Stuhlinkontinenz – Symptome, Ursachen & Behandlung

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Inhaltsverzeichnis

Wissenswertes über Stuhlinkontinenz

  • Definition: Unfähigkeit, Stuhl oder Flatulenzen kontrolliert zurückzuhalten
  • Häufigkeit: Etwa 5 % der Deutschen sind betroffen; Frauen vier- bis fünfmal häufiger
  • Diagnose: Anamnese, Untersuchungen: Endoskopie, Manometrie, Defäkographie, MRT, CT
  • Ursachen: Muskuläre, neurologische oder sensorische Störungen
  • Behandlung: Medikamente, Beckenbodentraining, Toilettentraining, Stimulationstherapien, Operation
  • Alltag: Psychosozialer Aspekt führt zu gravierenden Lebensveränderungen

Was ist Stuhlinkontinenz?

Grundsätzlich ist von einer Stuhlinkontinenz die Rede, wenn einerseits Winde aus dem Darm oder auch flüssiger bzw. fester Stuhl unkontrolliert entweichen. Betroffene sind nicht mehr in der Lage, den Moment der Entleerung selbst zu wählen.

Stuhlinkontinenz kann im Allgemeinen gut behandelt werden. Neben konservativen Methoden kann in schwereren Fällen jedoch auch eine Operation nötig sein.

Woraus besteht Kot eigentlich?

Kot – beim Menschen ist bevorzugt von Stuhl die Rede – setzt sich aus unterschiedlichen Bestandteilen zusammen. Neben Wasser und Darmbakterien sind Zellen und Sekrete darin enthalten. Nahrung, die wir zu uns nehmen, kann nicht komplett vom Körper verdaut werden. Daher enthält auch Stuhl Teile und Rückstände der aufgenommenen Lebensmittel. Fäulnis- und Gärungsprodukte sind ebenso enthalten wie Exkretions- und Stoffwechselprodukte.

Im Alltag soll Stuhl nach Möglichkeit schnell in der Toilette entsorgt werden. Doch sowohl der Mensch als auch Tiere machen sich diesen oftmals zunutze. Getrockneter Dung kommt etwa in der Wüste zum Einsatz und wird dort zum Feuermachen benutzt. Landwirte fahren Mist auf ihren Feldern aus und vereinzelt fressen Tiere ihren eigenen Kot, weil er wertvolle Vitamine enthält.

Bestandteile von Kot

Was heißt inkontinent?

Das Wort inkontinent lässt sich von dem lateinischen Wort „continentia” ableiten und bedeutet so viel wie Zurückhaltung. Wer inkontinent ist, kann seinen Urin oder Stuhl nicht mehr kontrolliert bei sich halten oder ausscheiden.

Werden beide Formen der Inkontinenz zusammengezählt, sind in Deutschland rund fünf Millionen Menschen inkontinent. Die Dunkelziffer dürfte wohl noch höher liegen. Die Ungewissheit hat nicht zuletzt mit der Tabuisierung der Inkontinenz zu tun. Viele Menschen schämen sich dafür und möchten sich keinem Arzt anvertrauen. Sie ziehen sich zurück, anstatt das Problem aktiv anzugehen.

Abgrenzung zur Harninkontinenz

Harninkontinenz: Der Abgang von Urin ist kaum oder nicht mehr kontrollierbar.

Stuhlinkontinenz: Der Abgang von Darmwinden oder Stuhl ist kaum oder nicht mehr kontrollierbar.

Im Bereich der Harninkontinenz gibt es unterschiedliche Formen und Ausprägungen

  • Belastungsinkontinenz: Die Harnröhre kann nicht mehr vollständig geschlossen werden.
  • Dranginkontinenz: Die Blasenmuskulatur ist zu stark angespannt. Dies verursacht das ständige Gefühl, auf die Toilette zu müssen.
  • Mischinkontinenz: Kombination aus Belastungs- und Dranginkontinenz.

Wie häufig ist Stuhlinkontinenz?

Stuhlinkontinenz tritt häufiger auf als oftmals angenommen. Betroffen sind grundsätzlich Menschen jeglichen Alters.

