Ernährung der Zukunft: Wie werden wir uns zukünftig ernähren?

Ernährung der Zukunft: Wie werden wir uns zukünftig ernähren?
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Inhaltsverzeichnis

Sojamilch, Algenbrot, In-vitro-Fleisch: Zahlreich sind die Ernährungsformen und Innovationen der letzten Jahre. Doch was steckt hinter den Begriffen und wie sieht die Ernährung der Zukunft aus? Lesen Sie hier, wie Genuss, Gesundheit und Nachhaltigkeit keine Widersprüche sein müssen – und wie Verbraucher die Ernährung der Zukunft bereits heute mitgestalten können.

Wie sieht die Ernährung der Zukunft aus?

Die Ernährungsform der Zukunft sollte sowohl nachhaltig als auch gesund sein. Damit sich Menschen auch in Zukunft ausgewogen ernähren können, bedarf es allerdings Innovationen. Denn auf herkömmliche Weise lässt sich die wachsende Weltbevölkerung nicht langfristig mit genügend Lebensmitteln versorgen.

Die Weltbevölkerung wächst stetig. Bis 2050 prognostiziert die UNO ein Wachstum von 26 Prozent auf knapp 10 Milliarden Menschen. Diese immense Anzahl steht nur begrenzten Nahrungsressourcen gegenüber. Massentierhaltung und Monokulturen sind gängige Antworten auf diese Entwicklung. Doch diese sind weder gesund noch nachhaltig.

So machen Monokulturen den Einsatz von immer größeren Mengen Pestizide erforderlich, was Treibhausgase in die Atmosphäre stößt und damit den menschengemachten Klimawandel befeuert. Massentierhaltung geht unter anderem mit einer Medikation der Tiere und mit Haltungsbedingungen einher, die Fleischkonsum in Zukunft nicht nur moralisch, sondern auch gesundheitlich fragwürdig machen.

Grund genug, dass sich immer mehr Wissenschaftler der Ernährung der Zukunft widmen. Sie diskutieren dabei über Digitalisierung der Landwirtschaft, aber auch über eine Umstellung der Essgewohnheiten. Interessante Nahrungsalternativen helfen dabei. Einige von ihnen sind bereits im Trend.

Die Digitalisierung der Landwirtschaft ist ein wichtiger Baustein für die Ernährung der Zukunft.bignai | Adobe Stock

Mehr Lebensmittel: Wie kann man Getreide ersetzen?

Getreide benötigt große Anbauflächen, viel Wasser und Chemie zur Schädlingsbekämpfung. Eine vielversprechende Alternative zu herkömmlichem Getreide stellen Algen dar. Algen sind reich an Ballastoffen, Eiweißen und Vitaminen. Damit ist beispielsweise Algenbrot bereits gesünder als Brotware aus Weizen und Co.

Die Alge hat aber noch einen weiteren Vorteil: Ein Hektar Algen ist um ein Vielfaches ergiebiger als ein Hektar Getreide. Somit ließe sich mit Algen die Nahrungsversorgung der Weltbevölkerung auch in Zukunft sichern und Hunger vermeiden. Bereits heute setzen einzelne Bäcker auf den Rohstoff. Zudem ist die Verarbeitung auch in der heimischen Küche möglich. Probieren Sie es doch einfach selbst: Im Internet finden sich zahlreiche Rezepte. Von Algen-Focaccia bis Algen-Kuchen ist alles dabei.

Welche Fleischalternativen bieten sich an?

Die Ernährung der Zukunft könnte neben Sojaschnitzel und Tofu auch Insektenburger bereithalten. Zudem forschen Labore rund um die Welt mit Hochdruck an Möglichkeiten der In-vitro-Fleisch-Produktion. Vorteile von Fleischalternativen sind nicht nur der Schutz von Tierwohl und Umwelt. Auch die Gesundheit kann von diesen Lebensmitteln profitieren.

Insekten statt Fleisch: Unkonventionell – und lecker?

Bereits heute ersetzen manche Menschen ihr Fleisch durch Insekten. Denn Insekten sind reich an Protein und gesunden Fettsäuren.nicemyphoto | Adobe Stock

Neben Fleischersatz aus Pflanzen rücken Alternativen aus Insekten immer mehr in den Fokus. Heute finden Konsumenten in Deutschland Insekten wie Heuschrecken oder Mehlwürmer in Burgerpatties, Eiweißriegeln, Eiweißpulvern und Müslis. Sie sind reich an Eiweißen und gesunden Fetten wie Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren.

Im Vergleich zu herkömmlichen Fleischfarmen brauchen Insekten sehr viel weniger Futter und Platz – ohne dass das Tierwohl leiden würde. Das macht Insekten-basierte Fleischalternativen nicht nur gesund, sondern auch nachhaltig und umweltverträglich. Hinsichtlich Umwelt und Gesundheit stehen sie aus Sicht des Umwelt-Bundesamts damit auf Platz zwei hinter den pflanzlichen Fleischalternativen.

