Milz: Aufbau, Funktion & Erkrankungen im Überblick
- Was ist die Milz?
- Wie ist die Milz aufgebaut?
- Wie funktioniert die Milz?
- Welche Aufgaben hat die Milz?
- Beschwerden & Erkrankungen der Milz
- Splenomegalie: Was ist eine vergrößerte Milz?
- Risikofaktoren für eine Milzerkrankung
- Wann muss die Milz entfernt werden?
- Kann man ohne Milz leben?
- Wie kann die Milz geschützt werden?
Eine gute Kenntnis des eigenen Körpers ist wichtig, nicht ausschließlich, um das eigene Allgemeinwissen zu fördern, sondern speziell, um Problemen rechtzeitig entgegenzuwirken. Herz, Leber, Lunge, Hirn – das alles sind Organe, mit denen jeder etwas anzufangen weiß. Das Herz pumpt Blut durch den Körper, die Leber filtert Giftstoffe, die Lungen ermöglichen das Atmen und das Gehirn kontrolliert all dies und ermöglicht menschliches Denken. Was aber tut die Milz?
Die Milz ist ein faszinierendes Organ, wenngleich sie im Vergleich zu anderen Organen in der Regel im Hintergrund bleibt. In diesem Artikel werden einige Fakten, Funktionen und Besonderheiten des unscheinbaren Organs aufgezeigt. Wir möchten zeigen, dass ein Leben ohne die Milz, wenngleich nicht unmöglich, aber von einigen Herausforderungen begleitet ist.
Was ist die Milz?
Die Milz ist das größte unter den lymphatischen Organen des Menschen. Sie ist in das System der Lymphe eingebunden – jener Körperflüssigkeit, die im menschlichen Körper die Immunabwehr von Krankheitserregern regelt. Neben der Milz sind im Lymphsystem noch eine Reihe an weiteren Organen beteiligt.
Größe & Gewicht der Milz
Die Milz des Menschen ca. 13 cm lang, 8 cm breit und 3 cm tief. Zugleich wiegt das Organ rund 150 bis 200 g. Das Organ ist länglich, entspricht in ihrer Größe annähernd einer Niere und passt in eine Handfläche. Kommt es aufgrund einer Erkrankung zu einer Vergrößerung der Milz, sind Größenveränderungen vom bis zu 15-fachen der Normalgröße möglich. Einzelne Patienten wiesen eine krankhaft vergrößerte Milz von teilweise bis zu 2 kg Gewicht auf.
Wo liegt die Milz im Körper?
Mit 13x8x3 cm und ca. 200 g Gewicht befindet sich die Milz auf der linken Seite des Brustkorbs im oberen Bauchraum. Dementsprechend schmiegt sich das Organ an der körperabgewandten Seite des Magens an und liegt ca. auf mittlerer Höhe unter dem Zwerchfell des Lungenflügels.
Direkte Nachbarorgane sind neben dem Magen und der Lunge die Bauchspeicheldrüse, der Dickdarm sowie die Niere. Unter Betrachtung des menschlichen Knochenskeletts schließt die Milz entsprechend den letzten Platz zwischen Magen und Rippenbögen und wird direkt geschützt.
Die genaue Position der Milz variiert von Person zu Person. Sie ist von verschiedenen Faktoren abhängig, darunter speziell die Atmung, das Lungenvolumen, die Lage des Körpers und die Größe des Magens. Auch die Form des Brustkorbs bestimmt die Lage der Milz, da die Rippen sie zur Körperaußenseite hin umschließen.
Wie ist die Milz aufgebaut?
Im Grunde besteht die Milz aus zwei Teilen, der roten und der weißen Pulpa. Es wird zwischen zwei anatomischen Bereichen unterschieden. Dies sind die obere, konvexe zwerchfell- oder lungenzugewandte Seite (Facis diaphragmatica) sowie die untere konkave eingeweidezugewandte Fläche (Facis visceralis).
Die anatomische Unterscheidung geschieht zwischen der roten und weißen Pulpa. Pulpa ist das lateinische Wort für Fruchtfleisch und verdeutlicht die Struktur des Gewebes. Im Folgenden werden die beiden Pulpen näher beschrieben.
- Die rote Pulpa oder das rote Mark ist das überwiegende Milzgewebe im Inneren des Organs. Im Querschnitt durch das Organ zeigt es sich als dunkelrotes Gewebe, durchzogen mit Sinussen, d. h. Bluträumen, in denen Blutzellen abgebaut werden. Die rote Farbe stammt entsprechend von dem Gewebe, welches stark durchblutet ist.