Deutlich wird jedoch, dass vor allem ältere Personen, deren Gewebe im Laufe des Lebens an Elastizität verloren hat, prozentual häufiger unter Inkontinenz leiden. Stuhlinkontinenz muss aber nicht zwingend im Laufe eines Lebens auftreten. Sie kann bereits angeboren sein. Hier spielen vor allem Fehlbildungen im Analbereich eine Rolle.

Achtung

Stuhlinkontinenz kann jeden betreffen – unabhängig von Alter und Geschlecht.

Welches Geschlecht ist häufiger von Stuhlinkontinenz betroffen?

Frauen sind im Vergleich zu Männern deutlich häufiger von Stuhlinkontinenz betroffen. Die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung ist im Vergleich bei Frauen um das Vier- bis Fünffache erhöht. Dies hängt mit der weiblichen Anatomie zusammen:

Damit Frauen Kinder gebären können, besitzen sie tendenziell ein breiteres Becken als Männer. Nicht zuletzt die Folgen einer Schwangerschaft und Geburt wirken sich oftmals nachteilig bei Frauen aus. Dadurch erhöht sich bei ihnen das Risiko einer Stuhlinkontinenz.

Welches Formen der Stuhlinkontingenz gibt es?

  • Stuhlinkontinenz durch rektale Koprostase

Bei dieser Form bleibt der Stuhl zu lange im Dickdarm, der sogenannten Rektumampulle (Mastdarm oder Enddarm). In der Folge wird zu viel Flüssigkeit entzogen, der Kot wird sehr hart. In den meisten Fällen kommt es zu Verstopfung. Der Körper aktiviert daraufhin ein „Notprogramm” und versucht, den verhärteten Kot mit Hilfe von Sekret abzuführen.

Nicht selten kommt es nach Operationen, beispielsweise im Rahmen einer Tumorentfernung, zur Stuhlinkontinenz. Entstandenes Narbengewebe kann dann ebenso die Ursache sein, wie Darmerkrankungen, die mit Entzündungen einhergehen.

  • Sensorische Stuhlinkontinenz

Dabei ist die Schleimhaut des Analkanals ist in ihrer Wahrnehmung deutlich eingeschränkt. Häufig sind Schlaganfallpatienten davon betroffen. Grundsätzlich können neurologische Leiden vorliegen, welche sich beispielsweise in Form einer Bewusstlosigkeit zeigen. Außerdem kann die Schleimhaut des Analkanals nach außen gestülpt sein („Analprolaps”).

  • Muskulären Stuhlinkontinenz

Für diese Form ist ein verletzter Schließmuskelapparat kennzeichnend. Muskeln, die dafür zuständig sind, dass Stuhl zurückgehalten oder ausgeschieden wird, sind in ihrer Funktion eingeschränkt. Das kommt häufiger bei Frauen vor, die nach oder während der Entbindung einen Dammriss erleiden. Wer dauerhaft an Verstopfung leidet, kann ebenfalls von muskulärer Stuhlinkontinenz betroffen sein.

  • Neurologische Stuhlinkontinenz

Neurologische Stuhlinkontinenz kann mehrere Ursachen haben:

  • Alzheimer
  • Diabetes
  • Multiple Sklerose
  • Schlaganfall
  • Querschnittslähmung mit Rückenmarksverletzungen

Woran erkennt man eine Stuhlinkontinenz?

Eine Stuhl-/Darminkontinenz zeichnet sich durch den kaum oder nicht zu kontrollierenden Abgang von Darmwinden oder Stuhl aus. Sie lässt sich in verschiedene Schweregraden klassifizieren. Diese zeigen damit auch einen typischen Verlauf, der aber nicht immer der Reihe nach ablaufen muss. Die Übergänge zwischen den einzelnen Graden sind fließend.

Schweregrade der Stuhlinkontinenz Beschreibung
Teilinkontinenz 1. Grades Darmgase entweichen unkontrolliert, nicht selten kommt es zu Stuhlschmieren bei Belastung.
Teilinkontinenz 2. Grades Es ist nicht möglich, Darmgase zu halten. Zusätzlich geht auch dünner Stuhl unkontrolliert ab.
Teilinkontinenz 3. Grades Der Patient hat jegliche Fähigkeit verloren, die Darmentleerung zu beeinflussen. Flüssiger und fester Stuhl gehen unkontrolliert ab.
Darminkontinenz Schweregrade

Wie wird Stuhlinkontingenz diagnostiziert?

