Alternative Medizin
- Was ist alternative Medizin?
- Was gehört alles zur alternativen Medizin?
- Wie setze ich alternative Medizin als Ergänzung zur Schulmedizin ein?
- Welche Wirkung hat alternative Medizin?
- Wie gut ist die Wirkungen von alternativen Verfahren abgesichert?
- Bei welchen Beschwerden kann alternative Medizin Abhilfe verschaffen?
- Ist alternative Medizin sicher?
- Fazit: Alternative Medizin – eine Bezeichnung, tausend Gesichter
Vertreter alternativer Medizin betonen auch die gute Verträglichkeit und Natürlichkeit der Behandlungsmethoden. Wenngleich wissenschaftliche Studien die Wirksamkeit der alternativen Verfahren oftmals nicht sichern können, weisen zahlreiche Erfahrungsberichte auf überzeugende Heilwirkungen hin – egal ob isoliert oder in Kombination mit schulmedizinischer Behandlung. Dabei hängt es vom betrachteten Verfahren ab, welche Anwendungen möglich und erfolgsversprechend sind.
Was ist alternative Medizin?
Die alternative Medizin, auch Alternativmedizin oder Komplementärmedizin, ist eine Sammelbezeichnung für verschiedenste diagnostische Konzepte und Behandlungsmethoden. Sie grenzen sich von der Schulmedizin ab, verstehen sich aber als Ergänzung und nicht als Ersatz.
Meist werden die Begriffe „Alternativmedizin“ und „Komplementärmedizin“ synonym verwendet. Im engeren Sinne deutet die Bezeichnung „alternativ“ für ein Verfahren aber darauf hin, dass es die Schulmedizin ersetzen soll. In diesem Fall kommt Alternativmedizin anstelle von Schulmedizin zum Einsatz. Dies ist kritisch zu betrachten, vor allem bei ernsten Krankheiten. Bitte prüfen Sie daher stets sorgfältig, ob der komplette Ersatz der Schulmedizin in Ihrem Interesse liegt.
In den meisten Fällen finden die vorgestellten Behandlungsmethoden alternativer Medizin in Deutschland ergänzend (also komplementär) zur Schulmedizin Verwendung. Streng genommen sollte man also von Komplementärmedizin sprechen. Die folgende Übersicht arbeitet mit beiden Begriffen. Sie schließt unter dem Begriff „alternative Medizin“ aber ausdrücklich Komplementärmedizin mit ein.
Doch welche konkreten Verfahren zählen überhaupt zu Alternativ- bzw. Komplementärmedizin?
Was gehört alles zur alternativen Medizin?
Typischerweise handelt es sich bei alternativen Heilverfahren um Methoden, die in der Vergangenheit bekannt waren und in Vergessenheit gerieten. Neben Naturheilkunde gehört hierzu auch Traditionelle Chinesische Medizin, Ayurveda, Osteopathie und Homöopathie.
Am häufigsten kommen in Deutschland folgende Verfahren zum Einsatz:
- klassische Naturheilverfahren: Unter Naturheilkunde verstand man ursprünglich die Behandlung mit natürlichen, von der Natur vorgegebenen Mitteln und Methoden. Sebastian Kneipp zählte physikalische Therapien (z.B. im Kneipp-Becken), Bewegungstherapien und Ernährungstherapien als auch Phytotherapien (Kräutertherapien) und Ordnungstherapien (z.B. Lebensstiländerung) dazu.
- erweiterte Naturheilverfahren: Zu den erweiterten Naturheilverfahren werden beispielsweise ausleitende Verfahren gezählt (z.B. Blutegeltherapie). Die erweiterten und klassischen Naturheilverfahren haben die beste wissenschaftliche Absicherung innerhalb der alternativen Medizin. Oftmals bieten herkömmliche Haus- und Fachärzte solche Verfahren bei verschiedenen Beschwerden ergänzend an.
- Homöopathie: Die Homöopathie ist ebenfalls Teil der alternativen Medizin. Hierbei kommen extrem niedrig dosierte Mineralien und Pflanzensubstrate beispielsweise in Form der bekannten Globuli zum Einsatz. Die Anwendungsfelder der Homöopathie sind genauso vielfältig wie die verschiedenen Globuli.
- TCM: Die Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) ist ein asiatisches Heilsystem. Die Einteilung möglicher Heilverfahren erfolgt – ähnlich wie bei Kneipp – anhand von vier Säulen: Dazu zählen Ernährung, Bewegung, Heilkräuter und Massagen bzw. Akupunktur. Ziel aller Verfahren ist es, die Lebensenergie Qi zu mobilisieren und damit körperliche sowie psychische Beschwerden zu lindern.
- Ayurveda: Bei Ayurveda handelt es sich um eine indische Heilkunst, die Harmonie von Körper, Seele und Geist anstrebt. Ayurvedische Tees oder Massagen sind dabei nur ein Ausschnitt aus zahlreichen Behandlungsmethoden.
