Demenz: Symptome, Diagnose und Prävention
- Definition: Was ist Demenz?
- Symptome: Demenz ist oft schwer zu erkennen
- Checkliste: Diese Symptome können auf Demenz hinweisen
- Diagnose: Tests und Untersuchungen zur Erkennung von Demenz
- Behandlung von Demenz: Medikamente und andere Methoden
- Prävention und Risiken: Demenz effektiv vorbeugen
- Fazit: Demenz ist ein Job für die ganze Familie
Jeder kennt es: Die Peinlichkeit, einen Termin oder den Namen eines guten Bekannten vergessen zu haben, gehört für nahezu jeden Menschen zum Alltag. Es passiert sowohl jungen als auch alten Menschen und ist meist nur auf Stress oder generelle Unaufmerksamkeit zurückzuführen. Mit zunehmendem Alter kommt eine solche Vergesslichkeit allerdings häufiger vor – und auch das gehört zu einem normalen Alterungsprozess dazu.
Wenn die Gedächtnisprobleme jedoch immer mehr zunehmen und Schwierigkeiten mit der den Alltag massiv beeinflussen, kann es sich auch um Symptome einer beginnenden Demenz handeln. Etwa 1,8 Millionen Menschen in der Bundesrepublik leben mit Demenz. Das Risiko für die Erkrankung nimmt dabei ab dem 65. Lebensjahr merklich zu.
In diesem Artikel erfahren Sie, was die Erkrankung kennzeichnet, welche Symptome eine Demenz anzeigen können und was Sie tun können, um der Krankheit aktiv vorzubeugen. Die praktische Checkliste hilft Ihnen zudem bei der Einschätzung der möglichen Demenz-Anzeichen – und zeigt an, wann ein Besuch beim Arzt ratsam ist.
Definition: Was ist Demenz?
Der Begriff Demenz leitet sich aus dem Lateinischen ab und bedeutet übersetzt so viel wie „ohne Gedanken“. Eine Demenz betrifft also vor allem das Denken des Menschen und seine Persönlichkeit. Medizinisch betrachtet handelt es sich bei der Bezeichnung allerdings um einen Überbegriff für verschiedene Erkrankungen, die die Nervenzellen des Gehirns absterben lassen oder in ihrer Funktion beeinträchtigen.
Je nach Art der Hirnschädigung und Form der Demenzerkrankung können sich deshalb bei jeder Person auch sehr unterschiedliche Symptome zeigen – von Konzentrations- und Gedächtnisstörungen über körperliche Probleme bis zu Veränderungen des Charakters.
Eine Demenz kann folgende Fähigkeiten betreffen:
- Denken und Erinnern
- Sprechen und Argumentieren
- Bewegen und Orientieren
- Fühlen und Wahrnehmen des eigenen Körpers
Welche Formen der Demenz gibt es?
Die genauen Symptome, der Verlauf und die Behandlungsmöglichkeiten sind von der jeweiligen Form der Demenz abhängig: Die wohl bekannteste ist die Alzheimerkrankheit, von welcher Schätzungen zufolge etwa 60-65 Prozent der an Demenz erkrankten Personen betroffen sind. Sie ist nach dem Psychiater und Neurologen Alois Alzheimer benannt.
Bereits um 1900 konnte er bestimmte Eiweiß-Ablagerungen im Gehirn feststellen, die nach und nach die Nervenzellen schädigen – und so die typischen Anzeichen wie Gedächtnisprobleme, Sprachstörungen und andere Probleme im Alltag auslösen. Da diese Form mit Abstand am häufigsten auftritt, wird die Alzheimer-Krankheit umgangssprachlich auch oft mit der Demenz gleichgesetzt.
Mediziner unterscheiden jedoch noch eine Vielzahl anderer Demenz-Formen: Ungefähr 20-30 Prozent der Erkrankten leiden beispielsweise an einer gefäßbedingten (vaskulären) Demenz, die sich oft auf chronische Durchblutungsstörungen, zum Beispiel nach einem Schlaganfall, zurückführen lässt.
Da hierbei meist andere Hirnareale betroffen sind als bei der Alzheimer-Krankheit, unterscheiden sich auch die Symptome dieser Demenz: Statt der oft als typisch bekannten Vergesslichkeit kommt es bei der vaskulären Demenz meist eher zu Sprach- und Konzentrationsstörungen, Stimmungsschwankungen und Orientierungslosigkeit.