Bei der genauen Diagnose von Darminkontinenz versucht der Arzt, Toilettengewohnheiten des Patienten zu hinterfragen und Rückschlüsse im Hinblick auf die Ausprägung der Inkontinenz zu ziehen:

  • Wie oft findet kontrollierter/unkontrollierter Stuhl(ab)gang statt?
  • Welche Konsistenz hat der Stuhl?
  • In welchem Ausmaß beeinträchtigt die Stuhlinkontinenz den Alltag?
  • Musste sich der Patient aus seinem gesellschaftlichen Umfeld zurückziehen?

Um eine Stuhlinkontinenz diagnostizieren zu können, ist eine umfangreiche Anamnese unbedingt erforderlich. Nur wenn auch mögliche Vorerkrankungen genau unter die Lupe genommen werden, kann die Ursachen für die Stuhlinkontinenz geklärt werden:

  • Wurde der Patient zu einem früheren Zeitpunkt aufgrund von Krankheiten im Bereich des Beckens bestrahlt?
  • Gab es in diesem Bereich Operationen, die als Folge eine Stuhlinkontinenz ausgelöst haben könnten?

Entsprechende Aussagen lassen sich im Rahmen der Anamnese abklären. Im Anschluss an die Anamnese werden physische Untersuchungen durchgeführt.

Welche Untersuchungen werden bei Stuhlinkontinenz durchgeführt?

Im Bereich der diagnostischen Untersuchungen gibt es mehrere Möglichkeiten, der Stuhlinkontinenz eines Patienten auf den Grund zu gehen und Ausprägung sowie Ursachen abzuklären:

  • Endoskopie/Proto-Rektoskopie

Mittels einer Darmspiegelung können organische Ursachen ermittelt werden. Möglicherweise sind Entzündungen entstanden oder es hat sich ein Tumor gebildet. Bei einer sogenannte Prokto-Rektoskopie wird der Mastdarm, ein Teilstück des Enddarms, untersucht.

  • Manometrie

Dabei handelt es sich um eine anale Druckmessung. Mit ihrer Hilfe kann untersucht werden, in welchem Zustand der Schließmuskel ist, bzw. ob dieser seiner Funktion nachkommen kann oder nicht. Die Manometrie erlaubt zudem Aussagen über den Zustand und die Sensibilität des Enddarmes.

  • Defäkographie

Dies ist ein radiologisches Verfahren, bei dem der Arzt mithilfe von Kontrastmittel den Vorgang bei der Entleerung nachvollzieht. Zudem sind Aussagen über die Platzierung und Funktion des Beckenbodens möglich.

  • Magnetresonanztomographie (MRT)

Mit einem MRT lassen sich Schnittbilder, beispielsweise der Beckenregion, erstellen.

  • Anale Endosonographie

Mittels eingeführter Sonde sind Rückschlüsse darauf möglich, ob muskuläre Probleme für die Stuhlinkontinenz verantwortlich sind. Haben sich Tumore oder Abszesse gebildet, können diese ebenfalls mit diesem Verfahren untersucht werden.

  • Neurophysiologische Diagnostik

Diese Untersuchungsmethode erlaubt die Feststellung, ob die Krankheit mit Beeinträchtigungen des Nervensystems zu tun hat oder ob muskuläre Probleme die Ursache sein könnten.

  • Computertomographie (CT)

Per Computertomograph kann beispielsweise der Schließmuskel untersucht werden.

Wie entsteht eine Stuhlinkontinenz?

Wie entsteht Stuhlinkontinenz

Die Ursachen einer Stuhlinkontinenz sind vielfältig. Es können beispielsweise Störungen im Bereich der Muskulatur verantwortlich sein. Außerdem können neurologische Störungen vorliegen. Diese Störungen stehen nicht selten im direkten Zusammenhang mit Krankheiten wie Alzheimer, Multipler Sklerose oder Diabetes. Manchmal liegen auch sensorische Störungen vor. Auslöser kann unter anderen eine Operation sein, die als Folge eine Stuhlinkontinenz ausgelöst hat.

