sie auch ungemein motivieren. Warum? Viele Diabetiker sehen schon nach nur einer Woche den positiven Effekt auf ihren Langzeitblutzucker (HbA1c) und auf den Insulinbedarf (bei insulinpflichtigen Diabetikern).
Diabetes mit Sport stoppen
Neben der Ernährungsumstellung und einem guten Gewichtsmanagement ist regelmäßige Bewegung die wichtigste Säule im Kampf gegen den Typ-II-Diabetes, denn Bewegung transportiert den Zucker aus dem Blut in die Zellen.
Kreislauf und Stoffwechsel werden durch Sport angeregt und die Insulinresistenz wird zudem verringert. Dadurch lässt sich der Effekt von Sport sogar messen. Der Blutzuckerspiegel sinkt nachweislich. Wenn Sie körperlich aktiv werden, bewegen sich Ihre Muskeln. Dazu benötigen Sie Energie in Form von Glukose.
Aber Vorsicht: Nicht jede Sportart ist gleich gut geeignet. Es kommt auf die Ausprägung der Diabetes-Erkrankung an. |
Werden Sie körperlich aktiv, denn Ausdauersport befreit Sie von Übergewicht und Bauchspeck. Wer sich bewegt …
- verbraucht mehr Kalorien
- senkt und stabilisiert den Blutzuckerspiegel
- aktiviert die Produktion des Glukose-Transporteiweißes (GLUT-4), das die Aufnahme von Zucker in die Muskelzellen fördert
- verbessert die Wirkung von Insulin; die Zellen reagieren wieder empfindlicher auf Insulin
- verringert den Medikamentenbedarf
- fördert die Bildung neuer Blutgefäße
- verbessert die Blutfettwerte
- senkt den Blutdruck
- baut Stresshormone ab, die Übergewicht fördern können
- beugt Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiken vor
- stärkt das Immunsystem gegen Infekte und Krebs
Die besten Sportarten bei Typ-II-Diabetes sind:
- Radfahren
- Joggen
- Wandern
- Nordic Walking
- Schwimmen
Entscheidend für die Wirksamkeit des Ausdauertrainings ist die richtige Belastung.
Diabetes mellitus: Vermeiden Sie Unterzuckerung
Sport senkt Ihren Blutzucker. Aus diesem Grund sollten Sie vor und nach dem Training Ihren Wert messen, bei längeren Einheiten auch währenddessen. Falls Sie Insulin spritzen oder blutzuckersenkende Tabletten einnehmen, ist das Risiko für eine Unterzuckerung erhöht.
Grundsätzlich kann jeder Diabetiker von einer Unterzuckerung beim Sport betroffen sein. Je länger und intensiver die Belastung ist, desto höher das Risiko. Warnzeichen einer Unterzuckerung wie Schwitzen und Herzjagen werden häufig als Folge der körperlichen Anstrengung fehlgedeutet oder treten erst spät bzw. gar nicht auf. Um eine Unterzuckerung zu vermeiden, sollten Sie Folgendes einplanen:
- Sprechen Sie auf jeden Fall vor körperlichen Anstrengungen mit Ihrem Arzt.
- Informieren Sie Ihre Sportpartner im Vorfeld über Ihre Erkrankung und die Gefahr starker Zuckerschwankungen.
- Ihr Blutzucker sollte vor dem Sport mindestens zwischen 150 bis 180 mg/dl (8,3 bis 10 mmol/l) liegen. Das ist nur ein Richtwert. Er kann individuell abweichen und höher liegen.
- Bei längeren Anstrengungen (z. B. bei einer Wandertour) sollten Sie Ihren Blutzucker engmaschig kontrollieren: Die erste Messung nach 30 Minuten, dann nach jeweils 30 bis 60 Minuten neu bestimmen.
- Besprechen Sie mit Ihrem Hausarzt bzw. Diabetologen, ob Sie die Dosis Ihres Medikamentes (Insulin oder Tabletten) vor dem Sport verringern sollen.