- Osteopathie: Die Osteopathie geht – genau wie TCM – davon aus, dass für Gesundheit und Krankheit das Zusammenspiel von Körper, Geist und Seele zentral ist. Der Mensch besitzt Selbstheilungskräfte, die beispielsweise durch manuelle Therapien aktiviert werden und das Gleichgewicht wiederherstellen können.
Diese Liste ist nur ein grober Abriss. Es existieren noch viele weitere Bereiche der alternativen Medizin.
Wie setze ich alternative Medizin als Ergänzung zur Schulmedizin ein?
Die vorgestellten Methoden der alternativen Medizin lassen sich im Wechsel oder parallel zu schulmedizinischen Behandlungsformen anwenden. Die Ergänzung gilt es aber dringend mit allen behandelnden Ärzten abzusprechen.
Wichtig ist, dass die alternativen Mittel die klassische Therapie nicht ersetzen. So gilt eine Umstellung von Lebensgewohnheiten – insbesondere von Bewegung und Ernährung – als wesentlich in der Behandlung von Asthma (alternative Medizin). Das bedeutet aber nicht, dass Patienten beispielsweise kein Asthmaspray verwenden (Schulmedizin). Sie gehen ihre Beschwerden schlichtweg ganzheitlich an. Doch worauf beruht die Wirkung von alternativer Medizin nun genau?
Welche Wirkung hat alternative Medizin?
Alternative Medizin setzt im Gegensatz zur Schulmedizin nicht nur an den sichtbaren Symptomen an, sie betrachtete das Zusammenspiel von Körper, Geist und Seele. Damit lässt sich ihre Wirkung als ganzheitlich beschreiben.
Hat eine Person demnach Beschwerden – beispielsweise im Verdauungstrakt – so kommt bei alternativer Medizin nicht nur eine körperliche, sondern auch eine seelische oder geistige Ursache infrage. Die Diagnostik bezieht also den gesamten Menschen mit ein. Gesund ist der Behandelte nur, wenn eine Harmonie der verschiedenen Ebenen besteht. Vor dem Hintergrund dieser Ganzheitlichkeit, ist es einleuchtend, dass alternative Medizin nicht nur durch Ärzte, sondern auch durch Heilpraktiker oder Anhänger verwandter Fachrichtungen praktiziert wird.
Zudem lassen sich Methode der alternativen Medizin anhand ihres Wirkmechanismus zusammenfassen: Alternative Verfahren zielen im Regelfall auf die Aktivierung der Selbstheilungskräfte von Patienten an. Demnach therapieren sie nach dem Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“. Erkrankte übernehmen einen großen Teil ihrer Genesung selbst. Auch das grenzt die Heilverfahren von der Schulmedizin ab.
Wie gut ist die Wirkungen von alternativen Verfahren abgesichert?
Für klassische und erweitere Naturheilverfahren ist die Wirksamkeit bei ausgewählten Beschwerden belegt. Zudem legen Studien vereinzelt Behandlungserfolge durch Homöopathie, Ayurveda oder TCM offen. Die Belege sind aber insgesamt eher dürftig, sowohl hinsichtlich der Menge als auch der Qualität.
Die beste Befundlage ist bei den Naturheilverfahren zu verzeichnen: Insbesondere in der Vorbeugung von Krankheiten und der Rehabilitation nach Erkrankungen können Naturheilverfahren Studien zufolge Abhilfe verschaffen. Daher finden sie immer mehr Akzeptanz in der Schulmedizin. Leistungen von lizenzierten Therapeuten werden zunehmend von Krankenkassen gezahlt oder bezuschusst.
Auch für Homöopathie, TCM und Ayurveda gibt es vereinzelte Belege:
- Homöopathie soll beispielsweise bei viralen Infekten an den Mandeln (Tonsillitis) symptomlindernd wirken.
- Traditionelle Chinesische Medizin hingegen verzeichnet Behandlungserfolge bei Migräne und Kopfschmerzen. Besonders Akupunktur soll hierbei für Abhilfe sorgen.
- Ayurveda stellt unter anderem Präparate aus Arzneipflanzen bereit. Einzelne davon haben in einer Studie Symptome bei schmerzhaften Gelenkentzündungen (Osteoarthritis) reduziert.
Insgesamt ist die Wirkung alternativer Verfahren aber nicht ausreichend wissenschaftlich abgesichert. Das liegt vor allem an der geringen Qualität bestehender Forschung in dem Bereich. Sie können dennoch von den Behandlungsformen profitieren. Nicht ohne Grund blieben komplementäre Methoden über Jahrhunderte erhalten. Doch welche Einsatzgebiete haben sich durchgesetzt?
Bei welchen Beschwerden kann alternative Medizin Abhilfe verschaffen?
Anwender berichten seit Jahrhunderten von Behandlungserfolgen mit Alternativmedizin. Akupunktur bei Migräne, Yoga bei Asthma, Meditation bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen – abhängig vom konkreten Verfahren haben sich andere Anwendungsfelder etabliert.
