Haare färben: Schädlich oder kein Gesundheitsrisiko?
Wichtiges zum HaarefärbenFärbevorgang: Schuppenschicht des Haares wird gelockert, Farbe lagert sich im Haar ein Inhaltsstoffe: Aromatische Amine, Resorcin, Formaldehydabspalter, Konservierungsstoffe, Duftstoffe Mögliche Schäden: Schäden der Haarstruktur, Risiko allergischer Reaktionen, unklar: erhöhtes Krebsrisiko (Blasenkrebs) oder Gesundheitsrisiko für Schwangere Färben ohne Chemie: Pflanzenfarben als schonende Alternative zu Chemikalien, begleitet von verschiedenen Vor- und Nachteilen |
Sich die Haare zu färben, gehört für viele Frauen und Männer zum üblichen Schönheitsprogramm. Ob Strähnchen, Blondierung, Grauabdeckung oder Tönung: Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, sein Äußeres mit Haarfarbe zu verändern. Es sollte nicht vergessen werden, dass beim Haarefärben meist mit chemischen Substanzen gearbeitet wird. Aus diesem Grund liegt die Frage nah, wie schädlich das Haarefärben für die Gesundheit sein kann und welche Alternativen es zu den klassischen Färbemitteln mit Chemikalien gibt.
Wie funktioniert das Haarefärben?
Jede künstliche Haarfarbe (ob auswaschbar oder nicht) greift die Haare an. Damit sich die Farbpigmente im Haar einlagern können, muss zunächst die schützende Schuppenschicht jedes einzelnen Haares gelockert werden. Dies geschieht in den meisten Fällen durch den Zusatz von Ammoniak. Unterstützt von einem Oxidationsmittel (Wasserstoffperoxid) quellen die im Färbeprodukt enthaltenen Farbpigmente auf und lagern sich dauerhaft im Haar ein.
Intensivtönungen, die erst nach etwa 24 Haarwäschen verblassen, und dauerhafte Färbemittel verzichten auf Ammoniak. Sie schleusen zunächst ein Bleichmittel (Wasserstoffperoxid in höheren Konzentrationen) durch die Schuppenschicht. Auswaschbare Tönungen enthalten nur Ammoniak und keine Bleichmittel. Daher legen sie sich wie ein Film um die Haare, dringen nicht dauerhaft ein und waschen sich nach sechs bis acht Haarwäschen aus. Durch all diese chemischen Behandlungen leidet nicht nur die Gesundheit des Haares, da einige der Inhaltsstoffe Gesundheitsschäden im ganzen Organismus verursachen können.
Auswirkungen auf die Haarstruktur
Für eine dauerhafte Färbung werden Oxidationsfärbemittel, bestehend aus Wasserstoffperoxid und Ammoniak, verwendet. Das Ammoniak sorgt dafür, dass das Haar aufquillt, was ein besseres Eindringen der Farbe ermöglicht. Werden die Haare als Farbton blondiert, zerstören Bleichmittel wie Wasserstoffperoxid die Farbpigmente im Haar.
Auf diese Weise werden die Haare ausgetrocknet und die Schuppenschicht des Haares wird rauer. Dies kann dazu führen, dass die Haare an Glanz verlieren, leichter brechen und sich spröde anfühlen. Im schlimmsten Fall kann es dazu kommen, dass die Haare beim Färben in großen Mengen abbrechen.
Unterscheidung: Tönung und Haare färben
Die Tönung wird häufig als sanfte Alternative zur Haarfarbe genannt. Sie eignet sich vor allem für diejenigen, die eine dunklere Farbe als ihre Naturhaarfarbe für eine bestimmte Zeit ausprobieren wollen und dabei schonend vorgehen möchten.
Tönung | Haarfarbe |
Einlagerung der Farbe an die äußere Schuppenschicht | Aufquellen des Haares und Aufrauen der Schuppenschicht |
Färbung mit Farbstoffen, die direkt vorliegen und nicht entwickelt werden | Färben mit Oxidationsmitteln |
Nicht geeignet zur Grauabdeckung | Farbstoff überdeckt graues Haar |
Keine Aufhellung der Naturfarbe möglich | Jede Farbnuance kann erreicht werden |
Auswaschbar | Hält Farbton dauerhaft |
Inhaltsstoffe beim Haarefärben
Vor allem Allergiker sollten beim Haarefärben auf die Inhaltsstoffe der Produkte achten. In Haarfarben können verschiedene Stoffe enthalten sein, bei denen ein Allergierisiko besteht.
