Achtung: Diese Nahrungsmittel behindern die Medikamentenwirkung

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Levodopa, ein Parkinson-Mittel, konkurriert in Ihrem Körper mit eiweißreichen Nahrungsbestandteilen: Beide brauchen im Darm dieselben Wege, um weiter transportiert zu werden. Fleisch- oder fischhaltige Mahlzeiten können deshalb die Aufnahme von Levodopa ins Blut stark verzögern. Die Folge: Das Medikament ist weniger gut wirksam.

Wichtige Medikamente wie Antibiotika, Blutdruck- oder Osteoporosemittel werden in ihrer Wirkung von Nahrungsbestandteilen beeinflusst. Nur wenige dieser Wechselwirkungen sind tatsächlich auf den Beipackzetteln vermerkt und auch Ärzte und Apotheker hüllen sich dazu oft in Schweigen. Es gibt mehr als 300 Arzneistoffe (enthalten in über 50.000 Medikamenten), die mit Nahrungsbestandteilen eine Wechselwirkung eingehen können. Dabei besteht die Gefahr, dass sich die Wirksamkeit oder auch die Nebenwirkungen eines Medikaments verstärken. Umgekehrt können bestimmte Lebensmittel die Wirkung aber auch herabsetzen oder ausschalten.

Beeinflussung der Wirkung durch Nahrungsmittel

  • Schmerzmittel (Paracetamol, Aspirin)
  • Antibiotika
  • Beta-Blocker (bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen)
  • Säureblocker (u. a. bei Sodbrennen)
  • Cholesterinsenker
  • Blutverdünner
  • Bisphosphonate (Osteoporose-Mittel)
  • Antidepressiva
  • Anti-Parkinson-Mittel

Sie sollten wissen: Bevor ein Medikament über unseren Mund die Blutbahn und anschließend seinen Wirkort erreicht, muss es zunächst unseren Verdauungstrakt, die Dünndarmwand und die Leber passieren. Überall dort kann seine Wirksamkeit beeinflusst werden. Zu Wechselwirkungen mit Nahrungsmitteln kommt es vor allem in Magen und Darm. Dies geschieht beispielsweise, wenn das Medikament fest an Nahrungsbestandteile gebunden wird und dann nicht mehr ins Blut übertritt. Gefährliche Begegnungen sind jedoch auch in der Leber möglich, dem zentralen „Stoffwechsellabor” des Körpers. Dort werden Medikamente, aber eben auch Nahrungsbestandteile gemeinsam ab- oder umgebaut.

Welche Faktoren spielen eine Rolle?

Um schädliche Wechselwirkungen im Magen zu verhindern, sollten Sie vor allem auf den richtigen Einnahmezeitpunkt des Medikaments achten. Eine Schlüsselrolle spielt hier die Magensäure. So ist bereits der pH-Wert des Magen-Darm-Traktes entscheidend für das Schicksal eines Arzneimittels. Im „nüchternen” Magen herrschen normalerweise saure Verhältnisse vor (pH-Wert ca. 1,6). Die Freisetzung eines Wirkstoffs aus seiner Arzneiform, wie beispielsweise einer Dragee-Hülle, wird überwiegend durch den umgebenden pH-Wert gesteuert.

Magensaftresistente Kapseln nicht zum Essen einnehmen

Magensaftresistente Medikamente geben ihre Wirkstoffe erst bei einem pH-Wert über 3 ab. Diese öffnen sich erst, wenn sie den weniger sauren Dünndarm erreicht haben. So bleibt die empfindliche Magenwand vor den Wirkstoffen geschützt. Umgekehrt entgehen die Arzneistoffe den Angriffen der Magensäure. Deshalb passieren sie unseren Magen normalerweise „ungeöffnet“, da es hier sehr sauer ist, also sehr niedrige pH-Werte vorherrschen. Doch 60 bis 90 Minuten nach der Nahrungsaufnahme steigt der pH-Wert im Magen auf Werte von 3 bis 6 an. Die Folge: Magensaftresistente Arzneimittel, die sich eigentlich erst im Dünndarm auflösen sollten, verlieren bereits jetzt Teile ihrer Wirksubstanzen.