Ursachen der Stuhlinkontinenz Mögliche Ausprägung
Muskuläre Störungen Die Muskulatur kann wichtige Aufgaben bei der Beibehaltung und Ausscheidung des Stuhls nicht mehr leisten. Unter Umständen ist der Schließmuskel geschädigt, ein Dammriss in Folge einer Geburt entstanden oder der Beckenboden grundsätzlich geschwächt. Die Elastizität des Gewebes lässt im Alter nach.
Neurologische Störungen Das Gehirn ist nicht mehr in der Lage, Nervenimpulse aus dem Darm zu verarbeiten. Alzheimer, Diabetes oder auch Multiple Sklerose könnten die Ursache sein.
Sensorische Störungen Die Schleimhaut des Analkanals ist in der Wahrnehmung beeinträchtigt. Die Auslöser dafür sind beispielsweise Darmoperationen oder auch Hämorrhoiden.
Störung der rektalen Speicherfunktion Krankheiten des Darms oder Darmoperationen können dafür verantwortlich sein, dass ein Abschnitt des Dickdarms geschädigt ist.

Stuhlinkontinenz nach der Geburt

Während einer Geburt kann es zu einer Schließmuskelverletzung in Folge eines Dammrisses kommen. Oftmals bleibt diese unbemerkt und spielt vor allem bei jüngeren Frauen zunächst keine Rolle. Bei einem Dammriss wird das Gewebe unterhalb der Scheide verletzt.

Diese Schwäche macht sich erst im Verlauf des Lebens zunehmend bemerkbar. Dass die Geburt, die oftmals viele Jahre zurückliegt, der Grund für Stuhlinkontinenz ist, fällt dabei oft nicht sofort auf. Schätzungen zufolge ist jede hundertste Frau von einer Stuhlinkontinenz betroffen, nachdem sie entbunden hat.

Wieso tritt Stuhlinkontinenz nach einer OP auf?

Stuhlinkontinenz tritt häufig nach einer Operation auf. Das hat damit zu tun, dass der Schließmuskel durch den operativen Eingriff in seiner Funktion beeinträchtigt wurde. Es können beispielsweise Operationen in diesem Bereich notwendig sein, wenn sich Tumore oder Fisteln gebildet haben, die nur auf diesem Wege beseitigt werden können. Chronische Darmerkrankungen werden ebenfalls immer wieder operativ behandelt.

Stuhlinkontinenz durch chronische Verstopfung

Viele Deutsche leiden unter chronischer Verstopfung. Diese kann zu einer Stuhlinkontinenz führen. Eine solche Verstopfung tritt meist nicht plötzlich auf, sondern entwickelt sich im Lauf der Zeit. Betroffene klagen nicht selten über Probleme in der Magengegend, leiden unter Blähungen und Völlegefühl. Der Stuhl verbleibt im Darm und wird nicht mehr abgeführt.

Extrem harter Stuhl führt zu einer Verstopfung, die oftmals nur durch eine ärztliche Behandlung in den Griff zu bekommen ist. Allerdings sind nicht nur grundsätzlich Erwachsene und Senioren davon betroffen. Auch Kleinkinder können unter Verstopfung leiden. So halten Kinder ihren Stuhl manchmal über viele Tage zurück und lösen dadurch eine Verstopfung aus. Bei zu hartem Stuhl hilft auch hier oft nur noch der Gang zum Arzt.

Zur Behandlung und Therapie von Darminkontinenz gibt es unterschiedliche Behandlungsmethoden. Einerseits kann es darum gehen, für eine angenehme Stuhlgangregulierung zu sorgen. Mit Hilfe von Beckenbodentraining lassen sich wichtige Muskeln trainieren. Der Patient ist damit in der Lage, entsprechende Vorgänge wieder aktiv zu steuern.

Neben der Elektrosimulation und dem sogenannten Biofeedback können in manchen Fällen operative Eingriffe unumgänglich sein. Entscheidend für die Therapie ist, wie stark die Stuhlinkontinenz ausgeprägt ist und welche Auswirkungen diese auf den Patienten hat.