Wenn sich diese Stoffe bei den Inhaltsangaben finden lassen, besteht die Gefahr, dass ein juckendes Ekzem auf der Kopfhaut sowie Gesichtsschwellungen als Reaktionen auf die Farbe auftreten. Auf den Stoff PPD sind zwölf von 1.000 Bundesbürgern allergisch. Dies gab die weltweit größte Datenbank für Kontaktallergien an der Universität Göttingen bekannt.
Andere, nicht minder schädliche Folgesubstanzen sind teilweise noch im Einsatz. Obwohl das Bundesinstitut für Risikobewertung in Berlin im Jahr 2009 Entwarnung gab, sind noch krebsverdächtige Substanzen wie Aminophenole in einigen Haarfarben enthalten.
Ist das Haarefärben schädlich?
Haare und Kopfhaut durchleben beim Färben große Strapazen. Die Aufnahme chemischer Substanzen über die Kopfhaut kann ein Gesundheitsrisiko für den ganzen Körper bedeuten. Allergische Reaktionen wie Ekzeme, Leber- und Nierenschäden sind mögliche Folgen des Färbens mit Farben, die beispielsweise Resorcin enthalten.
Aromatische Amine stellen ein weiteres Gesundheitsrisiko dar. In früheren Studien wurde ein erhöhtes Blasenkrebsrisiko bei einer langjährigen Verwendung von Haarfarben, die Amine wie Phenylendiamin enthielten, nachgewiesen. Forscher der Universität von Kalifornien in Los Angeles untersuchten 1.514 Menschen mit Blasenkrebs und die gleiche Anzahl von Menschen im gleichen Alter, die keinen Krebs hatten. Es wurde festgestellt, dass Frauen, die sich mindestens einmal im Monat die Haare färbten, mehr als doppelt so häufig an Blasenkrebs erkrankten als Frauen, die dies nicht taten.
Ob dieser Zusammenhang ausschließlich auf die Amine zurückzuführen ist, ist nicht geklärt. Da es sich bei den untersuchten Produkten um Farben aus den 60ern und 70ern handelt, könnte die Wirkung neuerer Produkte anders ausfallen und keinen Krebs begünstigen.
Welche Risiken existieren beim Haarefärben?
Ein Risiko, welches nicht umgangen werden kann, ist das der Haarschädigung. Beim Färben mit Haarfärbemitteln wird die Oberfläche des Haares angegriffen, die Haarstruktur verändert sich dementsprechend. Dass die Haare an Feuchtigkeit verlieren und eventuell abbrechen, ist in den meisten Fällen unumgänglich. Des Weiteren bestehen Risiken für Allergiker, die auf bestimmte Inhaltsstoffe der Haarfärbemittel reagieren können.
Allergien beim Haarefärben
Bestimmte chemische Stoffe, die in Haarfarben enthalten sind, können allergische Reaktionen auslösen. Diese Reaktionen können von Rötungen der Haut über Ekzeme am Haaransatz bis hin zu einem anaphylaktischen Schock reichen. Manchen der Stoffe, die für Allergien verantwortlich gemacht werden können, wird auch eine schädigende Wirkung auf Leber und Nieren nachgesagt.
Verursacht Haarefärben Krebs?
Abgesehen von den Studien aus den 60ern und 70ern, die Amine mit einem erhöhten Blasenkrebsrisiko in Verbindung brachten, gibt es weitere Studien, die Zusammenhänge zwischen Färbemitteln und dem Krebsrisiko sehen. Dies betrifft vor allem Friseurinnen und Friseure. Da die meisten Studien zu diesem Thema allerdings mehrere Jahrzehnte alt sind, gibt es keine Nachweise eines solchen Zusammenhangs bei Produkten, die im in den letzten Jahren benutzt werden.
Darf man sich in der Schwangerschaft die Haare färben?