- Die weiße Pulpa oder das weiße Mark liegt innerhalb der roten Pulpa. Sie macht ca. 15 % des Organvolumens aus und stellt den größten Lymphknoten des Körpers dar.
Was sind die Nebenmilzen?
Darüber hinaus werden knotenförmige Organformen aus Milzgewebe, die sich in der Nähe der Milz befinden als „Nebenmilzen” bezeichnet. Diese finden sich bei bis zu einem Drittel der Menschheit und sind unbedenklich. Im Falle einer Erkrankung der Milz haben sie vergleichbare Auswirkungen wie die „Hauptmilz” und müssen ebenfalls entfernt werden.
Wie funktioniert die Milz?
Die Milz ist an der Filterung des Blutes im menschlichen Körper beteiligt. Sie bewirkt, dass Bakterien aus dem Blut herausgefiltert werden, welche ansonsten zu verschiedenen Krankheiten führen.
Darüber hinaus ist das Organ an der Bildung und Förderung von Makrophagen (Fresszellen) und Lymphozyten beteiligt. Das sind weiße Blutkörperchen, die im Blut Krankheitserreger abwehren. Makrophagen sind in der Lage, auch Tumorzellen zu zerstören. Das Blut wird in die Milz eingeleitet, durch verschiedene Lymphozyten gesäubert und tritt über die sogenannte Milzvene (medizinisch Vena splenica oder Vena lienalis genannt) wieder aus. Über die Vena lienalis tritt das Blut im Anschluss wieder in den Blutkreislauf ein
Welche Aufgaben hat die Milz?
Im Großen und Ganzen ist die Milz als sekundäres Lymphorgan an der Abwehr von Krankheitserregern im Immunsystem beteiligt. Aufgrund des vielschichtigen Aufbaus sind ihre Funktionen mannigfaltig. Die wichtigste Aufgabe der Milz ist das Aussortieren veränderter Blutplättchen, die aufgenommen und abgebaut werden. Wie andere Organe des lymphatischen Systems ist die Milz in besonderem Maße in der Kindheit aktiv.
Sie verliert ihre Wichtigkeit im Laufe des Lebens nicht komplett, sondern kann im Alter erneut an Bedeutung gewinnen, beispielsweise bei der Blutbildung.
Entsprechend ist die Milz ein wichtiges Organ, deren Funktion nicht unterschätzt werden sollte. Durch ihre blutfilternden Eigenschaften kann sie Infektionen vorbeugen und den Körper vor unterschiedlichen äußeren Einflüssen schützen.
Die Milz als Teil des Immunsystems
Das Immunsystem ist stark von der Milzfunktion abhängig. Die verschiedenen T- und B-Zellen in ihrem Inneren sorgen dafür, dass das Blut, welches durch die Milz fließt, gesäubert wird. Funktioniert dieser Ablauf nicht, dann ist das Immunsystem gestört und andere Organe müssen ihre Funktionen teilweise übernehmen.
Im Detail funktioniert die Blutreinigung in der Milz wie folgt:
- Ein rotes Blutkörperchen befindet sich ca. 120 Tage lang im Kreislauf durch den menschlichen Körper.
- Dabei wird es regelmäßig durch die Milz geleitet und kontrolliert.
- Liegt ein Problem mit der Zelle vor, beispielsweise aufgrund von zu hohem Alter oder Funktionsstörungen, wird die Blutzelle zerlegt und abtransportiert. Gleiches geschieht mit Gerinnseln, Bakterien und Tumorzellen. Auch sie werden zerstört und aus dem Blutkreislauf entfernt.
Beschwerden & Erkrankungen der Milz
In der folgenden Tabelle werden Beschwerden und Erkrankungen der Milz übersichtlich dargestellt.