Welche Medikamente helfen bei Stuhlinkontinenz?

In vielen Fällen lässt sich Stuhlinkontinenz mit Medikamenten behandeln. Einerseits kann es helfen, extrem harten Stuhl wieder weich zu machen. Andererseits kann im umgekehrten Fall zu weicher Stuhl wieder erhärtet werden. Grundsätzlich gilt, nicht in Eigenregie zu Medikamenten zu greifen, sondern immer nur in Absprache mit einem Arzt. Dieser kann beispielsweise auf sogenannte Laxanzien zurückgreifen.

Stuhlinkontinenz: Was sind Laxanzien?

Dabei handelt es sich um Medikamente, die eine abführende Wirkung haben. Sie wirken auf den Dickdarm und provozieren so den Ausscheidungsvorgang. Zu den Laxanzien gehören unter anderem glycerinhaltige Zäpfchen. Sie legen einen Belag auf die Innenseite des Afters. Dadurch wird der Stuhlgang sowie der Ausscheidungsvorgang erleichtert.

Wichtig

Medikamente nicht in Eigenregie einnehmen, sondern ärztliche Beratung in Anspruch nehmen!

Motilitätshemmer zur Behandlung von Stuhlinkontinenz

Neben Laxanzien werden unter Umständen auch Motilitäshemmer eingesetzt. Patienten verspüren damit nicht mehr so oft das Gefühl, auf die Toilette gehen zu müssen. Das hat damit zu tun, dass eine bestimmte Stelle des Darmes den Stuhl nicht mehr so schnell hindurchlässt. Darüber hinaus können Medikamente die Wasserzufuhr reduzieren. Der Stuhl wird dadurch wieder härter. Die Muskulatur des Darms ist davon allerdings nicht betroffen und in ihrer Funktion nicht eingeschränkt.

Durch eine geregelte Darmentleerung (Laxanzien) sowie Motilitäshemmer, die die Konsistenz des Stuhls verbessern, werden unwillkürliche Abgänge reduziert. Darüber hinaus können manche Medikamente auch auf die Darmmotorik wirken.

Beckenbodentraining als Unterstützung gegen Stuhlinkontinenz

Patienten, die mit Stuhlinkontinenz oder auch Harninkontinenz zu kämpfen haben, erzielen oftmals mit Beckenbodentraining gute Ergebnisse. Beckenbodentraining gilt als äußerst effiziente Methode, Inkontinenz zu heilen beziehungsweise zu lindern.

Ziel ist es, die Muskulatur im Anal- und Beckenbodenbereich zu trainieren und wieder zu stärken. Bei vielen Frauen ist das Bindegewebe, nicht zuletzt auch aufgrund von einer oder mehreren Geburten, nicht mehr fest genug. Auch hier kann Beckenbodentraining Abhilfe schaffen und zu einer erhöhten Lebensqualität beitragen.

Eine beliebte Übung, um den Beckenboden zu trainieren, ist folgende:

  • Starten Sie in Rückenlage.
  • Die Beine werden angewinkelt, sodass die Füße flach am Boden und direkt unter den Knien stehen.
  • Die Arme liegen neben der Hüfte.
  • Spannen Sie Oberschenkel- und Gesäßmuskulatur an.
  • Heben Sie das Becken hoch, bis Oberkörper und Oberschenkel eine Linie bilden. Halten Sie diese Position für einige Sekunden.
  • Bewegen Sie das Becken wieder in die Ausgangsposition, aber berühren Sie den Boden nicht – stoppen Sie einige Zentimeter über dem Boden.
  • Wiederholen Sie den Übungsablauf für 3 x 15 Wiederholungen.

Definition Toilettentraining: Wie funktioniert die Stuhlgangsregulierung?

Neben praktischen Übungen beim Beckenbodentraining kann auch das generelle Toilettenverhalten eines Patienten positiv auf die Stuhlinkontinenz wirken. In diesem Fall ist vom Toilettentraining die Rede.