Pflanzliche Fleischalternativen: Soja, Erbsen, Grünkern und mehr

Fleischersatz ist voll im Trend. Der Markt an Sojaerzeugnissen boomt: Seien es Schnitzel, Hack oder Wurst – es gibt zahlreiche vegetarische oder vegane Alternativen auf Sojabasis. Doch auch Karotten, Erbsen oder Grünkern sind beliebte Grundlagen von Fleischersatzprodukten.

Sie alle schneiden hinsichtlich der Umweltbelastung weitaus besser ab als vergleichbare Mengen Rindfleisch. Auch aus gesundheitlicher Sicht haben sie Vorzüge: Naturgemäß beinhaltet pflanzlicher Fleischersatz Vitamine und Mineralstoffe. Viele Produkte bringen zudem Ballaststoffe mit. All diese Nährstoffe gelten als Grundbausteine einer gesunden Ernährung.

Laborfleisch: Fleisch aus dem Reagenzglas statt vom Tier

Bereits heute wird die künstliche Erzeugung von Fleisch im Labor praktiziert.Victor Moussa | Adobe Stock

Die bislang am wenigsten verbreitete Alternative zu herkömmlichem Fleisch ist In-vitro-Fleisch bzw. Laborfleisch. Es entsteht durch das Züchten von echten tierischen Stammzellen (z.B. Rinderzellen) in einer speziellen Lösung aus Nährstoffen. Das Endergebnis ist echtem Fleisch rein optisch zum Verwechseln ähnlich – und wird bereits seit mehreren Jahren erforscht.

Bislang ist die Produktion aber zu aufwendig, als dass sich das Fleisch aus den Laboren in herkömmlichen Supermärkten finden ließe. Ernährungswissenschaftler wie Hanni Rützler haben das In-vitro-Fleisch allerdings bereits probiert und sehen darin eine Perspektive, um auch in Zukunft in den Genuss „echten Fleisches“ zu kommen, ohne damit Umwelt und Tier übermäßig zu strapazieren. Allerdings fehlen aktuell belastbare Ergebnisse dazu, wie das Fleisch aus dem Reagenzglas wirklich hinsichtlich Gesundheit, Tierwohl und Umwelt abschneidet.

Ist die Ernährung der Zukunft vegetarisch oder vegan?

Die Ernährung der Zukunft ist nicht zwangsläufig fleischlos, würde aber davon profitieren. Auch wenn In-vitro-Fleisch eine gute Alternative zu herkömmlichem Fleisch darstellen würde ist es fraglich, ob man damit die gesamte Weltbevölkerung kosteneffektiv ernähren kann.

Wenn Ihnen die Umstellung auf vegetarische oder vegane Ernährung schwerfällt, versuchen Sie es zunächst einmal als sogenannter „Flexitarier“. Als solcher essen Sie ab und an Fisch und Fleisch, achten dann aber auf eine artgerechte Haltung und die Nachhaltigkeit des tierischen Produkts.

Wenn Sie nur zwei- bis dreimal wöchentlich zu Fleisch oder Wurstwaren greifen, tun Sie übrigens nicht nur etwas für die Umwelt, sondern auch für Ihre Gesundheit. Denn zu viel Fleisch gilt nach wie vor als Risikofaktor für eine Vielzahl an chronischen Erkrankungen.

Übrigens

Auch die Tiernahrung bietet Verbesserungsbedarf. Soja und Getreide als Futtermittel gelten als umweltschädlich. In Zukunft wird vermehrt zu Alternativen gegriffen. Auch hier bieten Insekten eine echte Chance.

Wie lässt sich Milch auf dem Speiseplan ersetzen?

Milchalternativen sind in westlichen Gesellschaften voll im Trend und seit mehreren Jahren fest im Sortiment der Supermärkte und Discounter verankert. Mit Milch aus pflanzlicher Quelle setzen Sie nicht nur ein Zeichen gegen Massentierhaltung, sondern auch gegen unfaire Bezahlung der Milchbauern. Außerdem kann Milch pflanzlichen Ursprungs – genau wie Kuhmilch – Ihrer Gesundheit zugutekommen.