Im Folgenden finden Sie eine Übersicht über gängige Verfahren und deren Einsatzgebiete. Die Wirksamkeit bei den gelisteten Indikationen legen sowohl Studien als auch Erfahrungsberichte näher:
Verfahren | Einsatzgebiet(e) | Wirkung |
Yoga und Lebensstilwandel | Asthma | Symptommilderung möglich und günstiger Verlauf wahrscheinlicher |
Massagen, Akupressur, Akupunktur, Yoga und Entspannungsverfahren | Krebserkrankung und Chemotherapie | Reduktion von Erschöpfung/ Müdigkeit möglich, vereinzelt Linderung von Schmerzen und teilweise Steigerung der Lebensqualität |
Phytotherapie, Entspannungsverfahren und Akupunktur | entzündliche Darmerkrankungen | Symptommilderung möglich und günstiger Verlauf wahrscheinlicher |
Bewegungstherapie, Traumreise und andere Entspannungsverfahren sowie eine Ernährungsumstellung | Herz-Kreislauf-Erkrankungen | Reduktion von Bluthochdruck möglich |
Akupunktur | Kopfschmerzen und Migräne | Vorbeugung von Migräneanfällen möglich |
Massagen, Akupunktur sowie Tai Chi und andere Bewegungstherapien | Schmerzen in Knochen, Muskeln und Gelenken | Reduziertes Risiko für Fortschreiten schmerzhafter Symptomatik sowie Schmerzlinderung möglich |
Homöopathie und Phytotherapie | akute grippale Infekte | Hemmung von Entzündungen, Befreiung der Atemwege und Erleichterung des Abhustens |
Alternative Medizin kommt bei einer Vielzahl an Erkrankungen zum Einsatz. Diese Übersicht stellt nur einen Ausschnitt dar.
Ist alternative Medizin sicher?
Wenn Sie offen sind für komplementäre und alternative Heilmethoden, sollten Sie auch über deren Risiken und Grenzen Bescheid wissen. Genau wie bei schulmedizinischen Therapieformen, haben auch alternative Verfahren Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und Gegenanzeigen. Denn nur weil sie natürlich sind, bedeutet das nicht, dass sie auch risikofrei sind.
Interessant: Historisch gesehen waren die wirksamsten Gifte stets natürliche Substanzen, beispielsweise Blausäure in Bittermandeln oder der Schierlingsbecher (den Sokrates trank). So können auch natürliche Verfahren und Präparate schwere Nebenwirkungen haben oder unerwünschte Wechselwirkungen hervorrufen
Gegenanzeigen, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen variieren je nach Verfahren:
Verfahren | Gegenanzeigen u.a. | Nebenwirkungen u.a. | Wechselwirkungen u.a. |
klassische Naturheilverfahren z.B. Kneippen | Fieber und Herz-Kreislauf-Erkrankung | Kreislaufprobleme und Frieren | keine bekannt |
erweiterte Naturheilverfahren z.B. Blutegeltherapie | Frauen während Menstruation und Schwangerschaft und Personen mit schweren Organerkrankungen | Juckreiz und Rötung | blutgerinnungs-hemmende Medikamente |
Homöopathie z.B. Globuli „Belladonna D4“ | Schwangere, Frauen in Stillzeit sowie Kinder unter 12 Jahren | Erstverschlimmerung (Krankheitszeichen werden nach Behandlungsbeginn erst einmal schlechter) | keine bekannt |
TCM z.B. Massage | Schwangerschaft, akute Hautentzündungen sowie akute Verletzungen wie z.B. Knochenbrüche und schwere Osteoporose | leichter Muskelkater | keine bekannt |
Ayurveda z.B. Guduchi Kräutertee | Schwangerschaft und Stillzeit | leichte Verstopfung | keine bekannt |
Besonders wichtig: Besprechen Sie mit Ihrem Arzt und Heilpraktiker unbedingt, welche Therapien Sie kombinieren möchten. Damit lassen sich viele Neben- und Wechselwirkungen vorhersehen und vermeiden. Außerdem ist es ratsam, die Qualifikation der Therapeuten zu überprüfen, bevor Sie sich einer alternativen Therapieform unterziehen.
Fazit: Alternative Medizin – eine Bezeichnung, tausend Gesichter
Alternativmedizin beziehungsweise Komplementärmedizin kommt in Deutschland meist als Ergänzung der Schulmedizin zum Einsatz. Sei es Akupunktur, Massage oder Kneipp-Kur – die alternativen Verfahren teilen allesamt die Grundsätze der Ganzheitlichkeit und streben die Aktivierung der Selbstheilungskräfte des Patienten an.
Auch wenn die Forschung ihre Wirkung nicht für alle Anwendungsfelder bestätigt, finden immer mehr Personen ihren Weg in eine alternativmedizinische Behandlung. Anwender berichten von vielversprechenden Wirkungen, die je nach Verfahren sehr verschieden sind. Auch die jahrhundertealte Tradition – sei es im indischen Ayurveda, im asiatischen TCM oder im europäischen Naturheilkunde – erklärt die Beliebtheit komplementärer Heilmethoden.