Wechseljahre: Sexualität im Wandel

Wechseljahre: Sexualität im Wandel
© zakalinka | Adobe Stock
Inhaltsverzeichnis

Die Wechseljahre verändern den gesamten weiblichen Organismus. Deshalb erleben viele Frauen – neben den klassischen Symptomen – auch ihr Sexualleben plötzlich anders als zuvor. Die Bandbreite reicht von Libidoverlust oder Schmerzen beim Sexualverkehr während der Wechseljahre bis hin zu plötzlich starkem, sexuellem Verlangen. Unsicherheit herrscht oftmals auch beim Thema Verhütung. Gesundheitswissen erklärt Ihnen alles rund um den Sex während der Wechseljahre.

Libidoverlust der Frau während der Wechseljahre: Welche Gründe gibt es dafür? 

Sexualität ist ein lebenslanges Grundbedürfnis – bei Frau und Mann. Schwankungen des Lustempfindens sind zunächst einmal völlig normal und begleiten jeden Menschen ein Leben lang. Zudem ist die Sexualität bei Erwachsenen höchst individuell, wandelbar und unterschiedlich stark ausgeprägt. So auch während der Wechseljahre. 

Doch während manche Frauen in dieser Zeit unter zu geringer Lust leiden, können andere auch ohne sexuelle Aktivitäten ihre Partnerschaft genießen. Beides ist völlig in Ordnung. Die Gründe für die mangelnde Lust auf Sex sind vielfältig. Doch es lässt sich – falls der Wunsch danach besteht – etwas dagegen tun.

Individuelle Lebensumstände können sich negativ auf die Libido in den Wechseljahren auswirken

Das gesellschaftliche Umfeld und die persönliche Familiensituation können zu den Veränderungen von Libido und Sex in der Menopause beitragen. Denn oftmals geht das Ende der Fruchtbarkeit – auch als Klimakterium oder Menopause bezeichnet – einher mit

  • mangelnder Akzeptanz für die neue Lebensphase und das Älterwerden
  • einem zu geringen Selbstwertgefühl
  • chronischen oder akuten Erkrankungen
  • Beziehungsproblemen, Trennungen oder Verlust des Partners
  • Auszug der Kinder
  • Austritt aus dem Job

Gut zu wissen

Haben Frauen plötzlich weniger Lust auf Sex während der Menopause, so betrifft das auch den Partner. Sprechen Sie deshalb offen über die veränderte Situation und gönnen Sie sich beide Zeit für sich und einander. In manchen Fällen hilft auch eine Paarberatung oder das Gespräch mit einem Psychologen dabei, gut durch diese Lebensphase zu kommen. Zudem kann der Besuch einer Selbsthilfegruppe zeigen: Ich bin nicht allein.

Hormonelle Ursachen für den Libidoverlust währen der Menopause

Die Zeit der Wechseljahre ist geprägt von einer Umstellung der Hormone im weiblichen Körper. So kann der Rückgang des Hormons Progesteron in den Eierstöcken zu einer Dominanz des Östrogenspiegels im Blut führen. Die möglichen Folgen: 

  • Ängste
  • Antriebslosigkeit
  • innere Unruhe 
  • depressive Verstimmungen

Jeder einzelne Faktor kann die Libido dämpfen. Das gleiche gilt auch für die hormonell bedingen klassischen Wechseljahres-Symptome wie Schlafstörungen, Hitzewallungen oder Schweißausbrüche. 

Doch auch der für das Lustempfinden der Frau wichtige Östrogenspiegel sinkt im Verlauf der Wechseljahre immer mehr. Die Scheidenschleimhaut ist dann weniger durchblutet, was zu Scheidentrockenheit und Schmerzen beim Sex während der Wechseljahre – und damit zu sexueller Unlust – führen kann.

Keine Lust auf Sex in den Wechseljahren: Körperliche Veränderungen als Grund

Die weiblichen Geschlechtshormone schwanken und sinken schließlich ab – die männlichen hingegen steigen an. Deshalb kann ein hoher Spiegel an Testosteron währen der Wechseljahre bei Frauen zu vermehrter Behaarung, aber auch zur Haarverlust oder Hautunreinheiten führen. 

Auch die Figur verändert sich, der Brüste verlieren an Umfang und der Bauchumfang kann zunehmen. Manche Best Ager haben dann Sorge, für sich selbst und ihren Partner nicht mehr attraktiv genug zu sein. Ein Umstand, der sich mitunter auch negativ auf das sexuelle Verlangen auswirkt.

