Strontium: Hoffnungsträger zur Behandlung von Osteoporose?

Strontium ist ein chemisches Element, das um das Jahr 1700 in der Nähe des schottischen Dorfes Strontian entdeckt wurde.
Meist wird es mit Strontium-90 (einem radioaktiven Produkt der Kernspaltung und einer Komponente des radioaktiven Niederschlags) verbunden. In den Zeiten, als regelmäßig Atomwaffen getestet wurden, verursachte Strontium große Ängste. Und tatsächlich kann dieses radioaktive Teilchen Knochen zerstören.
Strontium selbst ist jedoch nicht radioaktiv und in keiner Weise giftig. Dennoch ist es reaktiv – d. h., es reagiert leicht mit Sauerstoff und ist daher Bestandteil von Feuerwerks-Körpern.
In kleinen Mengen kommt Strontium in der Erdkruste, im Trinkwasser und in der Nahrung vor. Es gilt nicht als Nährstoff, der menschliche Körper kann es jedoch aufnehmen und so verwenden, als wäre es Calcium.
Das wissenschaftliche Interesse an Strontium ist groß
Der Grund ist, dass es als eine mögliche Behandlung bei Osteoporose, dem Verlust der Knochendichte vieler älterer Menschen, betrachtet wird.
Protelos, ein in Frankreich hergestelltes Medikament bei Osteoporose, ist eine Kombination aus Strontium und Ranelat (wie Calcium muss Strontium mit einer anderen Substanz kombiniert sein, um aufgenommen werden zu können). Es ist in der EU und in anderen Ländern bereits ein verschreibungspflichtiges Medikament, jedoch nicht in den USA.
Die meisten Untersuchungen zu Strontium sind bisher in Europa durchgeführt worden. Groß angelegte klinische Studien aus Belgien und Frankreich zeigten, dass Strontiumranelat
- den Knochenabbau verzögern,
- das Knochenwachstum begünstigen
- sowie Hüft- und Wirbel-Frakturen bei älteren Frauen vermindern kann.
Möglicherweise ist es bei älteren Menschen besonders wirksam. Es gibt gesicherte Hinweise, dass es unbedenklicher ist als Bisphosphonate wie z. B. Fosamax.
Manche Wissenschaftler sehen in Strontiumranelat das optimale Medikament für die postmenopausale Osteoporose. Sie sagen, dass auch die Anwendung besser sei – d. h., für die Patienten ist es einfacher, dieses Mittel als die Bisphosphonate einzunehmen.
Bisphosphonate müssen nämlich auf leeren Magen eingenommen werden, und der Patient muss danach mindestens 1/2 Std. lang aufrecht sitzen.
Im Jahr 2010 überprüfte die unabhängige Cochrane Collaboration 4 Studien zu Strontiumranelat und stellte fest, dass es die Knochendichte erhöhte.
Allerdings gab es Bedenken zu den Nebenwirkungen, z. B. Durchfall sowie möglicherweise Thrombosen und Krampfanfälle. Bisher ist die Langzeit-Sicherheit noch nicht ausreichend erforscht.
Unser Fazit
In Europa gibt es zwar Strontium als verschreibungspflichtiges Medikament, aber auch als Nahrungsergänzungsmittel zu kaufen – meist in Form von Strontiumcitrat.
Da Nahrungsergänzungsmittel jedoch nicht wie zugelassene Medikamente reguliert werden, können Sie nicht sicher sein, was die Präparate enthalten. Außerdem sind Nahrungsergänzungsmittel meist anders dosiert als rezeptpflichtige Medikamente.
Manche Menschen gehen davon aus, dass Strontium mit Calcium kombiniert werden muss. Auch dazu gibt es jedoch noch keine wissenschaftlich gesicherten Erkenntnisse.
Wissenschaftler der University of California, Davis/USA, vergleichen derzeit Strontiumcitrat-Präparate mit Calcium und Vitamin D in einer Studie. Wir halten Sie darüber und natürlich auch über die Ergebnisse anderer Studien auf dem Laufenden.
Uns erscheint Strontium als verschreibungspflichtiges Medikament für Osteoporose vielversprechend, eventuell ist es auch ein gutes Nahrungsergänzungsmittel. Bis wir darüber aber Gewissheit haben, wird es wohl noch ein wenig dauern.
Momentan sollten Sie sich bei Osteoporose an den Rat Ihres Arztes halten und Calcium sowie Vitamin D zusammen mit den Medikamenten einnehmen, die Ihr Arzt Ihnen verschrieben hat.