Schmerzmittel und Alkohol: Gefährliche Kombination

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Warum Schmerzmittel und Alkohol eine riskante Mischung sind

Ob nach einem anstrengenden Tag oder auf einer Feier – Alkohol gehört für viele Menschen zum Alltag. Doch was passiert, wenn gleichzeitig Schmerzmittel eingenommen werden? Die Kombination von Schmerzmitteln und Alkohol kann gefährliche gesundheitliche Folgen haben, die oft unterschätzt werden. Die Leber und Nieren sind maßgeblich an der Verarbeitung dieser Substanzen beteiligt. Wenn beide gleichzeitig konsumiert werden, müssen diese Organe doppelte Arbeit leisten. Das kann dazu führen, dass toxische Abbauprodukte länger im Körper verbleiben und Schäden verursachen. Gleichzeitig kann Alkohol die Wirkung von Schmerzmitteln verstärken oder abschwächen, wodurch Nebenwirkungen wie Magenschmerzen, Leberschäden oder im schlimmsten Fall eine Atemdepression entstehen können. In diesem Artikel erfahren Sie mehr über die Risiken, die langfristigen Auswirkungen und Alternativen zur Schmerzbehandlung.

Häufigkeit des Alkoholkonsums in Deutschland

Eine Umfrage aus dem Jahr 2021 ergab folgende Verteilung des Alkoholkonsums in Deutschland:

  • Mehrmals pro Woche: 19 %
  • Einmal pro Woche: 16 %
  • Einmal im Monat: 25 %
  • Seltener als einmal im Monat: 23 %
  • Nie: 17 %

Diese Zahlen zeigen, dass ein erheblicher Teil der Bevölkerung regelmäßig Alkohol konsumiert.

Quelle: de.statista.com

Die Wechselwirkungen von Schmerzmitteln und Alkohol

Sowohl Schmerzmittel als auch Alkohol werden in der Leber und den Nieren abgebaut. Der Körper kann nur eine begrenzte Menge dieser Substanzen gleichzeitig verarbeiten. Werden Schmerzmittel und Alkohol zusammen konsumiert, kann dies zu einer Überlastung dieser Organe führen. Besonders problematisch ist dies bei Medikamenten wie Paracetamol, Ibuprofen und stärkeren Opioiden. Diese können durch den gleichzeitigen Alkoholkonsum in ihrer Wirkung verstärkt werden, was zu unvorhersehbaren Nebenwirkungen führt. Manche Menschen bemerken eine verstärkte Müdigkeit, während andere unter Schwindel oder Übelkeit leiden. Besonders gefährlich sind jedoch die stillen Folgen für Leber und Magen-Darm-Trakt, die sich erst über längere Zeit bemerkbar machen.

Paracetamol und Alkohol: Lebensgefahr für die Leber

Paracetamol gehört zu den am häufigsten verwendeten Schmerzmitteln, doch in Verbindung mit Alkohol kann es eine gefährliche Wirkung entfalten. Die Leber ist für den Abbau beider Substanzen zuständig und wird dadurch stark belastet. Während Alkohol den Abbau von Paracetamol verlangsamen kann, bilden sich toxische Zwischenprodukte, die die Leberzellen schädigen. Bereits geringe Mengen Alkohol können ausreichen, um das Risiko für Leberschäden drastisch zu erhöhen. In schlimmen Fällen kann es zu akutem Leberversagen kommen, was eine intensive medizinische Behandlung erforderlich macht. Studien belegen, dass regelmäßiger Alkoholkonsum in Kombination mit Paracetamol eine der Hauptursachen für nicht-alkoholische Leberschäden ist.

Ibuprofen, Aspirin und Alkohol: Gefahr für Magen und Darm

Neben der Leber kann auch der Magen-Darm-Trakt erheblich unter der Kombination von Schmerzmitteln und Alkohol leiden. Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen, Acetylsalicylsäure (Aspirin) oder Naproxen hemmen den Schutzmechanismus der Magenschleimhaut. Dadurch wird der Magen anfälliger für Reizungen und Verletzungen. Alkohol verstärkt diese Wirkung, indem er die Magensäureproduktion erhöht. Das Risiko für Magengeschwüre und Blutungen steigt erheblich, insbesondere wenn regelmäßig Alkohol konsumiert wird. Schon eine einzige Kombination aus Alkohol und NSAR kann ausreichen, um Magenprobleme oder eine Gastritis zu verursachen. Langfristig gesehen können solche Magen-Darm-Schäden chronisch werden und ernsthafte Komplikationen nach sich ziehen.