Deshalb sollten Sie magensaftresistente Medikamente wie Diclofenac-Präparate (z.B. Voltaren®, Diclac®, Dedolor®), Dulcolax gegen Verstopfungen oder Wobenzym ® N gegen Nebenhöhlenentzündungen immer ein bis zwei Stunden vor oder zwei bis drei Stunden nach dem Essen nehmen. Dieser Essabstand ist wichtig, weil der Säuregehalt nach der Nahrungsaufnahme im Magen deutlich abnimmt (die Magensäure ist verbraucht). Da dann ähnliche Verhältnisse wie im Dünndarm herrschen, würden sich die magensaftresistenten Kapseln öffnen. Trotz dieser wichtigen Details empfehlen manche Ärzte (oder Beipackzettel) lediglich, bestimmte Medikamente „vor” oder „nach” dem Essen einzunehmen. Viele Patienten missverstehen diese zweideutige Empfehlung und nehmen die Mittel dann, wenn sie eine Mahlzeit gerade beginnen oder beenden. Damit machen sie es genau falsch. Denn „vor” und „nach” bedeutet eigentlich, dass zwischen Essen und Medikamenteneinnahme 30 bis 45 Minuten liegen sollten.

Ballaststoffe können Wirkstoffe im Darm „abfangen“

Ballaststoffe quellen im Darm auf und binden dort Flüssigkeit und Schadstoffe, die ansonsten durch die Darmwand über das Blut in den Körper gelangen würden. Allerdings: Wirkstoffe von Medikamenten werden ebenfalls gebunden und erreichen deshalb mitunter nicht ihren Wirkort.

Ballaststoffe können die Wirkung folgender Medikamente behindern:

  • Acetylsalicylsäure (ASS, z. B. in Aspirin®)
  • Penicillin, Antibiotikum Trimethoprim (bei Harnwegsinfektionen)
  • Levothyroxin (bei Schilddrüsenunterfunktion)
  • Antidepressiva (z. B. Doxipin)

Das heißt selbstverständlich nicht, dass Sie auf Ballaststoffe verzichten sollten. Lassen Sie aber einen zeitlichen Abstand von zwei bis drei Stunden zwischen ballasstoffreicher Kost (z. B. Vollkornmüsli oder Hülsenfrüchte) und Ihrer Medikamenteneinnahme.

Fettlösliche Medikamente brauchen einen vollen Magen

Auch die Fettlöslichkeit eines Medikaments entscheidet darüber, ob Sie es besser mit oder ohne Nahrung zu sich nehmen sollten. So wirken die fettunlöslichen Betablocker Celiprolol oder Atenolol im vollen Magen schlechter. Dagegen lösen sich die fettlöslichen Betablocker Metoprolol und Propranolol bereits im Nahrungsfett und können so effektiver von der Dünndarmwand aufgenommen werden. Nehmen Sie fettlösliche Betablocker also am besten immer mit einer Mahlzeit ein.

Antibiotika und Milchprodukte: eine denkbar schlechte Kombination

Doch nicht nur der richtige Einnahmezeitpunkt ist wichtig, sondern auch die Auswahl der Lebensmittel. So behindern zum Beispiel Milchprodukte die Aufnahme von Antibiotika im Darm, da sich das Kalzium aus der Milch an die Wirkstoffe der Präparate anlagert. Diese Komplexe sind dann zu groß, um über die Darmwand ins Blutsystem zu gelangen. Verzichten Sie deshalb zwei Stunden vor und nach einer Antibiotikaeinnahme auf Milchprodukte.