Erkrankung | Beschreibung | Beispielhafte Beschwerden |
Milzstauung | Eine Leberzirrhose oder Rechtsherzinsuffizienz kann zu einem Blutstau in der Milz führen. | Unzureichende Immunabwehr und Druck in der Magengegend |
Milzentzündung | Die Milz kann sich durch virale oder bakterielle Infektionen entzünden. Es kommt zu einer Splenitis (Milzentzündung). | Müdigkeit, starke Oberbauch- und Rückenschmerzen, Appetitmangel |
Milzinfarkt | Aufgrund des Verschlusses eines Blutgefäßes bricht die Blutversorgung für das Organ ab und das Gewebe stirbt ab. | Starke Druckschmerzen im oberen Bauchbereich, Übelkeit, Erbrechen, Fieber, Schüttelfrost und Schweißausbrüche |
Milzunterfunktion | Die Milz kommt mit ihrer Arbeit nicht nach. | Starke Infektionen ohne klare Gründe, septische Schocks |
Asplenie | Die Milz hat seit der Geburt oder seit einem Ausfall keine Funktion mehr. | Gesteigerte Infektanfälligkeit, Probleme mit dem Magen-Darm-Trakt, teilweise weitere organische Fehlbildungen |
Milzüberfunktion | Die Milz baut zu viele Blutzellen ab. | Schnelle Bildung blauer Flecken, Fieber, Müdigkeit, Geschwürbildung, plötzliche Blutungen z. B. aus der Nase |
Milzzysten | Es bilden sich Blasen am oder im Organ, die mit Flüssigkeit gefüllt sind. | Übelkeit, Aufstoßen, Erbrechen, Kopfschmerzen, Schwindel |
Milzabszesse | Blasen mit Eiter bilden sich im oder am Organ. | Sepsis, Fieber, Schüttelfrost, Übelkeit, Oberbauchschmerzen |
Milzriss/Ruptur | Durch einen Unfall kann die Milz reißen. Dies führt zu lebensgefährlichen inneren Blutungen. | Ausstrahlender Druckschmerz im Oberbauch, harte Bauchdecke, Atemnot, Schock, niedriger Blutdruck, Rippenbrüche |
Splenomegalie: Was ist eine vergrößerte Milz?
Im Zuge von einzelnen Krankheiten kann es zu einer Splenomegalie, einer Vergrößerung der Milz, kommen. Dann steigt die Größe des Organs über das normale Ausmaß hinaus. Das kann problematisch sein oder ohne weitere Symptome auftreten. Im Fall von Beschwerden machen sich diese durch Schmerzen im Oberbauch bemerkbar. Die Milz lässt sich in diesem Fall durch die Rippen ertasten. Dies ist nur möglich, wenn ihre Größe den Normalbereich übersteigt.
Als Ursache einer vergrößerten Milz kommt in der Regel eine Verletzung infrage. Dies ist mit starken Schmerzen verbunden und muss unmittelbar behandelt werden. Zugleich kann Fieber durch die Vergrößerung der Milz ausgelöst werden.
Weitere Gründe sind Infektionskrankheiten wie Pfeiffersches Drüsenfieber, Tuberkulose und Malaria, sowie eine Fehlfunktion des Immunsystems (Rheumatoide Arthritis, Lupus und Blutarmut). Möglicherweise ist auch ein blockierter Blutstrom zwischen Milz und Leber der Grund für eine Vergrößerung. Das könnte beispielsweise durch eine Leberzirrhose ausgelöst worden sein. Darüber hinaus treten Milzvergrößerungen bei Krebserkrankungen wie Leukämie auf.
Risikofaktoren für eine Milzerkrankung
Eine Milzerkrankung kann auf unterschiedliche Risikofaktoren zurückgeführt werden. Dazu gehören bestehende Krankheiten sowie Dispositionen, die der Milz zusetzen können. In der folgenden Übersicht werden die typischsten Risikofaktoren für eine Milzerkrankung dargestellt.
Was vergrößert das Risiko einer Milzerkrankung?
- Leberzirrhose: Bei einer Leberzirrhose treten unterschiedliche Symptome auf. Die Leberfunktion ist stark eingeschränkt. In der Folge können verschiedene Körperteile und Organe anschwellen, darunter auch die Milz.
- Blutgerinnsel: Bilden sich Blutgerinnsel, kann es zu Druckausübung auf die Milz kommen. Dies führt dann zu einer Vergrößerung der Milz.
- Hämolytische Anämie: Eine Armut an roten Blutkörperchen führt dazu, dass die Milz ihre Aufgabe nicht angemessen erfüllen kann.
- Parasiteninfektion: In vereinzelten Fällen führt eine parasitäre Infektion zu einer Vergrößerung der Milz. Malaria und verschiedene andere Infektionen können diesen Effekt besitzen.
- Morbus Gaucher: Das Gaucher-Syndrom ist eine seltene Erbkrankheit und führt in Typ-1 zu einer Vergrößerung der Milz. Gleichzeitig sind die Thrombozyten betroffen. Das sind Blutplättchen, die bei der Blutgerinnung wichtig sind. Durch eine Armut an Thrombozyten sind Patienten nach einem Unfall anfälliger für Blutungen und Knochenbrüche, blaue Flecken. Sie haben außerdem eine niedrige Blutgerinnung.