Es gibt zahlreiche gesunde Milch-Alternativen wie Mandelmilch, Hafermilch oder Sojamilch.Sa Scha | Adobe Stock

Die beliebtesten pflanzlichen Milchalternativen sind die Folgenden:

  • Mandeldrink: Mandelmilch oder mittlerweile eher Mandeldrink genannt passt mit ihrer nussigen Geschmacksnote besonders gut in Kaffeegetränke wie Cappuccino oder Latte Macchiato. Obgleich Mandeln reichlich Fett liefern, ist der Drink auf Mandelbasis mit 13 kcal pro 100 ml deutlich kalorienärmer als Milch.
  • Sojadrink: Diese Alternative ist nicht ganz unumstritten, da viele Sojasorten gentechnisch verändert werden. Ein weiteres Risiko: Soja ist für viele ein starkes Allergen und kann bei kleinen Kindern unter Umständen schwere Reaktionen verursachen, Milch allerdings auch.
  • Haferdrink: Dieser Pflanzendrink entsteht, indem Haferflocken in Wasser püriert und abgefiltert werden. Das Produkt liefert anschließend mit Kalium, Magnesium und Ballaststoffen wichtige Nährstoffe des Getreides. Es gilt als kostengünstige Alternative zu Milch und besonders in Entwicklungsländern als echte Chance.
  • Kokosdrink: Neben der sahnigen Variante in der Dose gibt es auch eine wasserhaltige Kokos-Alternative auf dem Markt, die Milch in Müsli und Kaffeegetränken problemlos ersetzen kann.
  • Dinkeldrink: Hier ähnelt die Herstellungsweise der des Haferdrinks. Dinkel hat jedoch das Plus, dass auch Hafer-Allergiker das Getreide gut vertragen.
  • Reisdrink: Gekochter Vollkornreis wird für die Produktion von Reismilch in Wasser püriert und anschließend abgefiltert. Das Ergebnis eignet sich für alle Verwendungen, die man typischerweise von Kuhmilch kennt. Allerdings hat Reisdrink einen sehr süßlichen Geschmack, den manche als störend empfinden.

Wichtig

Während Sie mit Milch viele Nährstoffempfehlungen erfüllen (z.B. Kalzium), geht das mit Pflanzenmilch nicht im selben Umfang. Das Produkt kann dennoch gut für die Gesundheit sein. Pflanzenmilch ist nicht nur oftmals kalorienärmer, sondern auch für Personen mit Laktoseunverträglichkeit besser geeignet.

Was sind gute Argumente für eine Umstellung der Ernährung in Zukunft?

Ob Algenbrot, Grünkernhack oder Haferdrink: Mit einer Umstellung Ihrer Ernährungsgewohnheiten tun Sie etwas für die eigene Gesundheit. Gleichzeitig bietet die Ernährung der Zukunft wesentliche Vorteile in drei Bereichen:

  • Umwelt: Ernährung der Zukunft schont natürliche Ressourcen wie Wasser. Durch nachhaltige Landwirtschaft kann sie damit den Klimawandel verlangsamen. Auch das Verwerten von Resten (reused-food) schont Ressourcen.
  • Tier: Ernährung ist in Zukunft auch eine Frage der Moral. Indem nur Fleisch aus fairer Haltung oder Fleischalternativen konsumiert werden, übernimmt die Gesellschaft zunehmend ethische Verantwortung. Gleiches gilt für die Beachtung von Menschenrechten entlang von Produktions- und Lieferketten (social food).
  • Mensch: Zuletzt ist Ernährung der Zukunft auch gesünder für den Menschen. Nicht nur die Reduktion des Fleischkonsums und der vermehrte Verzehr von Obst und Gemüse kommen der Gesundheit zugute. Auch wenn Menschen weniger Getreide essen, kann das gesundheitsförderlich sein. Nicht zuletzt ist die Ernährung der Zukunft eine Ernährung, die auf frische und unverarbeitete Nahrungsmittel, ähnlich wie der Food Trend “Soft Health“, setzt. Diese enthält wichtige Vitamine, Mineralien, Ballaststoffe und Eiweiße und weniger raffinierten Zucker oder ungesunde Fette (functional food).

Demnach ist die Ernährung der Zukunft eine Ernährung für Umwelt, Tier und Mensch – umweltfreundlich, moralisch und gesund.

Fazit: Ernährung der Zukunft – gesunde, leckere und nachhaltige Nahrungsmittel

Weniger tierische und mehr pflanzliche Produkte sowie Obst und Gemüse – die Einhaltung dieser Ernährungstipps kann den gängigen Zivilisationskrankheiten entgegenwirken. Sie sind zudem exakt deckungsgleich mit dem, was unter „Ernährung der Zukunft“ verstanden wird.

Nur, wenn der Anteil von Obst und Gemüse auf dem Speiseplan ausgebaut und Fleischkonsum minimiert wird, lassen sich die vielen Milliarden Menschen auf der Erde auch in Zukunft angemessen versorgen. Mit einer Umstellung auf eine überwiegend pflanzenbasierte Kost leisten Verbraucher zudem einen Beitrag zum Tier- und Umweltschutz. Dank leckerer Alternativen zu Milch, Fleisch und Getreide tut die Ernährung der Zukunft auch dem Genuss keinen Abbruch.