Daneben sind heute auch viele weitere Formen der Demenz bekannt, die jeweils eigene Ursachen und Symptome aufweisen, zum Beispiel:
- Lewy-Körperchen-Demenz
- aktive frontotemporale Demenz
- passive frontotemporale Demenz
- Parkinson-Demenz
Neben diesen sogenannten primären Demenzerkrankungen sind in seltenen Fällen auch Demenz-Formen möglich, die als Folgeerscheinung anderer Krankheiten auftreten, zum Beispiel bestimmten Stoffwechselerkrankungen, Vitaminmangel oder Vergiftungen mit Alkohol oder Medikamenten. Diese sekundären Demenzen können sich bei Behandlung der Grunderkrankung sogar wieder zurückbilden, sodass kein dauerhafter Verlust der geistigen Fähigkeiten droht. Die frühzeitige Diagnose und eine entsprechende Therapie in Abstimmung mit einem Arzt sind in diesem Fall jedoch essenziell.
Ist Demenz heilbar?
Tatsächlich gibt ein einige seltene Formen der Demenz, die sich auch wieder zurückbilden können. Die meisten Varianten, wie zum Beispiel die Alzheimer-Krankheit, sind bislang allerdings nicht heilbar. Denn die genauen Ursachen und Hintergründe, die zum vielschichtigen Krankheitsbild der Demenz führen, geben der medizinischen Forschung deshalb bis heute große Rätsel auf – und sind noch immer nicht vollständig entschlüsselt.
Dennoch gibt es heute verschiedene Medikamente, mit denen sich das Fortschreiten der Demenz verlangsamen lässt. Und auch die gesundheitlichen Komplikationen, die als Folge der Demenz mit den Jahren zunehmen, sind heute in vielen Fällen gut behandelbar. So können die Betroffenen mit medizinischer und familiärer Unterstützung jedoch oft noch viele Jahre lang ein erfülltes Leben genießen.
Um die Lebensqualität möglichst lange zu erhalten, ist es jedoch besonders wichtig, die Demenz möglichst zeitig zu erkennen und gemeinsam mit dem Arzt eine geeignete Therapie einzuleiten.
Symptome: Demenz ist oft schwer zu erkennen
Leichte Störungen des Gedächtnisses oder des Denkvermögens kennt jeder von uns: Vergesslichkeit, Unkonzentriertheit oder Orientierungsprobleme kommen auch bei jungen und gesunden Menschen vor. Wenn die kognitiven Einschränkungen aber den Alltag massiv beeinflussen und mit der Zeit immer mehr zunehmen, kann es sich bei diesen Problemen durchaus um erste Demenz-Anzeichen handeln.
Das Erkennen der Demenzerkrankung ist nicht nur für Angehörige und Betroffene jedoch oft eine Herausforderung. Und auch Medizinern fällt die genaue Abgrenzung zwischen normaler Alterserscheinung und echter Demenz nicht immer leicht – denn der Begriff „Demenz“ bezeichnet ein Krankheitsbild, das sich aus ganz unterschiedlichen Symptomen zusammensetzen kann. Je nach Ursache und Form der Erkrankung ist eine eindeutige Zuordnung der Anzeichen für Demenz auf den ersten Blick deshalb nicht immer möglich.
Eine vollständige Aufzählung aller möglichen Symptome der verschiedenen Demenz-Formen ist somit kaum möglich. Um dennoch einen Versuch zu unternehmen, soll im Folgenden die Alzheimer-Krankheit als Beispiel dienen. Als häufigste und am besten erforschte Form der Demenz kann sie einen Einblick in die vielschichtige Symptomatik liefern – und so ein Gefühl für die möglichen Anzeichen einer Demenzerkrankung vermitteln.