Darunter versteht man vor allem das Festlegen von festen Zeiten für den Toilettengang. Eine gewisse Routine kann schließlich auch bei Stuhlinkontinenz helfen, die Probleme in den Griff zu bekommen. Ärzte versuchen, den Patienten mit einer Art Verhaltenstherapie Techniken zu vermitteln, welcheeine Stuhlgangsregulierung unterstützen.

Elektrostimulation & Biofeedback gegen Stuhlinkontinenz

Zwei weitere Methoden, mit denen die Stuhlinkontinenz in den Griff zu bekommen ist, sind die Elektrostimulation und das sogenannte Biofeedback.

  • Elektrostimulation

Dabei soll erreicht werden, dass der Schließmuskel wieder besser funktionieren kann. Dem Patienten soll es ermöglicht werden, seine Beckenbodenmuskulatur wieder bewusst wahrnehmen zu können. Mithilfe von schwachem Strom kommt es zu Kontraktionen der Muskulatur. Der Patient wird dadurch unterstützt, wieder selbst aktiv die Beckenbodenmuskulatur zu spüren und zu steuern.

  • Biofeedback

Hierbei geht es ebenfalls darum, den Schließmuskel wieder besser kontrollieren zu können. Konkret wird dazu ein kleiner Ballon im Analkanal positioniert. Der Patient spannt daraufhin den Schließmuskel wieder an und bekommt über ein Signal die Rückmeldung, ob der notwendige Druck erreicht wird. Hier steht vor allem regelmäßiges Üben auf dem Programm. Dadurch kann der Patient die Technik immer weiter verbessern und somit gute Erfolge erzielen.

Hinweis

Liegt eine Entzündung des Mastdarms vor, muss von einer Biofeedback-Behandlung abgesehen werden.

Was ist sakrale Nervenstimulation?

Die sakrale Nervenstimulation kommt zum Einsatz, wenn im Bereich des Beckens Nerven geschädigt sind. Bei diesem Verfahren wird dem Patienten ein kleiner Schrittmacher ins Gesäß implantiert. Dank dieses Schrittmachers ist es möglich, elektrische Impulse abzugeben. Empfänger sind die sogenannten Sakralnerven. Deren Aufgabe ist es, die Nervensteuerung im Bereich des Beckenbodens zu regulieren.

Erstens kann damit die Stuhlinkontinenz beseitigt und zweitens auch bei Patienten mit Blasenschwäche positive Auswirkungen erzielt werden.

Wann muss bei Darminkontinenz operiert werden?

Ärzte greifen bei der Behandlung von Stuhlinkontinenz-Patienten in der Regel zunächst auf konservative Therapie-Methoden zurück. Wenn der gewünschte Erfolg mit regelmäßigem Beckenbodentraining, Behandlung mit Medikamenten oder physiotherapeutischen Methoden nicht eintritt, sind Operationen oftmals unumgänglich.

Skepsis ist hier fehl am Platz. Die Aussichten auf Erfolg mittels Operation sind vielversprechend. Viele Menschen haben Respekt vor einer Operation und versuchen diese deshalb zu vermeiden. Hier muss der Patient selbst entscheiden, ob der Alltag mit Inkontinenz noch zu bewältigen ist oder eine Operation Abhilfe schaffen soll.

Leben mit Stuhlinkontinenz: Inkontinenzversorgung im Alltag

Die Wahrscheinlichkeit, im Laufe eines Lebens an Inkontinenz zu erkranken, ist relativ hoch. Ein schlechter Lebenswandel – beispielsweise eine unausgewogene Ernährung, die Übergewicht zur Folge hat – kann das Risiko einer Erkrankung erhöhen.

Oftmals sind auch Veränderungen des Körpers dafür verantwortlich, die wir nur schwer beeinflussen können. Das Thema wird verdrängt und die Hoffnung ist groß, dass man niemals etwas damit zu tun haben wird. Ein offener Umgang mit der Thematik hilft sowohl Patienten als auch deren persönliches Umfeld.

Welche Inkontinenzhilfsmittel gibt es?