- Halten Sie immer Traubenzucker und bei längeren Einheiten Vollkorn griffbereit.
- Noch viele Stunden nach dem Sport kann das Unterzuckerungsrisiko erhöht sein. Wenn Sie also abends Sport getrieben haben, sollten Sie lieber mit einem etwas höheren Abendwert in die Bettruhe starten. Die stummen Hypoglykämien (Unterzuckerungen, die nachts im Schlaf auftreten) sind besonders gefährlich, da sie nicht oder erst sehr spät bemerkt werden.
Erste Hilfe bei Unterzuckerung
Überanstrengen Sie sich nicht. Bei ersten Anzeichen einer Unterzuckerung (Schweißausbrüche, Herzklopfen, kribbelnde Lippen, Zittern und Konzentrationsstörungen) bzw. bei Werten unter 100 mg/dl (5,6 mmol/l) essen Sie sofort zwei bis vier Plättchen Traubenzucker (schnell wirkendes Kohlenhydrat). Auch ein Glas Cola (keine zuckerfreie Diät-Cola) und purer Orangen- oder Apfelsaft helfen. Pausieren Sie mit dem Sport.
Kontrollieren Sie Ihren Blutzucker regelmäßig. Sie schützen sich am besten vor einer erneuten Unterzuckerung, indem Sie langsam ins Blut fließende Kohlenhydrate verzehren, also beispielsweise ein bis zwei Scheiben Vollkornbrot.
Zum Durstlöschen eignen sich Getränke wie Cola, Limonaden und pure Säfte schon wegen ihres Kaloriengehaltes nicht. Sie fungieren lediglich als „Erste Hilfe” bei einer Unterzuckerung. Auch als Diabetiker benötigen Sie keine dubiosen Sportgetränke. Greifen Sie stattdessen zu Apfelschorle oder Mineralwasser.
Auch Koffeinzusätze, wie sie in einigen Sport- und Energy-Getränke enthalten sind, sind nicht zu empfehlen. Größere Mengen Koffein können Kopfschmerzen, Schwindel und sogar Herzrhythmusstörungen auslösen.
Komplikationen bei Diabetes
Wie sieht es mit der Herzgesundheit von Diabetikern aus? Mit dieser Frage haben sich Forscher der TU München befasst und sich die Herzkranzgefäße von Transplantationspatienten mit und ohne Diabetes angeschaut.
Sie entdeckten: Menschen, die unter Diabetes leiden, bekommen auch deutlich häufiger einen Herzinfarkt. Grund dafür: die erhöhten Blutzuckerwerte schädigen die Blutgefäße am Herzen. Die Transplantationspatienten, die unter Diabetes litten, wiesen eine deutlich verringerte Anzahl kleiner Gefäße am Herzen auf.
Instabile Schutzschicht führt zum Gefäßsterben
Wieso weniger kleine Gefäße vorhanden sind, konnten die Wissenschaftler ebenfalls aufdecken. Ein hoher Blutzuckerspiegel sorgt dafür, dass die Perizyten abgebaut werden. Hierbei handelt es sich um Zellen, die sich normalerweise um die kleinen Blutgefäße legen und so eine Schicht um sie herum bilden. Diese Schicht stabilisiert die Äderchen.
Ist die Schicht dagegen beschädigt oder angegriffen, dann werden die kleinen Blutgefäße instabil. Auf Dauer lösen sie sich dann auf. Das konnte auch im Tierversuch bestätigt werden: Bei unbehandelter Diabetes-Erkrankung nimmt die Anzahl der kleinen Herzkranzgefäße immer weiter ab.
Warum der Körper absterbende Gefäße nicht dauerhaft verkraftet
Dabei sind diese Gefäße so wichtig für unseren Körper. Denn nur durch sie wird das Herz mit Blut versorgt. Sie können sich diese Gefäße wie ein Straßennetz vorstellen. Die großen Gefäße sind die Hauptstraßen, die kleinen feinen sind die Nebenstraßen. Wenn einmal eine dieser Nebenstraßen verstopft oder nicht mehr zugänglich ist, macht das erst einmal nichts aus und hat keine Auswirkungen auf die Hauptstraßen.