Wie beginnt eine Demenz? Erste Alzheimer-Symptome
Zu Beginn einer Alzheimer-Demenz ist meist eine Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses das erste Symptom. Diese ist jedoch auf den ersten Blick nur schwer von normaler Vergesslichkeit zu unterscheiden und kann sich auf verschiedenste Weise äußern. Nicht nur Klassiker wie der vergessene Termin oder die verlegte Brille sind möglich – auch das Vergessen neuer Erlebnisse, bestimmter Wörter, Namen oder Gesichter sowie der Anordnung von Türen und Gegenständen in unbekannten Räumen sind denkbar. Darüber hinaus kann auch die Fähigkeit, abstrakte oder komplexe Aufgaben zu lösen, wie zum Beispiel Berechnungen oder das Ausfüllen von Formularen, beeinträchtigt sein. Zu den wichtigsten Symptomen einer Alzheimer-Demenz gehören dabei:
- Gedächtnisprobleme
- Sprachstörungen
- Orientierungslosigkeit
- Verlust der Fähigkeit zu komplexem Denken
- Konzentrationsprobleme
Neben zunehmenden Schwierigkeiten beim Denken können sich die Veränderungen im Gehirn auch körperlich äußern: Denn durch die geschädigten Nervenzellen ist auch oft das Gefühl für den eigenen Körper gestört. Der Versuch, diesem allgemeinen Unwohlsein und dem verlorenen Kontakt zum Körper zu begegnen, kann sich sich zum Beispiel in den folgenden Symptomen äußern:
- zielloses Umherlaufen
- nächtliche Unruhe
- nesteln an Kleidung und anderen Gegenständen
Doch auch der Geruchs- und Geschmackssinn oder das Hunger- und Sättigungsgefühl können durch eine beginnende Demenz beeinträchtig sein. So entwickeln viele Betroffene eine Vorliebe für Süßes, da dieser Geschmackssinn oft noch am längsten erhalten bleibt. Andere Betroffene verlieren den Überblick, ob und wie viel sie bereits gegessen haben, was meist auch den Angehörigen oder anderen Personen im Umfeld der Patienten entgeht. Schnell kann es deshalb auch zu Mangelerscheinungen und einer ungesunden Ernährung kommen, die den Gesundheitszustand zusätzlich beeinträchtigen.
Psychische Symptome der Demenz: Ausweichstrategien und emotionale Reaktionen
Verständlicherweise versuchen die meisten Betroffenen zunächst, ihre Probleme im Alltag zu kaschieren – und werden dabei mitunter sehr kreativ: Vergessene Wörter werden schnell durch kleine Floskeln ersetzt oder Namen unverständlich genuschelt; geht im Gespräch der Faden verloren, wechselt man einfach unvermittelt das Thema. Und auch auf einen vergessenen Termin oder ein ungewöhnliches Verhalten angesprochen erfinden viele Demenz-Patienten spontan die erstaunlichsten Ausreden.
Doch mit zunehmendem Fortschritt der Alzheimer-Demenz gehen diese Strategien immer seltener auf – was bei den Betroffenen häufig große Verwirrung, aber auch Angst und Stress auslöst. Die Reaktion auf diese Verunsicherung fällt jedoch bei jeder betroffenen Person anders aus und kann sich zum Beispiel durch die folgenden Symptome zeigen:
- emotionaler Rückzug, Apathie oder Depressionen
- Vermeidung von Gesprächen und sozialen Kontakten
- Aufgabe von Hobbys und Freizeitaktivitäten
- Sorgen und Schlafstörungen
- schnelle Stimmungsschwankungen (von euphorisch zu tief betrübt)
- Reizbarkeit oder Misstrauen
- Aggressionen und Wutausbrüche
Symptome im weiteren Verlauf: Alzheimer-Demenz in fortgeschrittenen Stadien
Mit zunehmender Beeinträchtigung des Gehirns werden bei Demenzpatienten auch die Probleme im Alltag immer größer. Mit der Zeit erweitern sich die Gedächtnisstörungen auf das Langzeitgedächtnis, sodass auch länger zurückliegende Erinnerungen und früh erlernte Fähigkeiten verlorengehen. Dies äußert sich oft in den folgenden Symptomen:
- Vermischen von Ereignissen in Gegenwart und Vergangenheit
- Schwierigkeiten beim Erkennen vertrauter Personen
- Orientierungsverlust und Verlaufen in vertrauten Umgebungen
- Probleme bei der Ausführung alltäglicher Routinen (z. B. Essen, Trinken, Kochen, Einkaufen)
- Schwierigkeiten, ganze Sätze zu bilden und sich verständlich auszudrücken
- ruheloses Suchen nach Gegenständen oder Kramen in Schubladen
- „fixe Ideen“, Halluzinationen und Schlaflosigkeit
Die fortschreitende Zerstörung der Nervenzellen im Gehirn betrifft zudem auch das motorische Gedächtnis für verschiedene Bewegungen und Körperfunktionen. Im Zusammenspiel der verschiedenen Symptome kann es deshalb immer öfter zu gefährlichen Situationen kommen – sei es durch eine vergessene Kerze, die unrealistische Einschätzung des Straßenverkehrs oder das Verschlucken beim Trinken.
