Stuhlinkontinenz – Symptome, Ursachen & Behandlung

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Inhaltsverzeichnis

Wissenswertes über Stuhlinkontinenz

  • Definition: Unfähigkeit, Stuhl oder Flatulenzen kontrolliert zurückzuhalten
  • Häufigkeit: Etwa 5 % der Deutschen sind betroffen; Frauen vier- bis fünfmal häufiger
  • Diagnose: Anamnese, Untersuchungen: Endoskopie, Manometrie, Defäkographie, MRT, CT
  • Ursachen: Muskuläre, neurologische oder sensorische Störungen
  • Behandlung: Medikamente, Beckenbodentraining, Toilettentraining, Stimulationstherapien, Operation
  • Alltag: Psychosozialer Aspekt führt zu gravierenden Lebensveränderungen

Was ist Stuhlinkontinenz?

Grundsätzlich ist von einer Stuhlinkontinenz die Rede, wenn einerseits Winde aus dem Darm oder auch flüssiger bzw. fester Stuhl unkontrolliert entweichen. Betroffene sind nicht mehr in der Lage, den Moment der Entleerung selbst zu wählen.

Stuhlinkontinenz kann im Allgemeinen gut behandelt werden. Neben konservativen Methoden kann in schwereren Fällen jedoch auch eine Operation nötig sein.

Woraus besteht Kot eigentlich?

Kot – beim Menschen ist bevorzugt von Stuhl die Rede – setzt sich aus unterschiedlichen Bestandteilen zusammen. Neben Wasser und Darmbakterien sind Zellen und Sekrete darin enthalten. Nahrung, die wir zu uns nehmen, kann nicht komplett vom Körper verdaut werden. Daher enthält auch Stuhl Teile und Rückstände der aufgenommenen Lebensmittel. Fäulnis- und Gärungsprodukte sind ebenso enthalten wie Exkretions- und Stoffwechselprodukte.

Im Alltag soll Stuhl nach Möglichkeit schnell in der Toilette entsorgt werden. Doch sowohl der Mensch als auch Tiere machen sich diesen oftmals zunutze. Getrockneter Dung kommt etwa in der Wüste zum Einsatz und wird dort zum Feuermachen benutzt. Landwirte fahren Mist auf ihren Feldern aus und vereinzelt fressen Tiere ihren eigenen Kot, weil er wertvolle Vitamine enthält.

Bestandteile von Kot

Was heißt inkontinent?

Das Wort inkontinent lässt sich von dem lateinischen Wort „continentia” ableiten und bedeutet so viel wie Zurückhaltung. Wer inkontinent ist, kann seinen Urin oder Stuhl nicht mehr kontrolliert bei sich halten oder ausscheiden.

Werden beide Formen der Inkontinenz zusammengezählt, sind in Deutschland rund fünf Millionen Menschen inkontinent. Die Dunkelziffer dürfte wohl noch höher liegen. Die Ungewissheit hat nicht zuletzt mit der Tabuisierung der Inkontinenz zu tun. Viele Menschen schämen sich dafür und möchten sich keinem Arzt anvertrauen. Sie ziehen sich zurück, anstatt das Problem aktiv anzugehen.

Abgrenzung zur Harninkontinenz

Harninkontinenz: Der Abgang von Urin ist kaum oder nicht mehr kontrollierbar.

Stuhlinkontinenz: Der Abgang von Darmwinden oder Stuhl ist kaum oder nicht mehr kontrollierbar.

Im Bereich der Harninkontinenz gibt es unterschiedliche Formen und Ausprägungen

  • Belastungsinkontinenz: Die Harnröhre kann nicht mehr vollständig geschlossen werden.
  • Dranginkontinenz: Die Blasenmuskulatur ist zu stark angespannt. Dies verursacht das ständige Gefühl, auf die Toilette zu müssen.
  • Mischinkontinenz: Kombination aus Belastungs- und Dranginkontinenz.

Wie häufig ist Stuhlinkontinenz?