Verschwinden dann aber immer mehr dieser Nebensträßchen, hat das plötzlich sehr große Auswirkungen: Die Hauptstraßen sind überlastet. Genauso ist es auch mit unseren Gefäßen. Den Ausfall des ein oder anderen kleinen Äderchens kann unser Körper durchaus verkraften. Wenn allerdings deutlich weniger Äderchen als normal zur Verfügung stehen, dann sind die großen Gefäße überlastet. Wie es im Verkehr zum Stau und Kollaps kommt, kommt es dann auch zum Kollaps des gesamten Systems im Körper. Die Folge ist dann der Herzinfarkt.
Nierenleiden und Diabetes
Sie haben Diabetes Typ II und werden von Ihrem Arzt regelmäßig auf mögliche Nierenschäden untersucht. Dabei wird Ihr Urin auf ein bestimmtes Protein überprüft. Sie fragen sich, welchen Zusammenhang es zwischen Diabetes Typ II und dem Proteingehalt im Urin gibt?
Die Nieren enthalten Millionen kleinster Filtereinheiten (Nephrone), die neben einem tubulären Nierenanteil aus einem Bündel von Kapillaren (feine Blutgefäße) bestehen. Die zu den Nieren transportierten Stoffwechselprodukte werden über den Urin ausgeschieden.
Je länger Sie Diabetes Mellitus haben, was häufig die Blutgefäße schädigt, desto mehr können die feinen Kapillargefäße in den Nephronen geschädigt werden.
Nierenerkrankungen können häufig ohne Beschwerden verlaufen, in einigen Fällen sogar bis zum letzten Stadium der Niereninsuffizienz, bis sie entdeckt werden. Aus diesem Grund wird der Urin auf Proteine getestet. Der Harn, der aus gesunden Nieren ausgeschieden wird, enthält nur geringe Mengen eines Plasmaproteins mit dem Namen Albumin. Kranke Nieren auf der anderen Seite können Albumin (und andere Eiweißstoffe) in den Harn gelangen lassen.
Deshalb ist eine erhöhte Konzentration ein empfindlicher Indikator für eine bereits bestehende Nierenerkrankung. Die Albumin-Bestimmung ist eine der besten Möglichkeiten, das Frühstadium einer Nierenerkrankung zu entdecken.
Hinweis Durch eine sorgfältige Kontrolle des Blutzuckers lässt sich das Risiko für Nierenschäden minimieren. Wenn bei Ihnen eine Nierenerkrankung festgestellt worden ist, kann die Albumin-Bestimmung auch dazu dienen, die Wirksamkeit von Medikamenten zu überprüfen, die Sie möglicherweise einnehmen, um die Krankheit zu stoppen oder das Fortschreiten zu verlangsamen. |
Vorbeugung: Wie kann man Diabetes mellitus vorbeugen?
Es gibt kleine Methoden, mit denen Sie sich vor einer Typ-II-Diabetes-Erkrankung schützen können. Setzen Sie diese um, werden Sie an dieser Form der Zuckerkrankheit wohl nie leiden:
- Verringern Sie Ihr Gewicht:
5 Kilogramm zu viel Gewicht verdoppeln Ihr Risiko, an Diabetes zu erkranken. Bei 10 Kilogramm mehr verdreifacht es sich sogar. Verringern Sie also Übergewicht, denn so verbessern Sie zudem Ihren Blutzuckerspiegel.
- Verzichten Sie auf tierische Fette:
Fleisch und Wurst gehören heute täglich auf den Tisch. Aber beide haben die unangenehme Eigenschaft, sich negativ auf Ihren Blutzuckerspiegel auszuwirken.