Opioide und Alkohol: Lebensbedrohliche Wirkung auf das Nervensystem

Stärkere Schmerzmittel wie Tramadol, Morphin oder Codein werden häufig bei chronischen Schmerzen verschrieben. Diese Medikamente wirken auf das zentrale Nervensystem, indem sie Schmerzen lindern und gleichzeitig eine beruhigende Wirkung haben. Wenn Alkohol hinzukommt, kann diese Wirkung erheblich verstärkt werden. Dies führt zu einer erhöhten Gefahr für Schwindel, Benommenheit und im schlimmsten Fall Atemdepression. Besonders gefährlich ist die Kombination von Opioiden mit Alkohol für ältere Menschen, da sie ohnehin ein erhöhtes Sturzrisiko haben. Zudem kann eine unkontrollierte Einnahme von Opioiden und Alkohol zu einer gefährlichen Überdosierung führen, die lebensbedrohlich sein kann.

Achtung: Die Häufigkeit spielt eine Rolle

Je regelmäßiger man trinkt und je regelmäßiger man Schmerztabletten dazu einnimmt, desto stärker werden die Organe angegriffen und desto mehr sollte man aufpassen. So können zum Beispiel regelmäßige Kopfschmerzen auch ein Zeichen für zu viel Stress sein – hier sollte das Warnsignal des Körpers nicht einfach nur mit Tabletten betäubt werden.

Langfristige Folgen der Kombination von Schmerzmitteln und Alkohol

Die langfristigen Folgen der Kombination von Schmerzmitteln und Alkohol sind oft schwerwiegender, als viele denken. Chronische Leberschäden sind eine der häufigsten Komplikationen. Menschen, die regelmäßig Schmerzmittel und Alkohol kombinieren, haben ein höheres Risiko für Leberzirrhose oder ein akutes Leberversagen. Auch die Nierenfunktion kann durch die dauerhafte Belastung beeinträchtigt werden. Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) sind bekannt dafür, dass sie die Nieren durch eine reduzierte Durchblutung schädigen können. Zusammen mit Alkohol steigt dieses Risiko noch weiter an. Darüber hinaus sind Magen-Darm-Erkrankungen eine häufige Folge des langfristigen Konsums. Magengeschwüre, Blutungen und chronische Verdauungsprobleme sind typische Beschwerden, die durch diese schädliche Kombination verursacht werden.

Alltägliche Situationen, in denen die Gefahr oft unterschätzt wird

Oftmals wird die Gefahr von Schmerzmitteln und Alkohol im Alltag unterschätzt. Ein typisches Beispiel ist der Konsum von Paracetamol nach einer durchzechten Nacht. Viele Menschen greifen bei Kopfschmerzen nach Alkoholgenuss zur Tablette, ohne zu bedenken, dass sie ihre Leber doppelt belasten. Auch beim Sport kommt es häufig vor, dass nach der Einnahme von Ibuprofen zum Muskelabbau später am Abend Alkohol konsumiert wird. Ein weiteres Beispiel sind Erkältungsmittel, die Paracetamol enthalten und dann mit Alkohol kombiniert werden – eine unterschätzte Gefahr für die Leber. Besonders ältere Menschen sind oft gefährdet, da sie regelmäßig Schmerzmittel einnehmen und gleichzeitig ihren gewohnten Alkoholgenuss beibehalten.

Altersverteilung der Schmerzmittelanwender in Deutschland

Laut einer Studie aus dem Jahr 2008 verteilt sich die Nutzung von Schmerzmitteln in Deutschland wie folgt auf die Altersgruppen:

  • 14 bis 19 Jahre: 6 %
  • 20 bis 29 Jahre: 14 %
  • 30 bis 39 Jahre: 16 %
  • 40 bis 49 Jahre: 20 %
  • 50 bis 59 Jahre: 18 %
  • 60 Jahre und älter: 26 %

Diese Daten verdeutlichen, dass insbesondere ältere Menschen häufiger Schmerzmittel konsumieren.

Quelle: de.statista.com

Mit dieser Checkliste entschärfen Sie Ihren Medikamenten-Mix

Sie sind diesen Gefahren nicht machtlos ausgeliefert. Hier ist auch Ihre Eigeninitiative gefragt, denn Sie selbst können mit unseren Tipps das Risiko von Wechselwirkungen erheblich reduzieren.