Früher oder später macht die Demenz somit die selbstständige Bewältigung des Alltags schlichtweg unmöglich. Ist dieser Punkt erreicht, benötigen die Betroffenen rund um die Uhr Unterstützung, was nur durch Ganztagsbetreuung oder die Unterbringung in einem Pflegeheim gewährleistet werden kann.
Checkliste: Diese Symptome können auf Demenz hinweisen
Um eine Demenz frühzeitig zu erkennen und die Lebensqualität möglichst lange zu erhalten, sollten vor allem Angehörige auf verschiedene Anzeichen achten. Auch wenn die einzelnen Varianten und Ausprägungen der Demenz keine genaue Vorhersage des Krankheitsverlaufs erlauben, gibt es doch einige Frühanzeichen, die auf eine mögliche Demenzerkrankung hinweisen können.
Generell sollten Angehörige mit den Betroffenen unbedingt einen Arzt aufsuchen, wenn die folgenden Faktoren erfüllt sind:
- Es es sind mehrere Störungen in verschiedenen Lebensbereichen vorhanden, die zu den möglichen Symptomen einer Demenz passen.
- Die auftretenden Probleme beeinträchtigen die Betroffenen bei der Bewältigung ihres Alltags.
- Die Symptome bestehen seit mehr als sechs Monaten.
Für eine bessere Einschätzung gibt die folgende Checkliste einen groben Überblick über häufige Demenz-Symptome. Sie ersetzt natürlich keinen Arztbesuch mit qualifizierter Diagnose – vermittelt aber ein Gefühl für die wichtigsten Anzeichen der Erkrankung.
Wichtig ist aber: Nicht jeder Patient zeigt alle der hier aufgeführten Symptome. Sie sind für sich genommen auch noch kein Beweis für eine Demenzerkrankung. Je häufiger und intensiver die Probleme und Verhaltensweisen auftreten, desto wahrscheinlicher ist es jedoch, dass eine Demenz vorliegt.
Vergesslichkeit | Namen, Termine oder kurz zurückliegende Ereignisse werden häufig vergessen und sorgen für unerklärliche Verwirrung. Das alltägliche Leben wird dadurch erschwert und es muss viel improvisiert werden. |
Schwierigkeiten mit gewohnten Handlungen | Manchmal sind es Kleinigkeiten, manchmal sind es größere Schnitzer. Der Topf wird auf dem Herd vergessen, der Herd angelassen oder vertraute Rezepte funktionieren nicht mehr, weil wichtige Schritte vergessen werden. Oft erscheinen diese Ereignisse rätselhaft und unerklärbar. |
Sprachprobleme und Wortfindungsstörungen | Die einfachsten Begriffe fallen einem nicht mehr ein. Stattdessen werden sogar unpassende Worte eingebaut oder die Ausdrucksweise ändert sich drastisch. Umschreibungen sind häufig unnötig kompliziert. Manchmal wird auch abrupt das Thema gewechselt. |
räumliche und zeitliche Orientierungsprobleme | Räumliche Orientierungsprobleme treten auf, wenn man sich an gewohnten Orten nicht mehr zurechtfindet oder vor Kurzem zurückgelegte Wege vergisst.Bei zeitlicher Orientierungslosigkeit scheint man wie aus der Welt gehebelt und hat Schwierigkeiten, Urzeit und Datum, den Wochentag oder die Jahreszeit zu bestimmen. |
eingeschränkte Urteilsfähigkeit | Situationen und Umgebungen werden falsch eingeschätzt – so passt zum Beispiel die Kleidung nicht zum Wetter oder man verwendet Gegenstände für den falschen Zweck. |
Probleme mit geschäftlichen Tätigkeiten und Abstrahierung | Abstraktes Denken ist sehr schwierig. Eine einfache Rechnung sorgt für starke Verwirrung. Auch das Ausfüllen von Formularen oder das Anfertigen einer einfachen Skizze stellt eine große Herausforderung dar. |
Liegenlassen von Gegenständen | Oft finden sich Dinge an seltsamen Orten wieder. Ständig müssen Gegenstände gesucht werden und tauchen beispielsweise im Kühlschrank oder in der Zuckerdose wieder auf. |