Wenn Patienten mit einer leichten Form der Inkontinenz zu tun haben, können unterschiedliche Hilfsmittel für einen angenehmeren Umgang mit den Beschwerden sorgen. Hilfsmittel bei Inkontinenz sind zum Beispiel:

  • Einlagen

Einlagen übernehmen im Prinzip die Funktionen einer Windel. Sie saugen Flüssigkeit auf. Die Haut bleibt dadurch trocken, der Geruchsentwicklung wird vorgebeugt. Inkontinenzeinlagen gibt es sowohl für Frauen als auch Männer. Sie sind der jeweiligen Anatomie angepasst und sorgen dadurch für einen besseren Tragekomfort.

Männereinlagen sind teilweise mit speziellen Taschen ausgestattet. Diese bedecken den Penis und fangen Urin besonders zuverlässig auf. Das kann vor allem dann sinnvoll sein, wenn es immer wieder zu Tröpfchenbildung kommt.

  • Windelhosen

Bei Patienten, die unter einer stärkeren Inkontinenz leiden, kann der Einsatz von Windelhosen Abhilfe schaffen. Im Gegensatz zu einer Einlage sind sie im Hinblick auf die Flüssigkeitsaufnahme noch effizienter. Menschen, die im Altenheim leben und im Bett liegen müssen, können besonders davon profitieren.

  • Pants

Sie verbinden die Funktion einer Unterhose und Einlage.

  • Matratzenauflagen

Neben Einlagen und Windeln gibt es zudem spezielle Auflagen fürs Bett. Dadurch wird einerseits die Möglichkeit einer Rücknässung verringert und gleichzeitig Bettbezüge vor Feuchtigkeit geschützt.

Der psychosoziale Aspekt der Stuhlinkontinenz

Stuhlinkontinenz führt zu gravierenden Veränderungen im Leben des Patienten. Sowohl Betroffene als auch deren Angehörige sind mit den Folgen einer Inkontinenz oftmals überfordert. In vielen Fällen wird die Erkrankung tabuisiert, diesem Thema in der Gesellschaft häufig kein Platz eingeräumt. Schließlich fühlen sich viele Patienten wieder wie kleine Kinder, die eine Windel tragen müssen und noch nicht trocken sind. Während Harninkontinenz grundsätzlich öfter angesprochen wird, wird Stuhlinkontinenz eher verheimlicht.

Stuhlinkontinenz-Patienten ziehen sich oftmals zurück. Das kann bis zur vollständigen Vereinsamung führen. Während Patienten ihren Mitmenschen unangenehme Gerüche oder Geräusche ersparen möchten, sind umgekehrt auch Angehörige von Patienten hilflos im Umgang damit. Menschen, die in einer Beziehung leben und inkontinent sind, schaffen es oftmals nicht, die Inkontinenz zu akzeptieren oder offen damit umzugehen.

Hinweis

Stuhlinkontinenz kann zu einer großen Belastung für eine Partnerschaft werden. Betroffene sollten sich daher unbedingt ärztliche Hilfe holen und ggfls. auf einen Paartherapeuten zurückgreifen

Fazit zur Stuhlinkontinenz

Dabei gibt es einige Aspekte, die es zu beachten gilt. Stuhlinkontinenz muss behandelt werden. Der Gang zum Arzt ist daher unausweichlich. Wer die Inkontinenz zu lange verheimlicht und nichts dagegen unternimmt, macht die Situation nur noch schlimmer. Wichtig ist es, sich über die Möglichkeiten der Behandlung sowie Hilfsmittel zu informieren.

Oftmals bewirken schon kleine Maßnahmen große Schritte. Gesprächspartner zu haben, mit denen auch die Inkontinenz besprochen werden kann, unterstützen. Trotz Inkontinenz muss die Sexualität nicht zwingend leiden.

Abschließend lässt sich zusammenfassen, dass Stuhlinkontinenz jeden treffen kann – unabhängig von Alter und Geschlecht. Leider wird über dieses Thema noch zu selten gesprochen. Darunter leiden oft nicht nur die Patienten selbst. Auch Angehörige sind oftmals überfordert. Grundsätzlich ist es wichtig, sich der Stuhlinkontinenz nicht zu ergeben, sondern ärztliche Hilfe zu suchen. Die heutigen Behandlungsmethoden sind durchwegs vielversprechend.