Eigen-CheckHinterfragen Sie selbst kritisch Ihre Mehrfach-Medikation. Nehmen Sie sich die Beipackzettel (Gebrauchsinformation) aller Medikamente vor und markieren Sie mit einem Textmarker, mit welchen anderen Wirkstoffen und Medikamentengruppen der Wirkstoff Wechselwirkungen eingeht.
Führen Sie Buch… über Ihre Gesamtmedikation: alle verordneten und von Ihnen eingenommenen Medikamente plus weitere, regelmäßig eingenommene frei verkäufliche Arzneimittel wie z. B. Schmerzmittel, pflanzliche Einschlafhilfen und Mineralstofftabletten sowie Nahrungsergänzungsmittel, da auch sie ein Interaktionspotential haben können. Diese Übersicht ist extrem hilfreich für Ihren Arzt und Apotheker.
Körper-CheckHören Sie vor allem bei der Umstellung Ihrer Medikation (Wirkstoff oder Dosierung) sensibel auf Ihren Körper. Fällt Ihnen etwas auf wie Schwindel, Konzentrationsschwäche, vermehrte blaue Flecken, Schmerzen etc., kontaktieren Sie lieber Ihren Arzt einmal zu häufig, als gefährliche Folgen zu riskieren. Setzen Sie aber keinesfalls selbstständig Medikamente ab.
Arzt-CheckBitten Sie Ihren Arzt, Ihre Gesamtmedikation (Wirkstoff und Dosierung) auch hinsichtlich möglicher Neben- und Wechselwirkungen zu prüfen. Legen Sie ihm dafür Ihre selbst angefertigte Liste vor. Bei der Kombination Blutverdünner plus Antibiotika sollte Ihr Arzt beispielsweise entweder Ihre Gerinnungswerte engmaschiger kontrollieren oder Ihnen ein Antibiotikum verordnen, welches das Blutungsrisiko weniger stark erhöht.
Apotheken-CheckSie können zum Check natürlich auch die Apotheke Ihres Vertrauens nutzen. Der große Vorteil einer Kundenkarte in einer Stammapotheke ist, dass dort bei jedem Einkauf Ihre Gesamtmedikation gecheckt wird. Hier sind auch alle frei verkäuflichen Arzneimittel und andere Präparate gespeichert, die Sie regelmäßig dort kaufen. Über eine Datenbank kann Ihre Apotheke sofort erkennen, ob Wirkstoffkombinationen kontraindiziert sind. Der Apotheker kann dann den verordnenden Arzt kontaktieren und mit ihm eine Lösung finden.
Entwickeln Sie neue StrategienEs gibt zahlreiche Strategien, wie Sie über Bewegung und Ernährung Arzneimittel einsparen bzw. durch Reduzierung alkoholhaltiger Getränke Wechselwirkungen verhindern können. Bei einem beginnenden Diabetes mellitus Typ II oder bei leichtem Bluthochdruck wirkt beispielsweise die Kombination aus Ernährungsumstellung und regelmäßigem Ausdauersport ebenso effektiv (wenn nicht sogar besser!) als manches Arzneimittel. Auch ein paar Kilo Gewichtsabnahme können die Stoffwechselsituation maßgeblich verändern.

Alternativen zur Schmerzbehandlung

Um Risiken zu vermeiden, sollten Alternativen in Betracht gezogen werden. Pflanzliche Schmerzmittel können eine gute Lösung sein. Weidenrinde enthält Salicin, eine natürliche Vorstufe von Aspirin, und kann bei Kopfschmerzen oder rheumatischen Beschwerden helfen. Teufelskralle ist bekannt für ihre entzündungshemmende Wirkung und wird häufig zur Linderung von Gelenkschmerzen eingesetzt. Auch Pfefferminzöl ist eine bewährte Methode gegen Spannungskopfschmerzen, da es die Durchblutung fördert und eine kühlende Wirkung hat.

Neben pflanzlichen Alternativen gibt es weitere nicht-medikamentöse Ansätze zur Schmerzbehandlung. Physiotherapie kann helfen, Verspannungen zu lösen und Schmerzen durch gezielte Bewegungen zu lindern. Akupunktur wird seit Jahrhunderten in der traditionellen chinesischen Medizin eingesetzt und zeigt bei chronischen Schmerzen oft positive Effekte. Wärme- und Kältetherapie, wie Wärmepflaster oder Eispackungen, sind ebenfalls bewährte Methoden zur Schmerzreduktion.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Lebensstil. Regelmäßige Bewegung, eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Schlaf können helfen, Schmerzen vorzubeugen. Stressmanagement-Techniken wie Yoga oder Meditation können ebenfalls zur Linderung von Schmerzen beitragen, indem sie die Muskelspannung reduzieren und die allgemeine Entspannung fördern. Wer dennoch auf Schmerzmittel angewiesen ist, sollte sich genau an die empfohlene Dosierung halten und möglichst auf Alkohol verzichten, um gesundheitliche Risiken zu minimieren.

Fazit: Kombinieren Sie Alkohol nicht mit Schmerzmitteln

Die Kombination von Schmerzmitteln und Alkohol ist gefährlicher, als viele Menschen denken. Besonders die Auswirkungen auf Leber, Magen und Nervensystem können schwerwiegende Folgen haben. Es ist ratsam, sich über die möglichen Risiken zu informieren und im Zweifel auf Alkohol zu verzichten. Wer regelmäßig Schmerzmittel einnimmt, sollte sich ärztlich beraten lassen, um eine sichere Alternative zu finden. Pflanzliche Mittel können eine gesunde und schonende Alternative sein. Ein bewusster Umgang mit Schmerzmitteln kann langfristig die Gesundheit schützen und schwerwiegende Nebenwirkungen vermeiden.