körperliche Unruhe | Ein unbestimmtes körperliches Unwohlsein macht sich breit. Der Drang zur Bewegung steigt, man läuft viel umher oder spielt mit Gegenständen oder an der Kleidung herum. Auch nachts kommt es häufig zu Schlafstörungen. |
Persönlichkeitsveränderungen | Stimmungsschwankungen sind häufig. Ärger, Traurigkeit oder Ängste treten in Situationen auf, die früher nicht der Rede wert waren. Oft wechseln sich gute und schlechte Laune sehr schnell ab. Aber auch allgemeine Anspannung, ein emotionaler Rückzug oder ein ungewöhnlich stilles Verhalten sind möglich. |
Verlust der Eigeninitiative | Die Motivation für verschiedene Tätigkeiten und das Engagement im Alltag sinken. Besonders geliebte Hobbies oder soziale Aktivitäten werden immer seltener wahrgenommen. |
Diagnose: Tests und Untersuchungen zur Erkennung von Demenz
Nicht immer wird eine Demenz rechtzeitig erkannt – und nicht immer reagieren Betroffene so, wie ihre Angehörigen es erwarten oder gerne hätten. Vor allem bei Alzheimer spielt eine frühe Entdeckung aber eine wichtige Rolle, insbesondere bei der Behandlung.
Sobald Veränderungen der Gedächtnisleistung, der Urteilskraft, des Verhaltens oder der Stimmung auffallen, die die Bewältigung des Alltags erschweren, ist deshalb ein frühzeitiger Besuch beim Arzt angebracht. Dieser wird eine genaue Anamnese erheben. Dazu gehört nicht nur ein eingehendes Gespräch, sondern auch eine körperliche Untersuchung sowie mögliche Laboruntersuchungen, um andere Erkrankungen auszuschließen.
Wie kann der Arzt eine Demenz erkennen?
Da die Hintergründe der verschiedenen Demenzformen in der Forschung noch nicht vollständig entschlüsselt sind, ist die Erkrankung oft nur im Ausschlussverfahren feststellbar. Häufig werden deshalb verschiedene Tests gemacht, um die Symptome von anderen möglichen Erkrankungen abzugrenzen. Dabei sind neurologische, aber auch körperliche Untersuchungen üblich, zum Beispiel:
- Messungen von Blutdruck und Herzrhythmus
- Test der Muskelreflexe und Pupillenreaktion
- Untersuchung des Gehirns mittels Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT)
- Blutuntersuchung
- Analyse der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit (Liquor)
Ein einziges Ergebnis ist dabei für die Feststellung einer Demenz meist nicht ausreichend. Die eindeutige Diagnose ist deshalb erst in der Gesamtschau mehrerer Testergebnisse möglich – und kann sich deshalb nicht selten über einen längeren Zeitraum erstrecken.
Welche Tests gibt es für die Diagnose von Alzheimer-Demenz?
Hat der Arzt einen Verdacht auf Demenz, kommen meist zusätzliche Tests aus dem Fachbereich der Psychologie zum Einsatz. Diese helfen dabei, die kognitiven Fähigkeiten der Betroffenen und die Art der Beeinträchtigung besser einzuschätzen, um so eine endgültige Diagnose zu stellen. Für die Erkennung von Alzheimer-Demenz sind beispielsweise die folgenden Verfahren entwickelt worden:
Test | Dauer | Vorgehen |
Uhren-Test | ca. 5 Minuten | Der Patient soll mit Zettel und Stift eine Uhr mit einer bestimmten Zeitangabe skizzieren. Dabei geht es sowohl um die Beschaffenheit des Ziffernblattes als auch um die Platzierung der Zeiger und die motorischen Fähigkeiten beim Zeichnen. |
Brief Smell Identification Test (BSIT) | ca. 10 Minuten | Mehrere Studien haben gezeigt: Demenz kündigt sich Jahre vorher an, indem sich der Geruchssinn verschlechtert. Zum Test werden deshalb Geruchsstifte oder Rubbelbriefe mit verschiedenen Aromen gereicht, die die Patienten zuordnen sollen. Zwar sind Schwierigkeiten bei diesem Test noch kein Beweis für eine Demenz – das Risiko für die Erkrankung ist jedoch nachweislich erhöht. |