Man hört oft, dass Schwangere weder die Haare färben noch tönen sollten. Aus Angst vor den chemischen Stoffen der Haarfärbemittel, die in den Organismus gelangen können und sich auf die Gesundheit des Babys auswirken könnten, vermeiden Schwangere und stillende Frauen deswegen Haarfarben und -tönungen. Da es keine wissenschaftlichen Belege zu schädlichen Auswirkungen der auf dem deutschen Markt erhältlichen Produkte gibt, ist diese Angst nicht unbedingt berechtigt. Wer lieber auf Nummer sicher gehen möchte, sollte in der Schwangerschaft und Stillzeit auf das Haarefärben und tönen verzichten.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei allergischen Reaktionen auf Haarfärbemittel sollte man in jedem Fall einen Hautarzt aufsuchen. Da sich die Reaktionen bei jedem Färbevorgang unterscheiden, und mal stärker ausfallen können, sollte man bei den ersten auftretenden Beschwerden einen Dermatologen um Rat fragen.
Beschränken sich die Folgen des Färbens auf die Haarstruktur, bricht das Haar beispielsweise ab, ist generell kein Arztbesuch notwendig. In dem Fall sollte der Friseur des Vertrauens nach Tipps zu Haarpflegemaßnahmen befragt werden, damit es den Färbeprozess möglichst unbeschadet übersteht.
Wie können Haare ohne Chemie gefärbt werden?
Aufgrund der Angst vor schädigenden chemischen Stoffen in Colorationen suchen viele nach Alternativen zu klassischen Haarfärbemitteln. Eine Option stellen zum Beispiel Pflanzenfarben dar. Diese bestehen ausschließlich aus natürlichen Inhaltsstoffen und sollen deshalb schonend fürs Haar sein.
Natursubstanzen zum Haarefärben
Die gesündeste Möglichkeit, die Haarfarbe zu verändern, bieten Pflanzenfarben. Dabei legen sich die natürlichen Farbpigmente um das Haar, kräftigen es und verleihen ihm durch die Stärkung der Schuppenschicht einen leuchtenden Glanz. Pflanzenfarben entstehen aus Kräutern, Rinden, Schalen, Zweigen, Blättern und Früchten.
Kaufen kann man solche Colorationen unter anderem im Naturkosthandel oder online. Die Haarfärbemittel sind frei von künstlichen Farb-, Konservierungs- und Duftstoffen und werden regelmäßig auf Rückstände von Pestiziden und Schwermetallen geprüft. Mit Naturfarben können keine größeren Farbexperimente gemacht werden. Dennoch lässt sich mit ihnen mehr erreichen als nur ein Öko-Henna gefärbter orangefarbener Schopf.
Pflanzenfarben lagern sich wie Tönungen in den Randschichten der Haare ein, sind dafür aber haltbarer als diese. Da die Wirkung mit der Zeit allmählich verblasst, gibt es mit dem nachwachsenden Haaransatz wenig Probleme. Des Weiteren pflegen die Pflanzenfarben das Haar, da sie von Natur aus pflegende Bestandteile enthalten. Diese lassen die Schuppenschicht des Haares durch eine Schutzschicht glänzen und glätten und stärken sie dazu.
Shampoos mit Pflanzenfarben bewirken bei langfristiger Anwendung schöne Reflexe im Haar. Blonde Haare bekommen mit Kamille, Zimt, Hopfen und Kurkuma einen goldenen Farbschimmer. Für dunkle Haare bieten sich Shampoos mit Efeu, Sandelholz, Walnuss und Krappwurzel an. Hennashampoo verleiht einen rötlichen Reflex.
Nachteile von Pflanzenfarben
Die Färbeergebnisse von natürlichen Haarfarben sind generell anders als die von konventionellen Farben. Eine Abdeckung von grauem Haar ist nicht möglich, genauso wenig wie eine Aufhellung oder Blondierung der Haare. Ähnlich wie bei Tönungen verliert die Farbe bei jeder Haarwäsche an Intensität. Die Naturhaarfarbe bestimmt, welche Farbergebnisse überhaupt möglich sind.