Weitere körperliche Ursachen die Frauengesundheit betreffend können zu sexueller Lustlosigkeit führen:

  • Spannungsgefühle oder Druck im Intimbereich sowie Unterbauch durch eine hormonell bedingte Bindegewebs- und Muskelschwäche
  • Blasenschwäche (Inkontinenz) durch eine zu schwache Beckenbodenmuskulatur
  • Endometriose, also Schleimhautwucherungen im Bauchraum
  • gutartige Tumore (Myome) an der Gebärmutter

Wechseljahre: Wie kommt die Sexualität bei Libidoverlust wieder in Schwung?

Eine bewusste Ernährung, Sport und Entspannungstechniken: Frauen, die unter einem geminderten Lustempfinden während der Menopause leiden, können so aktiv ihr geistiges und körperliches Wohlbefinden steigern – und somit auch die Libido. Darüber hinaus haben bestimmte Haus- und Hilfsmittel das Potenzial, positive Impulse zu setzen. Dazu gehören:

  • Akkupunktur und Homöopathie
  • naturheilkundliche Präparate mit Auszügen aus der Traubensilberkerze sowie Johanniskraut und Baldrian
  • Gleitmittel in Form von Cremes, Gels oder Zäpfchen zur Steigerung der sexuellen Empfindsamkeit und zur Minderung von Scheidentrockenheit

Nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt entscheiden sich manche Frauen in der Menopause, ihr Sexualleben mithilfe von Medikamenten anzukurbeln. Wichtig: Eine Hormonersatztherapie kann dabei helfen, Symptome der Wechseljahre wie Schlaflosigkeit oder Nachtschweiß zu lindern. Jedoch bekämpft die Gabe von Androgenen oder Östrogenen nicht zwangsläufig die Ursachen von zu wenig Lust auf Sex.

Gut zu wissen

Nicht immer muss der Sex während des Klimakteriums mit Unlust einhergehen. Manche Frauen berichten mit zunehmendem Alter auch über ein plötzlich starkes sexuelles Verlangen während ihrer Menopause. So führt das Wechselspiel der Hormone bei ihnen u. a. dazu, dass sie sich experimentierfreudiger oder mutiger zeigen – und äußern sich selbst oder ihrem Partner gegenüber klar ihre sexuellen Bedürfnisse und Wünsche. 

Zudem können der Auszug der Kinder oder Beständigkeit im Beruf bei manchen Best Agern dazu führen, dass sie sich generell entspannter fühlen – und diese Entspanntheit setzt Erregung sowie neue erotische Energie frei.

© Tatyana Gladskih | Adobe Stock
Um die Libido während der Wechseljahre zu steigern, können Frauen neben Medikamenten auch versuchen, einen gesünderen Lebensstil zu führen, Sport zu treiben und Entspannungstechniken zu etablieren

Schmerzen beim Sex in den Wechseljahren: Wieso kommt es dazu und welche Behandlungsmethoden gibt es?

In der Zeit der Wechseljahre verbinden Frauen das Thema Sexualität oftmals mit Schmerzen. Häufig äußern sich die Beschwerden durch eine trockene Scheide sowie empfindsame Harnwege. Dem abfallenden Progesteron- und Östrogenspiegel folgt einer Rückbildung der Schleimhaut, die den Scheidenkanal auskleidet. Die damit einhergehende schlechtere Durchblutung von Scheidenschleimhaut und Schamlippen kann zu einem schmerzhaft wunden Hautgefühl führen, da das Gewebe trockener, verletzungsanfälliger und dünner erscheint.

Für den Sex währen der Wechseljahre bedeutet das: der Prozess des Feuchtwerdens der Scheide (Lubrikation) – für einen schmerzfreien Geschlechtsverkehr unverzichtbar – dauert länger. Häufig ist für Frauen auch mehr Stimulation nötig als vor dem Beginn der Menopause, um ausreichend Erregung zu erzeugen und zu einem Orgasmus zu gelangen.

Gut zu wissen

Bislang galt das weitverbreitete Vorurteil „Viel hilft viel“. Regelmäßiger Sex – so die Annahme – hält auf Dauer die Scheidenschleimhaut elastisch, mindert Schmerzen und führt dazu, dass die sexuelle Erregung bei Frauen schneller einsetzt. Das widerlegte nun ein Forscherteam der UC Davis School of Medicine. Zwar klagte fast jede zweite an der Studie teilnehmende Frau im Verlauf ihrer Wechseljahre über Schmerzen bei Sex – meist aufgrund vaginaler Trockenheit. Eine Abnahme der Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs erhöhte die Wahrscheinlichkeit für dieses Symptom jedoch nicht.