Demenz-Detektion (DemTect) | ca. 10 Minuten | Der Test dient vor allem der Früherkennung von Demenz. Zu den fünf Aufgaben gehören zum Beispiel die Wiederholung von Wortlisten und die Umwandlung von Zahlen in Wörter. |
Montreal Cognitive Assessment (MoCA) | ca. 10 Minuten | Auch dieser Test dient oft der Erkennung von Frühanzeichen der Demenz. Die Aufgaben prüfen das räumliche Orientierungs- und Vorstellungsvermögen, untersuchen aber auch mögliche Sprachstörungen und die Fähigkeit, komplexe Sätze zu verstehen. |
Mini-Mental-Status-Test (MMST) | ca. 10 Minuten | Der MMST ist der häufigste und älteste Fragebogen zur Demenz. Der Patient muss Fragen zur aktuellen Zeit und dem Raum, in dem er sich befindet, beantworten. Auch das Wiederholen vorgegebener Worte sowie verschiedene Rechen-, Schreib- und Sprachaufgaben gehören zum Fragebogen. |
ADL-Skalen | ca. 10 Minuten | ADL steht für „Activities of Daily Living“ – der Test untersucht also die Fähigkeiten, die bei der Bewältigung des Alltags erforderlich sind. In verschiedenen Fragen-Sets werden dabei Schwierigkeiten bei Aktivitäten des täglichen Lebens vorgestellt, die der Patient auf einer Skala von 1 (niemals) bis 10 (immer) bewerten soll. |
CERAD-Testsammlung | mind. 40 Minuten | Dieser Test besteht aus mehreren Einzelbereichen und soll eine standardisierte Methode zur Feststellung der Alzheimer-Krankheit bieten. Er ist sehr umfangreich und analysiert verschiedene Bereiche der Gehirnleistung. Da die festgestellten Beeinträchtigungen auch auf andere Demenzen hinweisen können, ist das Ergebnis aber aber nicht immer eindeutig. |
Behandlung von Demenz: Medikamente und andere Methoden
Um Demenz angemessen zu behandeln, gibt es verschiedene Medikamente aber auch anderweitige Methoden.
Welche Medikamente helfen bei einer Demenz?
Medikamente werden hauptsächlich eingesetzt, um den Verlauf der Krankheit zu verlangsamen. Wirkstoffe wie Donepezil (Aricept®), ein sogenannter Acetylcholinesterase (AChE)-Hemmer, senken beispielsweise das Risiko des Fortschreitens von leicht kognitiven Störungen bei der Alzheimer-Krankheit. Die AChE-Hemmer Galantamin (Reminyl®) und Rivastigmin (Exelon®) erzielen ähnliche Effekte.
Auch Mittel zur Linderung von Schlafstörungen oder stimmungsaufhellende Medikamente können Demenzpatienten mit Symptomen wie Depression, Antriebslosigkeit oder Angstzuständen als wertvolle Unterstützung dienen. Da hierbei jedoch häufig das Risiko einer Abhängigkeit besteht, sollten sie immer mit Bedacht eingesetzt werden. Das Beruhigungsmittel Benzodiazepam ist bei Demenzkranken jedoch ungeeignet, da seine besondere Wirkung auf das Gehirn in diesem Fall statt Entspannung starke Erregung auslösen kann. Zudem schränken diese Medikamente die ohnehin beeinträchtigten Geisteskräfte der betroffenen Personen noch weiter ein.
Welche ergänzenden Therapien können bei Demenz helfen?
Neben der medikamentösen Therapie profitieren die meisten Demenzpatienten auch von verschiedenen ergänzenden Behandlungsmethoden. Dazu gehören:
- Psychotherapie zur Bewältigung der Probleme im Alltag und Verarbeitung der Diagnose
- Ergotherapie zur Erhaltung motorischer Fähigkeiten
- Musik- und Kunsttherapie zur Steigerung der Lebensfreude
- Physiotherapie zur Wahrnehmung des eigenen Körpers
- Sinnes- und Wahrnehmungsübungen, zum Beispiel in Gruppen
Nicht zuletzt ist auch die Unterstützung durch Angehörige eine wichtige Säule in der Behandlung von Demenz – denn die Betroffenen benötigen in ihrem Alltag immer mehr Hilfe und leiden deshalb häufig an Scham- und Angstgefühlen. Ein wertschätzendes Miteinander und eine einfühlsame Kommunikation sind deshalb besonders wichtig für Menschen mit Demenz.