- Schauen Sie weniger fern:
Forscher haben herausgefunden: Menschen, die weniger als zehn Stunden pro Woche fernsehen, haben ein um 46 % verringertes Diabetes-Risiko. Der Grund dafür ist einfach: Diese Menschen bewegen sich normalerweise mehr.
- Setzen Sie auf das „Medikament” Bewegung:
Mit jeder Form von Bewegung verbrennen Sie Kalorien und senken Ihren Blutzuckerspiegel. Fehlt Ihren Muskeln die Arbeit, führt das zu einer direkten Abschwächung der Insulinwirkung in Ihren Muskelzellen. Investieren Sie mindestens 2,5 Stunden pro Woche in flottes Gehen, Walking, Jogging, Schwimmen und/oder Radfahren.
Wichtig Der positive Effekt der Bewegung auf Ihren Blutzuckerspiegel hält nicht ewig: Bewegen Sie sich also möglichst regelmäßig. Für Berufstätige ist das „Weekend-Warrior-Konzept” (Sport nur am Wochenende) besser als nichts. Aber gleichmäßig auf die Woche verteilt (mindestens jeden zweiten Tag) sind die Effekte viel besser. |
- Konzentrieren Sie sich auf natürliche Pflanzenstoffe, die Ihren Blutzuckerwert niedrig halten.
Ballaststoffreiche Lebensmittel wie Vollkornprodukte (Brot, Nudeln, Reis), Gemüse, Obst und Hülsenfrüchte fordern von Ihrem Körper viel Verdauungsarbeit. Das verbraucht Energie, vor allem aber verlangsamt es die Zuckeraufnahme ins Blut. Selbst wenn Sie zuckerhaltige gemeinsam mit ballaststoffreichen Lebensmitteln verzehren, schwächen Sie den Anstieg des Blutzuckerspiegels bereits ab. Also gönnen Sie sich gern ab und zu Ihre Marmelade, aber auf einem Vollkornbrot.
- Nehmen Sie ausreichend Omega-3-Fettsäuren zu sich:
Denn diese schützen Sie vor einer Insulinresistenz, indem sie die Zellwände flexibel halten. Zudem verbessern sie die Aufnahmefähigkeit von Insulin. Essen Sie daher dreimal pro Woche fetten Fisch wie Lachs oder Makrele.
Zink verbessert die Insulinproduktion
WichtigeVitalstoffe sind es, die Ihnen bei einer gestörten Glukose-Toleranz helfen, den Zucker besser zu verwerten. Daher sollten Sie besonders auf diese Stoffe bei Ihrer Ernährung achten, wenn Sie Ihr Diabetesrisiko senken wollen.
Mithilfe von Zink lässt sich Insulin produzieren und speichern. Eine erhöhte Zinkzufuhr beeinflusst daher die Insulinproduktion direkt positiv. Zudem beeinflusst dieser Vitalstoff das Insulin noch auf eine zweite Art. Das Problem bei Diabetes Typ-II ist, dass das Insulin nicht mehr richtig wirkt. Auch da hilft Zink, indem es die Wirkung von Insulin direkt an der Zelle verbessert.
Liegt bei Ihnen eine gestörte Glukose-Toleranz vor, brauchen Sie mehr Zink, da Sie zwei- bis dreimal so viel ausscheiden wie ein gesunder Mensch. Rund 25 mg pro Tag sollten Sie zu sich nehmen. Diesen Bedarf decken Sie zum Beispiel über 150 g Pinienkerne oder 200 g Weizenkeime.
Chrom kann die Glukosetoleranz verbessern
Gerade Chrom ist für Ihre Zuckerverwertung sehr wichtig. Ohne Chrom kann das Insulin den Zucker nicht in die Zellen transportieren. Leider nehmen viele Menschen nur noch die Hälfte des täglichen Chrombedarfs zu sich. Ein Grund dafür ist, dass zu wenig Vollkornprodukte gegessen werden.
