Speiseplan bei Gicht: Ernährung gegen Schmerzen  

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In Deutschland leiden etwa 950.000 Menschen unter Gicht, darunter deutlich mehr Männer als Frauen. Glücklicherweise lässt sich die Erkrankung durch eine purinarme Ernährung positiv beeinflussen. Erfahren Sie hier, wie Ihr Speiseplan bei Gicht aussehen sollte, um die Häufigkeit der quälenden Anfälle zu senken.

Was ist Gicht?

Bei Gicht handelt es sich um eine Stoffwechselerkrankung, die sich durch schmerzhafte Entzündungen der Gelenke bemerkbar macht. Schuld an den Schmerzen: Eine krankhafte Anhäufung von Harnsäure im Körper. Sie entsteht, wenn der Organismus überschüssige Purine abbaut. 

Dabei handelt es sich um Substanzen, welche der Mensch einerseits über die Nahrung aufnimmt, aber auch gleichzeitig selbst produzieren kann. Purine sind für die Zellerneuerung essenziell – jedoch nur in einem bestimmten Maße. 

Was sind die Ursachen von Gicht? 

Harnsäure entsteht beim Abbau von körpereigenen Zellen oder durch Purine, die wir mit der Nahrung aufnehmen. Ein gesunder Mensch scheidet die überschüssige Harnsäure über den Darm und die Nieren aus. Bei Gichtpatienten ist der Harnsäurespiegel hingegen erhöht, da entweder zu viel Harnsäure gebildet oder zu wenig ausgeschieden wird. 

Darüber hinaus unterscheiden Mediziner bei der Gicht zwischen der primären und der sekundären Form: Liegt die primäre Form vor, ist ein angeborener Stoffwechseldefekt die Ursache des erhöhten Harnsäurespiegels. Bei der sekundären Form liegt dem Problem eine Vorerkrankung oder anderweitige Störung zugrunde, z. B. eine Blutkrankheit oder Einschränkungen der Nierenfunktion.

Steigt die Konzentration der Harnsäure in Körper an, kristallisiert diese aus und lagert sich in den Gelenken ab. Diese Ablagerungen verursachen starke Entzündungen, die wiederum zu schmerzhaften Gichtanfällen führen können.

Was sind die Symptome bei einem Gichtanfall?

Der erste Gichtanfall macht sich häufig am großen Zeh bemerkbar. Oft setzten die starken Schmerzen erstmals ohne Vorwarnung in der Nacht ein. Das betroffene Gelenk schwillt an, wird rot und reagiert empfindlich auf Berührungen.

Nach dem ersten Anfall kann es immer wieder zu Anfällen und Schmerzen kommen – auch in weiteren Gelenken. Wird die Gicht nicht frühzeitig behandelt und die Ernährung dementsprechend angepasst, kann sich die Harnsäure vor allem in Gelenken wie den Zehen- und Fingergelenken aber auch in den Ohrmuscheln ablagern. In der Folge entstehen sogenannte Gichtknoten. Auch die Nieren sind mitunter von diesen Ablegungen betroffen, was zu einer Einschränkung der Nierenfunktion führt und die Bildung von Nierensteinen begünstigt.

Erhöhte Harnsäurewerte lassen sich durch eine einfache Untersuchung des Blutes nachweisen. Ein Wert über 6,5 Milligramm Harnsäure auf 100 Milliliter Blutserum wird in der Medizin als Hyperurikämie bezeichnet und kann ein erstes Anzeichen für Gicht sein.

Gicht-Therapie: Wie sieht die Behandlung aus?

Suchen Sie bei Anzeichen einer Gicht zur Untersuchung zuerst Ihren Arzt auf. Dieser wir Sie nach der Diagnose auch im Hinblick auf eine medikamentöse Therapie und weitere Behandlungs-Möglichkeiten beraten. Wer unter Gicht leidet, kann zudem auch selbst einige Maßnahmen zur Verbesserung in Angriff nehmen, zum Beispiel:

  • Körpergewicht normalisieren (BMI unter 25)
  • Purine in der Nahrung vermeiden (purinarme Ernährung)
  • reichlich trinken (täglich mindestens 2 Liter Wasser oder ungesüßter Tee)

Insbesondere eine ausgewogene Ernährung und der Verzicht auf purinreiche Lebensmittel sind bei Gicht der Schlüssel zur Gesundheit.

Ernährung bei Gicht: Welche Regeln sollte man beachten?

Auf dem Speiseplan bei Gicht sollte an erster Stelle eine purinarme Kost stehen. Grundsätzlich gilt für Gicht-Patienten: Meiden Sie 

  • Fleisch und Wurst
  • Alkohol
  • Fett
  • Zucker

Setzen Sie stattdessen besser auf Obst, Gemüse und vegetarisches Essen sowie eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Da auch einige Gemüsesorten, wie Spinat und Feldsalat purinreich sind, kann eine Purintabelle, in der die einzelnen Nahrungsmittel mit ihrem jeweiligen Puringehalt aufgeführt sind, die anfängliche Ernährungsumstellung erleichtern.

Achtung:

Meiden Sie bei Gicht Lebensmittel mit einem Puringehalt von mehr als 150 Milligramm auf 100 Gramm. Diese Nahrungsmittel gelten als purinreich und sind bei der Ernährung bei Gicht nicht zu empfehlen. Bei der Umrechnung gilt zu beachten: 1 mg Harnsäure entspricht etwa 0,42 mg Purine bzw. 1 mg Purine etwa 2,4 mg Harnsäure.

Welche Lebensmittel sollten Gichtpatienten meiden?