Stuhlinkontinenz tritt häufiger auf als oftmals angenommen. Betroffen sind grundsätzlich Menschen jeglichen Alters.

Deutlich wird jedoch, dass vor allem ältere Personen, deren Gewebe im Laufe des Lebens an Elastizität verloren hat, prozentual häufiger unter Inkontinenz leiden. Stuhlinkontinenz muss aber nicht zwingend im Laufe eines Lebens auftreten. Sie kann bereits angeboren sein. Hier spielen vor allem Fehlbildungen im Analbereich eine Rolle.

Achtung

Stuhlinkontinenz kann jeden betreffen – unabhängig von Alter und Geschlecht.

Welches Geschlecht ist häufiger von Stuhlinkontinenz betroffen?

Frauen sind im Vergleich zu Männern deutlich häufiger von Stuhlinkontinenz betroffen. Die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung ist im Vergleich bei Frauen um das Vier- bis Fünffache erhöht. Dies hängt mit der weiblichen Anatomie zusammen:

Damit Frauen Kinder gebären können, besitzen sie tendenziell ein breiteres Becken als Männer. Nicht zuletzt die Folgen einer Schwangerschaft und Geburt wirken sich oftmals nachteilig bei Frauen aus. Dadurch erhöht sich bei ihnen das Risiko einer Stuhlinkontinenz.

Welches Formen der Stuhlinkontingenz gibt es?

  • Stuhlinkontinenz durch rektale Koprostase

Bei dieser Form bleibt der Stuhl zu lange im Dickdarm, der sogenannten Rektumampulle (Mastdarm oder Enddarm). In der Folge wird zu viel Flüssigkeit entzogen, der Kot wird sehr hart. In den meisten Fällen kommt es zu Verstopfung. Der Körper aktiviert daraufhin ein „Notprogramm” und versucht, den verhärteten Kot mit Hilfe von Sekret abzuführen.

Nicht selten kommt es nach Operationen, beispielsweise im Rahmen einer Tumorentfernung, zur Stuhlinkontinenz. Entstandenes Narbengewebe kann dann ebenso die Ursache sein, wie Darmerkrankungen, die mit Entzündungen einhergehen.

  • Sensorische Stuhlinkontinenz

Dabei ist die Schleimhaut des Analkanals ist in ihrer Wahrnehmung deutlich eingeschränkt. Häufig sind Schlaganfallpatienten davon betroffen. Grundsätzlich können neurologische Leiden vorliegen, welche sich beispielsweise in Form einer Bewusstlosigkeit zeigen. Außerdem kann die Schleimhaut des Analkanals nach außen gestülpt sein („Analprolaps”).

  • Muskulären Stuhlinkontinenz

Für diese Form ist ein verletzter Schließmuskelapparat kennzeichnend. Muskeln, die dafür zuständig sind, dass Stuhl zurückgehalten oder ausgeschieden wird, sind in ihrer Funktion eingeschränkt. Das kommt häufiger bei Frauen vor, die nach oder während der Entbindung einen Dammriss erleiden. Wer dauerhaft an Verstopfung leidet, kann ebenfalls von muskulärer Stuhlinkontinenz betroffen sein.

  • Neurologische Stuhlinkontinenz

Neurologische Stuhlinkontinenz kann mehrere Ursachen haben:

  • Alzheimer
  • Diabetes
  • Multiple Sklerose
  • Schlaganfall
  • Querschnittslähmung mit Rückenmarksverletzungen

Woran erkennt man eine Stuhlinkontinenz?

Eine Stuhl-/Darminkontinenz zeichnet sich durch den kaum oder nicht zu kontrollierenden Abgang von Darmwinden oder Stuhl aus. Sie lässt sich in verschiedene Schweregraden klassifizieren. Diese zeigen damit auch einen typischen Verlauf, der aber nicht immer der Reihe nach ablaufen muss. Die Übergänge zwischen den einzelnen Graden sind fließend.

