Definition: Was essen Flexitarier?

Definition: Was essen Flexitarier?
marilyn barbone – Adobe Stock
Inhaltsverzeichnis

Mehr als die Hälfte der Deutschen (rund 55 Prozent) bezeichnet sich selbst als Flexitarier. Die vom Bundesernährungsministeriums in Auftrag gegebene Umfrage aus dem Jahr 2020 gibt außerdem den Anteil der Vegetarier in Deutschland mit 5 Prozent an und den der Veganer mit 1 Prozent. Diese Zahlen schwanken von Umfrage zu Umfrage – der Trend ist aber klar.

Definition: Wofür steht der Begriff Flexitarier?

Die Mehrheit der Deutschen gibt an, mit dem Konsum von Fleisch bewusst umzugehen und nennt sich selbst Flexitarier. Der Begriff Flexitarier ist per Definition die Kombination aus den Worten „flexibel“ und „Vegetarier“ und meint, den Fleischkonsum regelmäßig bewusst einzuschränken und nur gelegentlich Fleisch, Fisch und Wurst zu essen.

Flexitarier werden auch als Teilzeit-Vegetarier bezeichnet, da sie häufig vegetarischen Gerichten den Vorzug geben, aber nicht gänzlich auf Fleisch verzichten möchten. Etabliert hat sich der Begriff des Flexitariers schon im Jahr 2010, als die US-amerikanische Initiative „Be a Flexitarian“ Kantinen in den USA dazu aufrief, auf Fleisch zu verzichten.

Wie oft essen Flexitarier Fleisch?

Es gibt keine festgelegte Definition, wie viel Fleisch und Fisch Flexitarier essen. Während Vegetarier und Veganer radikal auf Fleisch verzichten, handhaben Flexitarier das – wie der Name sagt – deutlich flexibler: Sie essen zum Beispiel zu besonderen Anlässen Fleisch, essen nur Bio-Fleisch, das sie selbst aus guter Tierhaltung eingekauft und selbst zubereitet haben oder legen mehrere fleischfreie Tage in der Woche ein. Regeln gibt es dafür keine.

Was essen Flexitarier?

Flexitarier essen viele pflanzliche Nahrungsmittel. Dazu gehören:

Fleisch steht bei ihnen ebenfalls auf dem Speiseplan, aber ob einmal die Woche oder dreimal die Woche folgt keiner Regel. Alles ist erlaubt – es geht auch um den bewussten Umgang mit Lebensmitteln.

Was steckt hinter einer flexitarischen Ernährung?

Die Gründe, weshalb Flexitarier regelmäßig auf Fleisch verzichten, sind vielfältig:

  • Gesundheitliche Gründe
  • Tierwohl und “artgerechte” Tierhaltung
  • Klima- und Umweltschutz

Für viele Flexitarier spielt bei dieser Ernährungsform eine große Rolle, dass sie den Ursprung ihrer Nahrung kennen. Sie setzen sich bewusst mit ökologischen Aspekten von Ernährung auseinander und legen Wert auf qualitative Lebensmittel. Damit einher geht ein bewusstes Auseinandersetzen mit der eigenen Gesundheit sowie dem eigenen Körper, was dazu führt, dass sich Flexitarier meist gesünder ernähren.

Was ist das Problem mit Fleisch?

Grundsätzlich ist Fleisch kein schlechtes Lebensmittel. Schon seit Urzeiten ist es wichtiger Bestandteil der Ernährung und in vielen Kulturen ist Essen ohne Fleisch bis heute nicht denkbar, zum Teil auch aus Mangel an Alternativen. Fleisch liefert viele Proteine und Nährstoffe, die für den Körper wichtig sind, es hilft beim Aufbau von Muskelmasse, liefert Eisen und kurbelt den Stoffwechsel an.

Fleisch kommt heutzutage jedoch häufig aus Massentierhaltungen und ist mit Antibiotika, Hormonen und Keimen belastet. Alle diese Stoffe nehmen Menschen in ihren Körper auf, wenn sie Fleisch essen. Außerdem haben verschiedene Studien gezeigt, dass Fleisch (insbesondere verarbeitetes Fleisch wie Wurst sowie rotes Fleisch), Krankheiten auslösen kann. Dazu zählen unter anderem:

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Diabetes
  • Nierenschäden
  • Krebserkrankungen.

Auch Übergewicht kann die Folge eines großen Fleischkonsums sein.

Weiterhin führt die Massentierhaltung zu:

  • immensen CO2-Emissionen, die das Klima belasten
  • Förderung des Welthungers, da der Großteil der weltweiten Ackerfläche für den Anbau von Futtermittel genutzt wird
  • Abholzung von Regenwald, der Futter-Anbauflächen weichen muss – dadurch gerät das Klima in Schieflage und die natürliche Artenvielfalt wird bedroht

Viele Menschen, die sich mit diesen Aspekten beschäftigen, kommen zu dem Schluss, dass sie ihren Fleischkonsum bewusst gestalten möchten. Dazu gehört zum Beispiel:

  • wenig Fleisch zu essen
  • nur Bio-Fleisch zu essen
  • auf verarbeitetes Fleisch zu verzichten
  • kein rotes Fleisch zu essen, da dieses als gesundheitsschädigender gilt als weißes Fleisch
  • nur Wild zu essen

Wie viel Fleisch pro Woche ist gesund?