Erzählt ein erkrankter Angehöriger zum Beispiel eine Geschichte mehrmals, dann sollte dies locker genommen und nicht kommentiert werden. In der Psychotherapie wird diese Akzeptanz der Welt des Patienten als „Wertschätzung“ bezeichnet. Besonders Alzheimer-Patienten sind zudem gut über Emotionen erreichbar (schöne Erinnerungen wie z. B. die Hochzeit oder die Geburt der Kinder). Die Biografie kann Gespräche erleichtern, denn das Langzeitgedächtnis bleibt meist gut intakt.
Prävention und Risiken: Demenz effektiv vorbeugen
Eine Demenz kann auf sehr unterschiedliche Ursachen zurückgeführt werden. Als Gründe für den Verlust der geistigen Fähigkeiten kommen dabei sowohl Veränderungen der Gefäße oder des Blutdrucks als auch der Mangel an bestimmten Nährstoffen oder Ablagerungen an den Nervenzellen des Gehirns in Betracht. Da die Symptome der Demenz aber oft erst erkennbar werden, wenn bereits große Bereiche des Gehirns geschädigt sind, lässt sich die Ursache für den Beginn der Erkrankung meist nicht mehr genau rekonstruieren.
Die genauen Hintergründe der Demenz sind deshalb bis heute noch nicht vollständig erforscht, sodass es noch keine wirksame Heilmethode gibt. Dennoch lassen sich einige Risikofaktoren für Demenz eingrenzen, die eine Erkrankung im Lauf des Lebens wahrscheinlicher machen – und eine Vorbeugung gegen die Krankheit ermöglichen.
Welche Risikofaktoren erhöhen die Gefahr einer Demenz?
Verschiedene Untersuchungen sprechen dafür, dass bereits geringe Veränderungen des Lebensstils die Gefahr verringern können, an Alzheimer oder anderen Demenzen zu erkranken. Das Risiko für eine Demenzerkrankung kann sich dabei durch folgende Faktoren erhöhen:
- Bewegungsmangel
- Rauchen und vermehrter Alkoholkonsum
- geringe geistige Aktivität
- Bluthochdruck
- Übergewicht
- erhöhter Cholesterinspiegel
- Vitamin- und Nährstoffmangel
- Gefäßverkalkungen
- schlecht eingestellter Blutzucker bei Diabetes
- Alter über 65 Jahre
Inwiefern hormonelle Schwankungen, Entzündungsprozesse, frühere Verletzungen am Gehirn oder genetische Veranlagung das Risiko für Demenz erhöhen, ist noch nicht zweifelsfrei belegt. Forscher untersuchen jedoch aktuell bestimmte Eiweiße namens Apo-Lipoprotein E (ApoE) in der Genstruktur, die die Neigung zu einer Alzheimer-Erkrankung begünstigen könnten.
Kann man Demenz mit einer bestimmten Ernährung vorbeugen?
Ein gesunder Lebensstil ist die beste Möglichkeit, das Demenzrisiko aktiv zu minimieren oder zumindest den Ausbruch hinauszuzögern. Ein wichtiger Faktor hierbei ist die Ernährung: Eine ausgewogene Kombination aus Kohlenhydraten, Eiweiß und gesunden Fetten ist deshalb gerade im Alter besonders wichtig.