Schweregrade der StuhlinkontinenzBeschreibung
Teilinkontinenz 1. GradesDarmgase entweichen unkontrolliert, nicht selten kommt es zu Stuhlschmieren bei Belastung.
Teilinkontinenz 2. GradesEs ist nicht möglich, Darmgase zu halten. Zusätzlich geht auch dünner Stuhl unkontrolliert ab.
Teilinkontinenz 3. GradesDer Patient hat jegliche Fähigkeit verloren, die Darmentleerung zu beeinflussen. Flüssiger und fester Stuhl gehen unkontrolliert ab.
Darminkontinenz Schweregrade

Wie wird Stuhlinkontingenz diagnostiziert?

Bei der genauen Diagnose von Darminkontinenz versucht der Arzt, Toilettengewohnheiten des Patienten zu hinterfragen und Rückschlüsse im Hinblick auf die Ausprägung der Inkontinenz zu ziehen:

  • Wie oft findet kontrollierter/unkontrollierter Stuhl(ab)gang statt?
  • Welche Konsistenz hat der Stuhl?
  • In welchem Ausmaß beeinträchtigt die Stuhlinkontinenz den Alltag?
  • Musste sich der Patient aus seinem gesellschaftlichen Umfeld zurückziehen?

Um eine Stuhlinkontinenz diagnostizieren zu können, ist eine umfangreiche Anamnese unbedingt erforderlich. Nur wenn auch mögliche Vorerkrankungen genau unter die Lupe genommen werden, kann die Ursachen für die Stuhlinkontinenz geklärt werden:

  • Wurde der Patient zu einem früheren Zeitpunkt aufgrund von Krankheiten im Bereich des Beckens bestrahlt?
  • Gab es in diesem Bereich Operationen, die als Folge eine Stuhlinkontinenz ausgelöst haben könnten?

Entsprechende Aussagen lassen sich im Rahmen der Anamnese abklären. Im Anschluss an die Anamnese werden physische Untersuchungen durchgeführt.

Welche Untersuchungen werden bei Stuhlinkontinenz durchgeführt?

Im Bereich der diagnostischen Untersuchungen gibt es mehrere Möglichkeiten, der Stuhlinkontinenz eines Patienten auf den Grund zu gehen und Ausprägung sowie Ursachen abzuklären:

  • Endoskopie/Proto-Rektoskopie

Mittels einer Darmspiegelung können organische Ursachen ermittelt werden. Möglicherweise sind Entzündungen entstanden oder es hat sich ein Tumor gebildet. Bei einer sogenannte Prokto-Rektoskopie wird der Mastdarm, ein Teilstück des Enddarms, untersucht.

  • Manometrie

Dabei handelt es sich um eine anale Druckmessung. Mit ihrer Hilfe kann untersucht werden, in welchem Zustand der Schließmuskel ist, bzw. ob dieser seiner Funktion nachkommen kann oder nicht. Die Manometrie erlaubt zudem Aussagen über den Zustand und die Sensibilität des Enddarmes.

  • Defäkographie

Dies ist ein radiologisches Verfahren, bei dem der Arzt mithilfe von Kontrastmittel den Vorgang bei der Entleerung nachvollzieht. Zudem sind Aussagen über die Platzierung und Funktion des Beckenbodens möglich.

  • Magnetresonanztomographie (MRT)

Mit einem MRT lassen sich Schnittbilder, beispielsweise der Beckenregion, erstellen.

  • Anale Endosonographie

Mittels eingeführter Sonde sind Rückschlüsse darauf möglich, ob muskuläre Probleme für die Stuhlinkontinenz verantwortlich sind. Haben sich Tumore oder Abszesse gebildet, können diese ebenfalls mit diesem Verfahren untersucht werden.

  • Neurophysiologische Diagnostik

Diese Untersuchungsmethode erlaubt die Feststellung, ob die Krankheit mit Beeinträchtigungen des Nervensystems zu tun hat oder ob muskuläre Probleme die Ursache sein könnten.

  • Computertomographie (CT)

Per Computertomograph kann beispielsweise der Schließmuskel untersucht werden.