Bei Gicht ist größte Vorsicht beim Konsum von Alkohol und Getränken mit Fruchtzucker, wie Fruchtsäften und Limonaden, geboten: Sie lassen den Harnsäurespiegel ansteigen und sind ein großer Risikofaktor für den nächsten Gichtanfall. Vermeiden Sie zudem Lebensmittel mit einem hohen Puringehalt auf Ihrem Ernährungsplan.

Purinreiche Lebensmittel

Zu den Nahrungsmitteln, die reich an Purinen sind, zählen die folgenden:

  • Innereien
  • Hefe (Vorsicht auch bei Brühwürfeln oder gekörnter Brühe. Hefeextrakt dient hier oft als Geschmacksverstärker)
  • Haut von Fisch und Geflügel
  • fetter Fisch (Makrele, Hering, Aal, Sardinen) und Meeresfrüchte
  • Fleisch und Wurst
  • Hülsenfrüchte wie Bohnen, Linsen und Erbsen
  • Alkohol
  • Bier, auch alkoholfreies
  • Zucker und Zuckerersatzstoffe wie Sorbit und Fruktose
  • Spargel
  • Spinat
  • Rhabarber
  • Feldsalat

Purinarme Lebensmittel

Wenig Purin enthalten unter anderem:

  • Obst
  • Gemüse (bis auf wenige Ausnahmen, siehe oben)
  • fettarme Milchprodukte
  • Reis, Nudeln und Kartoffeln
  • Weißbrot
  • Eier
  • Wasser und Kräuter- oder Früchtetees

Bei Gicht ist vor allem der Verzehr von sehr purinhaltigen Lebensmitteln, wie Innereien, Fleisch und Wurst, Linsen, Hefe entsprechenden Backwaren zu vermeiden. Besonders purinarm oder sogar purinfrei sind Hartweizengrießnudeln, Reis, Kartoffeln, Möhren, Tomaten, Gurke, Bananen, Äpfel, fettarmer Joghurt, Käse, Milch, Quark und Eier. Diese Lebensmittel können bei Gicht durchaus bei den täglichen Mahlzeiten auch in großen Mengen auf dem Speiseplan stehen.

Darf man trotz Gicht Alkohol trinken?

Auf alkoholische Getränke sollten Sie bei Gicht aus mehreren Gründen besser vollständig verzichten: Alkohol sorgt nämlich nicht nur dafür, dass die Harnsäure schlechter über die Nieren ausgeschieden werden kann, sondern fördert gleichzeitig auch die Bildung von Harnsäure in der Leber. 

Das gilt für Wein ebenso wie für Bier. Übrigens: Alkoholfreies Bier enthält die gleiche Menge Purin wie alkoholhaltiges Bier. Der Genuss von alkoholfreien Getränken, wie Tee, Kaffee oder auch Kakao ist hingegen unproblematisch.

Der richtige Speiseplan bei Gicht

Die Stoffwechselerkrankung Gicht kann durch die Ernährung und gesunde Lebensgewohnheiten positiv beeinflusst werden. So lassen sich sowohl die Häufigkeit und Ausprägung von Gichtanfällen reduzieren als auch das Risiko der Bildung von Gichtknoten minimieren. Das sollte für Gichtpatienten ein Ansporn sein, um sich der Erkrankung entsprechend gesund und ausgewogen zu ernähren.

Wichtig: Behalten Sie bei Ihrer Ernährung immer den Puringehalt der Lebensmittel im Auge, denn aus den Purinen bildet der Körper die Harnsäure, die Gichtanfälle begünstigt. Bestenfalls komplett vom Speiseplan verschwinden sollten dementsprechend purinreiche Lebensmittel, wie Innereien, Fleisch, Wurst, fetter Fisch und Hefe. Schränken Sie außerdem Ihren Alkoholkonsum ein, denn Alkohol hemmt die Ausscheidung von Harnsäure und erhöht dadurch das Gicht-Risiko.

Obst und Gemüse sind hingegen generell eine gute Wahl und sollten jeden Tag auf dem Speiseplan stehen. Hier gibt es nur wenige Ausnahmen: Hülsenfrüchte, Spinat und Spargel weisen im Vergleich zu anderem Gemüse erhöhte Purinwerte auf. Tomaten, Erdbeeren, Zwiebeln, Cranberries (auch als ungezuckerter Direktsaft) und Möhren haben dagegen sogar den Ruf, den Verlauf der Krankheit ein Stück weit aufhalten zu können. 

Außerdem wichtig: Trinken Sie viel – mindestens 2 Liter Flüssigkeit am Tag helfen dabei, überschüssige Harnsäure aus dem Körper zu spülen. Bevorzugen Sie dabei ungezuckerte Getränke, wie Wasser und Kräuter- oder Früchtetee.

Daneben ist es auch ratsam, Übergewicht zu vermeiden. Bei Erwachsenen sollte ein BMI unter 25 angestrebt werden. Denn allmählicher Gewichtsverlust wirkt sich nicht nur positiv auf das Herz-Kreislauf-System aus, sondern reduziert auch die Belastung der Gelenke sowie den Harnsäurespiegel.

Fazit: Speiseplan bei Gicht: Ernährung gegen Schmerzen

Gichtanfälle sind sehr schmerzhaft und können zu Langzeitfolgen führen. Allerdings lässt sich das Risiko durch eine frühzeitige Behandlung und konsequente Therapie deutlich reduzieren. Wer sich ausgewogen und purinarm ernährt, kann viel dafür tun, die Krankheit unter Kontrolle zu halten. Der Verzicht auf Lebensmittel mit einem hohen Puringehalt sowie Alkohol können bei Gicht wahre Wunder wirken.