Die Anwendung von Pflanzenfarben als Haarfärbemittel kann sich komplizierter gestalten als die von konventionellen Produkten. Es können mehrere Färbedurchgänge und eine längere Einwirkzeit der Farbe nötig sein, um das gewünschte Ergebnis zu erreichen. Für Laien gestaltet sich die Anwendung vor allem durch die trockenere Konsistenz der Farbe schwieriger.
Vorsicht
Obwohl es sich um eine natürliche Substanz handelt, kann Henna allergische Reaktionen auslösen. |
Tipps zum Färben ohne Gesundheitsrisiko
Wer sich für das Färben mit konventionellen Haarfarben entscheidet, der sollte zum Schutze seiner Gesundheit auf verschiedene Punkte achten.
Färben mit konventionellen Haarfarben:
- Wenn selbst gefärbt wird, sollten unbedingt Handschuhe getragen werden.
- Bei Blondierungen eignet sich Olaplex als haarschonende Pflegemaßnahme.
- Färbemethoden, bei denen die Kopfhaut nicht in Berührung mit der Farbe kommt, sind eine schonende Alternative.
- Die Einwirkzeit sollte in keinem Fall überschritten werden.
- Bei Juckreiz und Rötungen sollte das Produkt schnell ausgewaschen werden.
Bei Zweifeln und Fragen sollte man sich am besten direkt an den Friseur des Vertrauens wenden. Im Falle von gesundheitlichen Beschwerden sollte ein Dermatologe aufgesucht werden.
Tipps zum Färben mit Pflanzenfarben
Wenn mit Pflanzenfarben gefärbt wird, läuft der Färbeprozess deutlich schonender ab. Aus diesem Grund werden pflanzliche Färbemittel gerne als Alternative zu herkömmlichen chemischen Produkten genutzt. Doch beim Färben mit Pflanzenfarben gibt es ebenfalls einiges zu beachten.
Wichtig ist hierbei:
- Bereits gefärbtes Haar nimmt die Pflanzenfarben nicht an.
- Wenn von Chemie auf Natur umgestiegen wird, muss erst die alte Kunstfarbe herauswachsen.
- Als Farben kommen nur Rot, Braun und Schwarz infrage.
- Trockene Spitzen sind problematisch, da sie die Farbe stärker annehmen und das Farbergebnis scheckig werden kann.
Wie gut das Farbergebnis bei Naturprodukten wird, hängt zum Teil von der Struktur, der Porosität und den Vorbehandlungen der Haare ab. Am besten sollte die Farbe vorher an einer einzelnen Strähne getestet werden. Auf diese Weise können ungewollte Überraschungen vermieden werden.
Für Ungeduldige sind Pflanzenfarben nichts, da sie eine Dreiviertelstunde, am besten noch länger, auf dem Kopf bleiben müssen. Je länger die Einwirkzeit, desto intensiver das Ergebnis. Damit das gewünschte Farbergebnis erreicht wird, kann es sein, dass die Prozedur mehrmals wiederholt werden muss.
Das Ganze kann nach Aussagen der Anwender eine „rechte Schweinerei” sein, da die Pflanzenbreie spröde sein können und sich schlecht im Haar verteilen lassen. Sind sie zu trocken, klumpen sie ab und haften nicht am Haar. Sind sie zu feucht, tropfen sie vom Haar herunter und können für unschöne Flecken im Bad sorgen. Ein paar Tropfen Pflanzenöl, zum Beispiel Olivenöl, sollen die Färberei geschmeidiger machen.
Fazit: Ist das Färben der Haare nun schädlich?
Zu der Frage, ob Haare färben schädlich ist, gibt es viele Meinungen. Wissenschaftliche Belege eines Gesundheitsrisikos sind entweder veraltet oder beziehen sich auf Allergiker. Trotzdem sollte man nicht leichtfertig färben, da chemische Inhaltsstoffe beim Färben in den Organismus gelangen können. Der größte Schaden entsteht beim Färben am Haar selbst, dessen Struktur aufgeraut wird.
Eine schonendere Alternative zu konventionellen Produkten sind Pflanzenfarben. Hier ist zu beachten, dass sie nicht für jeden Haartypen und jede Naturhaarfarbe geeignet sind.