Wie entsteht eine Stuhlinkontinenz?

Wie entsteht Stuhlinkontinenz

Die Ursachen einer Stuhlinkontinenz sind vielfältig. Es können beispielsweise Störungen im Bereich der Muskulatur verantwortlich sein. Außerdem können neurologische Störungen vorliegen. Diese Störungen stehen nicht selten im direkten Zusammenhang mit Krankheiten wie Alzheimer, Multipler Sklerose oder Diabetes. Manchmal liegen auch sensorische Störungen vor. Auslöser kann unter anderen eine Operation sein, die als Folge eine Stuhlinkontinenz ausgelöst hat.

Ursachen der StuhlinkontinenzMögliche Ausprägung
Muskuläre StörungenDie Muskulatur kann wichtige Aufgaben bei der Beibehaltung und Ausscheidung des Stuhls nicht mehr leisten. Unter Umständen ist der Schließmuskel geschädigt, ein Dammriss in Folge einer Geburt entstanden oder der Beckenboden grundsätzlich geschwächt. Die Elastizität des Gewebes lässt im Alter nach.
Neurologische StörungenDas Gehirn ist nicht mehr in der Lage, Nervenimpulse aus dem Darm zu verarbeiten. Alzheimer, Diabetes oder auch Multiple Sklerose könnten die Ursache sein.
Sensorische StörungenDie Schleimhaut des Analkanals ist in der Wahrnehmung beeinträchtigt. Die Auslöser dafür sind beispielsweise Darmoperationen oder auch Hämorrhoiden.
Störung der rektalen SpeicherfunktionKrankheiten des Darms oder Darmoperationen können dafür verantwortlich sein, dass ein Abschnitt des Dickdarms geschädigt ist.

Stuhlinkontinenz nach der Geburt

Während einer Geburt kann es zu einer Schließmuskelverletzung in Folge eines Dammrisses kommen. Oftmals bleibt diese unbemerkt und spielt vor allem bei jüngeren Frauen zunächst keine Rolle. Bei einem Dammriss wird das Gewebe unterhalb der Scheide verletzt.

Diese Schwäche macht sich erst im Verlauf des Lebens zunehmend bemerkbar. Dass die Geburt, die oftmals viele Jahre zurückliegt, der Grund für Stuhlinkontinenz ist, fällt dabei oft nicht sofort auf. Schätzungen zufolge ist jede hundertste Frau von einer Stuhlinkontinenz betroffen, nachdem sie entbunden hat.

Wieso tritt Stuhlinkontinenz nach einer OP auf?

Stuhlinkontinenz tritt häufig nach einer Operation auf. Das hat damit zu tun, dass der Schließmuskel durch den operativen Eingriff in seiner Funktion beeinträchtigt wurde. Es können beispielsweise Operationen in diesem Bereich notwendig sein, wenn sich Tumore oder Fisteln gebildet haben, die nur auf diesem Wege beseitigt werden können. Chronische Darmerkrankungen werden ebenfalls immer wieder operativ behandelt.

Stuhlinkontinenz durch chronische Verstopfung

Viele Deutsche leiden unter chronischer Verstopfung. Diese kann zu einer Stuhlinkontinenz führen. Eine solche Verstopfung tritt meist nicht plötzlich auf, sondern entwickelt sich im Lauf der Zeit. Betroffene klagen nicht selten über Probleme in der Magengegend, leiden unter Blähungen und Völlegefühl. Der Stuhl verbleibt im Darm und wird nicht mehr abgeführt.

Extrem harter Stuhl führt zu einer Verstopfung, die oftmals nur durch eine ärztliche Behandlung in den Griff zu bekommen ist. Allerdings sind nicht nur grundsätzlich Erwachsene und Senioren davon betroffen. Auch Kleinkinder können unter Verstopfung leiden. So halten Kinder ihren Stuhl manchmal über viele Tage zurück und lösen dadurch eine Verstopfung aus. Bei zu hartem Stuhl hilft auch hier oft nur noch der Gang zum Arzt.