Auch Kaffee und bestimmte Antibiotika (Gyrasehemmer) vertragen sich nicht. Denn das Medikament hemmt den Abbau des Koffeins im Körper. Die Folge sind Schlafstörungen und Herzrasen.

Grapefruitsaft bei der Hälfte aller Arzneimittel tabu!

Seien Sie vorsichtig mit Grapefruitsaft: Die darin enthaltenen Flavonoide behindern die Funktion des Leber-Enzyms Cytochrom P3A4. Dieses Enzym ist jedoch am Abbau von mehr als 50 Prozent aller Arzneimittel beteiligt. Die Folge: Zusammen mit Grapefruitsaft werden diese nicht richtig entsorgt, verbleiben stattdessen in Ihrem Körper und machen „Überstunden”. Die Wirkung verstärkt sich oder hält länger an.

Unerwünschte Nebenwirkung: Bluthochdruck

Lebensmittel, die länger gelagert wurden, enthalten meist eine größere Menge des blutdrucksteigernden Stoffes Tyramin. Dazu gehören beispielsweise Bier, Wein, reifer Käse, eingelegte Heringe und Salami. Tyramin verstoffwechselt Ihr Körper normalerweise durch ein Enzym, das Monoaminoxidase (MAO) heißt. Müssen Sie jedoch MAO-Hemmer einnehmen, behindert das den Umbau von Tyramin. Ihr Blutdruck steigt an. Verzichten Sie in dem Fall also am besten auf die entsprechenden Lebensmittel.

Auf einen Blick: Die häufigsten Wechselwirkungen

NahrungsmittelMedikamente Wechselwirkung
Ballaststoffe (z. B. in Müsli, Vollkornbrot, Hülsenfrüchten)Schmerz- und Fiebermittel, Schilddrüsenhormone, Antidepressiva, Antibiotikavermindernde Wirkung
Eiweiße (z. B. Eier, Fleisch, Hülsenfrüchte)Antiparkinsonmittel (Levodopa)vermindernde Wirkung
Gerbstoffe (z. B. in grünem oder schwarzem Tee, Kaffee)Neuroleptika (z. B. Alimemazin, Benperidol, Chlorpromazin, Melperon), Eisentablettenvermindernde Wirkung
GrapefruitsaftBluthochdruckmittel, Cholesterinsenker

Immunsupressiva

verstärkte Wirkung und Nebenwirkungen
Koffeinhaltige Getränke (z. B. Kaffee, Cola, grüner oder schwarzer Tee)Antibiotika (Gyrasehemmer)Herzrasen, Schlafstörungen
Koffeinhaltige Getränke (z. B. Kaffee, Cola, grüner oder schwarzer Tee), BitterschokoladeClozapin (atyp. Neuroleptikum)verstärkte Wirkung und Nebenwirkungen
LakritzeHarntreibende Mittel (Diuretika)verstärkende Wirkung
Milch, Milchprodukte, kalziumhaltige Lebensmittel

 

Osteoporosemittel (Bisphosphonate),

Antibiotika (Ciprofloxacin, Norfloxacin, Doxycyclin), Natriumfluorid (z. B. als Karies-prophylaxe), Schilddrüsenhormone wie Levothyroxin

vermindernde Wirkung

Übrigens: Antibiotika wie Penicillin oder Erythromycin gelten im Bezug auf Milch als unproblematisch

Wein, reifer Käse, Salami, Sauerkraut, eingelegte HeringeAntidepressiva (MAO-Hemmer, z. B. Tranylcypromin, Moclobemid)Bluthochdruck, Kopfschmerzen
Vitamin K-haltige Nahrungsmittel (z. B. Blattsalat, Spinat, Brokkoli und verschiedene Kohlsorten)Vitamin K-Antagonisten (Phenprocoumon „Marcumar®“, Warfarin)Die blutgerinnungshemmende Wirkung kann durch einen vermehrten Verzehr von Vitamin K-haltigen Nahrungsmitteln abgeschwächt werden.