Achten Sie dabei auf möglichst frische Produkte und eine gute Nährstoffversorgung – denn besonders bei Alzheimer-Demenz wird häufig auch eine Unterversorgung mit wichtigen Vitaminen festgestellt. Für die Erhaltung einer gesunden Gehirnfunktion gelten vor allem die folgenden Nährstoffe und Lebensmittel als relevant:
- Vitamin C (z. B. in Zitronensaft, roter Paprika)
- Vitamin E (z. B in Sonnenblumenöl oder Haselnüssen)
- Carotinoide und Vitamin A (z. B in Karotten und Gemüse mit gelber oder oranger Farbe)
- Vitamin D (wird in der Haut bei direkter Sonneneinstrahlung gebildet)
- Vitamin B6 (z. B in Vollkornprodukten, grünem Gemüse und Hülsenfrüchten)
- Vitamin B12 (z. B. in Geflügel)
- Folsäure (z. B in Hühnerleber, roten Rüben oder Mandeln)
- Omega-3-Fettsäuren (z. B in Lachs, Lein- und Rapsöl oder Walnüssen)
Daneben gibt es aber auch schädliche Stoffe, denen ein negativer Einfluss auf das Gehirn nachgesagt wird. Folgende Lebensmittel und Zusätze sollten deshalb möglichst nicht auf dem Speiseplan stehen:
- Fast Food und dunkel gebratene Speisen
- gehärtete und hoch erhitzte Fette (Transfettsäuren)
- industriell verarbeiteter Zucker (Kristallzucker)
- künstliche Süßstoffe (v. a. Aspartam)
- Lebensmittel mit Aluminium-Verpackung (z. B. Limonaden in Dosen)
Da sowohl ein erhöhter Cholesterinspiegel im Blut als auch Übergewicht das Demenz-Risiko erhöhen können, sollten auch hier die Werte im normalen Bereich gehalten werden. Ein gesundes Gehirn braucht zudem ausreichend Flüssigkeit, um seine Funktion zu erfüllen. Trinken Sie deshalb täglich mindestens zwei Liter Wasser oder ungesüßten Kräutertee.
Kann man mit Gedächtnistraining Demenz vorbeugen?
Hat das Gehirn oft Pause, kann dies Demenzerkrankungen begünstigen. Ein Leben in geordneten Bahnen mit täglichen Aufgaben und regelmäßiger Aktivität kann deshalb auch das Risiko einer Demenzerkrankung senken. Nicht nur bewusste Denksportaufgaben wie Kreuzworträtsel oder Sudoku halten dabei die grauen Zellen auf Trab – auch das Lernen neuer Sprachen, das aktive Spiel mit den Enkelkindern oder das Kennenlernen neuer Personen versetzt das Gehirn in Aktion.
Für welche geistige Aktivität Sie sich dabei entscheiden, bleibt Ihnen überlassen. Wichtig ist: Wer sich immer wieder Herausforderungen stellt und offen für Neues bleibt, kann auch im hohen Alter nicht nur eine ganze Menge dazulernen, sondern auch das Risiko für Demenz aktiv reduzieren.
Welchen Einfluss hat körperliche Aktivität auf das Demenzrisiko?
Sport und Bewegung helfen dabei, die Nervenzellen aufzubauen – und unterstützen genau die Region des Gehirns, die für Gedächtnisleistungen zuständig ist. Besonders gut kommt dieser Effekt zum Tragen, wenn Bewegung mit Spaß verbunden ist. So können vor allem Ausdauersportarten wie Schwimmen, Radfahren, Joggen, oder Nordic Walking die Durchblutung verbessern und vor Gefäßerkrankungen schützen, die Alzheimer und vaskuläre Demenz begünstigen.
Auch wenn die Bewegung gerade im höheren Alter zunehmend schwerfällt, lässt sich der Körper auch mit kleineren Aktionen auf Touren bringen – zum Beispiel mit einem flotteren Tempo beim Spaziergang oder einfachen Gymnastikübungen. Außerdem trainiert die regelmäßige Bewegung die Mobilität im Alltag und schützt vor Stürzen, die mit ihren Folgeverletzungen im Alter bekanntermaßen ein zusätzliches Gesundheitsrisiko darstellten.
Fazit: Demenz ist ein Job für die ganze Familie
Ein Fall von Demenz in der Familie ist immer mit viel Aufwand und Problemen verbunden, sowohl bezüglich verschiedener neuer Verpflichtungen als auch wegen der psychischen Belastung für alle Beteiligten. Das Wichtigste ist es, dass die Demenz rechtzeitig erkannt und akzeptiert wird, damit entsprechende Maßnahmen in die Wege geleitet werden können.
Anzeichen wie übermäßige Zerstreutheit, Orientierungsprobleme und Wesensveränderungen sind immer Alarmsignale und sollten auch bei älteren Menschen untersucht werden.
Die Gehirnveränderungen im Zusammenhang mit Alzheimer und vaskulärer Demenz lassen sich zwar weder umkehren noch heilen – dennoch ist es möglich, mithilfe verschiedener Methoden die Lebensqualität und das Selbstbewusstsein von Demenzpatienten signifikant zu verbessern. Dies jedoch ist nicht nur Aufgabe von Patient, Arzt und Therapeut, sondern ein Job für die ganze Familie.