Wenn Sie unter einer Glukose-Intoleranz leiden, sollten Sie rund 200 µg Chrom pro Tag zu sich nehmen. Als Diabetiker brauchen Sie täglich zwischen 400 und 600 µg, um Ihre Blutzuckerwerte zu beeinflussen. In beiden Fällen können Sie aber Ihren Bedarf nicht mehr allein durch Ihre Nahrung decken.
Magnesium senkt das Diabetesrisiko
Leider Diabetes mellitus immer auch Hand in Hand mit einem Magnesiummangel, da sowohl Diabetiker als auch Menschen, die an der Diabetes-Vorstufe leiden, Magnesium vermehrt ausscheiden.
Sie sollten daher als Diabetiker pro Tag rund 400 bis 600 mg Magnesium zu sich nehmen. Nur so können Sie trotz vermehrter Magnesiumausscheidung Ihre Depots gut gefüllt halten. Auch diese Menge schaffen Sie allein über Ihre normale Ernährung nicht.
MAGNESIUMREICHE LEBENSMITTEL | |
Lebensmittel | Gehalt in mg pro 100 g |
weiße Bohnen | 130 |
Haferflocken | 138 |
Weizenvollkornmehl | 140 |
Portulak*, roh | 151 |
Naturreis | 156 |
Sojabohnen | 250 |
Weizenkeime | 326 |
* Portulak ist ein kleines Blattgemüse, das einen nussig-salzigen Geschmack hat. Bekannt ist es bei uns unter dem Namen Bürzelkraut oder Portulein. Es ist nicht nur reich an Magnesium, sondern auch an Omega-3-Fettsäuren, Kalium, Eisen und Provitamin A. |
Mangan und Vanadium halten den Zuckerspiegel im Lot
Die beiden Vitalstoffe Mangan und Vanadium sind vor allem in Vollkornprodukten enthalten. Vanadium ist zwar auch als Schadstoff bekannt, der zu einer Reihe gesundheitlicher Probleme führen kann, aber auch hier gilt: Die Menge macht’s.
Allein der Anteil Vanadiums in Vollkornbrot reicht, Ihren Tagesbedarf zu decken. Vanadium wirkt sich positiv auf Ihre Blutzuckerwerte aus, weil es eine insulinähnliche Wirkung hat. So hilft es, den Zucker in Ihre Zellen zu schleusen.
Mangan erhöht die Empfindlichkeit Ihres Organismus gegenüber dem Insulin. So kann es bei einer Insulinresistenz helfen. Sie brauchen rund 4,5 mg Mangan pro Tag. Enthalten ist diese Menge zum Beispiel in 80 g Haferflocken, die Sie jeden Morgen als Müsli essen können.
Fazit zu Diabetes mellitus
Diabetes mellitus ist eine Krankheit, die viele Millionen Menschen betrifft. Es handelt sich dabei um eine Stoffwechselstörung, die durch das Fehlen des Botenstoffes Insulin oder eine verringerte Wirkung des Hormons auf den Körper bedingt ist. Dieses ist dafür verantwortlich, dass der aus der Nahrung ins Blut aufgenommene Zucker in die Zellen transportiert wird. Dadurch sinkt der Blutzuckerspiegel.
Ist dieser Mechanismus gestört, leiden die Betroffenen ohne Behandlung unter einem dauerhaft erhöhten Gehalt an Zucker im Blut. Dies äußert sich unter anderem durch verstärkte Durstgefühle, häufiges Urinieren oder Müdigkeit. Die Ursachen für Diabetes mellitus sind einerseits genetischer Natur, andererseits auch durch einen ungesunden Lebensstil bedingt.
Die Erkrankung wird aufgrund der Symptome sowie durch die Messung des Blutzuckers diagnostiziert. Zur Behandlung eignet sich die Einnahme von Medikamenten, die regelmäßige Aufnahme von künstlichem Insulin mittels eines Pens oder automatischer Insulinpumpen.
Hinweis Ein aktiver Lebensstil mit viel Bewegung und ausgewogener, gesunder Ernährung kann Diabetes mellitus nicht nur vorbeugen, sondern auch die Behandlung unterstützen. |