Neben Gleitmitteln gegen Scheidentrockenheit können nach Beratung durch einen Gynäkologen auch Hormonzäpfchen oder -cremes vaginale Beschwerden reduzieren. Außerdem ist es wichtig, den Intimbereich richtig zu pflegen und Infektionen vorzubeugen. Meiden Sie deshalb möglichst:

  • eine zu intensive Pflege des Intimbereichs
  • zu enge und nicht atmungsaktive Unterwäsche
  • Intimschmuck
  • Verhütungsmittel, die spermienabtötende Chemikalien enthalten, z. B. spezielle Kondome

Achten Sie außerdem darauf, Infektionen der Scheide oder der Harnwege ärztlich abzuklären. Auch bei starken und länger anhaltenden Schmerzen beim Sexualverkehr ist der Gang zu einem Gynäkologen anzuraten.

Verhütung während der Wechseljahre: Ist das noch nötig? 

So manch eine Frau wünscht sich einen Expertenrat während ihrer Wechseljahre: Welche Methode der Verhütung ist ab circa 45 Jahren die richtige? Auch die Frage nach der Notwendigkeit von Empfängnisverhütung stellt sich über die Dauer der Menopause immer wieder.

Wechseljahre und Schwangerschaft – geht das überhaupt? 

Die Antwort lautet: Ja! Zwar kommt es bereits vor dem Einsetzen der Menopause zu immer weniger Eisprüngen im weiblichen Körper. Doch ist es nicht ausgeschlossen, dass auch Frauen weit über 40 Jahre schwanger werden können. 

Wünschen Frauen in diesem Alter keine bzw. keine weitere Schwangerschaft, sollten sie mindestens bis zum Ende der Wechseljahre – ca. ein Jahr nach der letzten Monatsblutung – verlässlich verhüten. Setzt bereits vor dem 50. Lebensjahr keine Periode mehr ein, so sollten Paare im Anschluss an die letzte Regelblutung der Frau noch für zwei weitere Jahre auf Verhütungsmittel zurückgreifen.

Wechseljahre und Sexualität: Methoden der Verhütung

Welches Verhütungsmittel passt zu mir? Diese Frage muss sich jede Frau gemeinsam mit ihrem Partner selbst beantworten. Auch ein Beratungsgespräch mit dem behandelnden Frauenarzt kann Aufschluss bringen. Frauen in den Wechseljahren greifen generell auf eine der folgenden Methoden der Empfängnisverhütung zurück:

  • Minipille: Gynäkologen raten Frauen von der Einnahme der Pille während der Wechseljahre ab – um das Risiko von Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems sowie Thrombosen gering zu halten. Vorteil der Minipille: Sie ist in der Regel gut verträglich, löst aber in manchen Fällen unregelmäßige Periodenblutungen aus
  • Barrieremethoden: Diaphragma oder Kondom
  • Spirale: sie gibt es hormonhaltig als auch hormonfrei als Goldspirale, Kupferkette und Kupferspirale 
  • natürliche Verhütung: bei der symptothermalen Methoden messen Frauen ihre Körpertemperatur nach dem Aufwachen und kontrollieren ihren Zervixschleim, d. h. den wässrig-geleeartigen Scheidenausfluss. Anhand dieser Faktoren lassen sich die fruchtbaren von den unfruchtbaren Tagen unterscheiden
  • Sterilisation: wahlweise bei der Frau oder – die häufigere Wahl – beim Mann. Der Grund: Bei ihm sind die Kosten überschaubar und das gesundheitliche Risiko während und nach dem Eingriff deutlich geringer

Sexualität in den Wechseljahren

Gesund leben und gut durch die Phasen der Menopause gelangen – dazu gehört auch, mit der oftmals als abweichend empfundenen Sexualität umgehen zu lernen. Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder Lustlosigkeit können Frauen oftmals mit sanften Methoden – wie naturheilkundlichen Präparaten, Akkupunktur oder kleinen Hilfsmitteln – sowie mit Hilfe vertrauensvoller Gespräche mit dem Partner entgegenwirken. 

Bei all dem sollten Paare an dem Wissen festhalten, dass es sich bei der Menopause um eine temporäre Lebensphase handelt. Offenheit gegenüber dem neuen Lebensabschnitt und Geduld, bis sich der Organismus auf die neue hormonelle Situation eingestellt hat, sind der Schlüssel zu einer erfüllten Sexualität in den Wechseljahren.