Wann muss die Milz entfernt werden?
Der Arzt wird Beschwerden mit der Milz zunächst konservativ behandeln und versuchen, die Gründe für die Schmerzen mit bildgebenden Verfahren zu bestimmen. Eine operative Milzentfernung, eine sogenannte Splenektomie, kann in den folgenden Fällen notwendig werden.
Notwendigkeit einer Milzentferung (Splenektomie):
- Übermäßige Blutungen der Milz: Ist die Milz stark verletzt und droht einzureißen, muss sie entfernt werden, um innere Blutungen zu verhindern.
- Tumore: Ist die Milz ein Krebsherd oder eines der Nachbarorgane betroffen, sollte die Milz entfernt werden.
- Überfunktion der Milz: Durch ungewöhnliche Veränderungen des Bluts können Erkrankungen wie die idiopathische thrombozytopenische Purpura (ITP) auftreten. Das ist eine Krankheit, die durch einen Mangel an Blutplättchen (Thrombozyten) gekennzeichnet ist und in seltenen Fällen gefährliche Blutungen hervorrufen kann. Andere Formen von hämolytischen Anämien (Blutarmut) sind ebenfalls möglich.
- Chemotherapie: Eine vergrößerte Milz kann zu einer verringerten Thrombozytenzahl führen, sodass eine Chemotherapie schwer durchzuführen ist, ohne dass zuvor eine Splenektomie durchgeführt wird.
Kann man ohne Milz leben?
Kommt es im Laufe des Funktionsablaufs zu unlösbaren Schwierigkeiten oder Verletzungen, muss die Milz entfernt werden. Andere Organe übernehmen dann Teile der Milzfunktion. Ein gesundes Leben ist dann noch problemlos möglich. In diesem Zusammenhang sind allerdings Impfungen notwendig, beispielsweise gegen bakterielle Erreger, wie die der Lungenentzündung (Pneumokokken).
Wie kann die Milz geschützt werden?
Letzten Endes gibt es eine ganze Reihe an unterschiedlichen Möglichkeiten, wie die Milz geschont und geschützt werden kann. Mit deren Hilfe kann versucht werden, die Probleme mit der Milz zu verringern. Dies umfasst präventive Maßnahmen sowie verschiedene Kontrollmethoden durch einen Arzt. Präventiv ist es empfehlenswert, sich alle drei bis fünf Jahre einer Pneumokokken-Impfung zu unterziehen.
Die Lungenentzündung ist nicht nur für Menschen ohne Milz problematisch, sondern auch für gesunde Menschen. Zugleich ist es ratsam, eine regelmäßige Kontrolle des Blutbildes durchführen zu lassen.
Auf der anderen Seite gehört in der traditionellen chinesischen Medizin sowie in der Ernährungsheilkunde eine ausgewogene Ernährung zu den Empfehlungen. Offiziell gibt es keine direkten Hinweise auf Erfolg durch eine Ernährungsumstellung. Auf der anderen Seite haben sich Bitterstoffe, Knoblauch, Zwiebel, Fenchel, Rettich und Radieschen bei der Vorbeugung als hilfreich erwiesen.
Fazit zur Milz
Die Milz ist ein wichtiges Organ, das auf der linken Körperseite zwischen Magen, Bauchspeicheldrüse und Rippenbogen liegt. Sie sollte nicht unterschätzt werden.
Auch wenn die Milz nicht überlebensnotwendig ist und von anderen Organen ersetzt werden kann, ist das kein Grund, ihre Relevanz zu ignorieren. Sie filtert das Blut des Körpers und sorgt dafür, dass viele Krankheitserreger und andere schädliche Stoffe aussortiert werden, bevor das Blut über die Vena Lienalis in den Blutkreislauf zurückkehrt. Damit ist die Milz als größtes Organ des lymphatischen Systems explizit am Immunsystem beteiligt. In diesem Zusammenhang sorgt sie für einen ausgewogenen Haushalt an T- und B-Zellen.
In den meisten Fällen erkennt man erst, wie wichtig die Funktionen der Milz sind, wenn sie aufgrund eines Problems in ihrer Funktion eingeschränkt wird. In einem derartigen Fall kann es zu verschiedenen Erkrankungen kommen, die teilweise eine Milzentfernung notwendig machen.