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, maximal 300 bis 600 Gramm Fleisch- und Wurst pro Woche zu essen. Auf das Jahr gerechnet sind das 31 Kilogramm. Der tatsächliche Fleischkonsum der Deutschen liegt doppelt so hoch – bei 57,33 Kilogramm im Jahr 2020 (Quelle: statista.de). Immerhin ist diese Zahl in den letzten Jahren und Jahrzehnten schon deutlich zurückgegangen – 2018 lag sie bei 61,1 Kilogramm und im Jahr 1991 waren es noch 63,9 Kilogramm.

Bei 20 Prozent der Frauen und 32 Prozent der Männer landet immer noch täglich Fleisch auf dem Teller, allerdings sinken auch diese Zahlen. Mit dem Boom fleischloser Ersatzprodukte, die mittlerweile in jedem Supermarkt zu finden sind, gibt es immer mehr Menschen, die bereit sind diese auszuprobieren und fleischhaltige Mahlzeiten durch fleischlose zu ersetzen.

Muss man Fleisch essen, um alle ernährungsrelevanten Nährstoffe aufzunehmen?

Die meisten Nährstoffe, die in Fleisch enthalten sind, können auch über pflanzliche Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Nüsse und Samen aufgenommen werden, weshalb eine fleischlose Ernährung nicht zwingend einen Nährstoffmangel bedeutet.

Fleisch muss kein Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung sein – dennoch wollen viele Menschen nicht komplett darauf verzichten und entscheiden sich daher für einen Mittelweg aus bewusstem Konsum und vegetarischen oder veganen Optionen.

Welche Nährstoffe sollten Flexitarier besonders im Blick haben?

In Fleisch steckt Eisen, das bei einer Reduktion des Fleischkonsums aus anderen Lebensmitteln aufgenommen werden muss. Gut geeignet sind: Brokkoli, Hülsenfrüchte, Waldbeeren, Spinat und Vollkornprodukte. Ebenfalls gut zu wissen:

  • Wer auf Fleisch verzichtet, sollte Vitamin B-12 aus Eiern und Milchprodukten aufnehmen.
  • Eiweiß steckt auch in Hülsenfrüchten und Soja, nicht nur in Fleisch.
  • B-Vitamine sind in Fleisch enthalten, können aber auch über grünes Gemüse, Hülsenfrüchte, Eier und Milchprodukte aufgenommen werden.
  • Das Zink aus Fleisch lässt sich auch über Nüsse, Getreide und Hülsenfrüchte aufnehmen.

Wieso leben Flexitarier meist gesünder?

Mit dem bewussten Auseinandersetzen mit dem eigenen Fleischkonsum geht häufig auch ein bewusstes Auseinandersetzen mit der gesamten Ernährung und dem eigenen Lebensstil einher. Diese Kombination führt dazu, dass Flexitarier im Schnitt sportlicher sind, weniger mit Übergewicht zu kämpfen haben und seltener unter Krankheiten leiden. Wer auf seine Ernährung achtet, trinkt in der Regel auch weniger Alkohol, raucht seltener, bewegt sich häufiger und isst weniger Fast Food oder Süßigkeiten. All diese Aspekte wirken sich darauf aus, dass Flexitarier im Schnitt gesünder leben.

Studien zeigen, dass Menschen weniger Fleisch essen, je höher ihr Bildungsgrad sowie ihr Einkommen sind. Die Ernährungsweise verändert sich also mit dem gesellschaftlichen Status.

Welche Vorteile und Nachteile hat diese Ernährung als Flexitarier?

Die Vorteile von Flexitarismus sind eine gesündere und bewusstere Ernährungsweise, die außerdem umwelt- und klimafreundlicher ist und das Wohlbefinden der Tiere im Blick hat.

Als Nachteil wird häufig aufgezählt, dass Flexitarier unter Nährstoffdefiziten leiden könnten, wenn sie nicht genug Fleisch ist, dabei lässt sich der tägliche Bedarf auch mit einer vegetarischen Ernährung decken.

Viele Vegetarier und Veganer werfen Flexitariern vor, dass diese nur ihr Gewissen beruhigen wollen. Während Fleisch für sie ein Tabu ist, gibt es für Flexitarier keine Verbote, sondern nur Empfehlungen. Dabei kann der Flexitarismus ein guter Weg sein, an dem sich viele Fleischesser, bei denen täglich Fleisch auf dem Speiseplan steht, ein Beispiel nehmen können. Tiere, Umwelt und Klima haben global betrachtet mehr davon, wenn viele Menschen wenig und bewusst Fleisch essen, als wenn eine kleine Gruppe radikal verzichtet.

Viele Vegetarier haben mit einer flexitarischen Ernährung begonnen und haben ihren Fleischkonsum stetig reduziert, bis sie irgendwann ganz verzichtet haben. Flexitarismus ist daher ein guter Einstieg in eine vegetarische oder vegane Lebensweise. Schließlich fällt es vielen Menschen gerade am Anfang schwer, ihre Ernährung umzustellen und auf Fleisch gänzlich zu verzichten, wenn es viele Jahre Teil ihres Speiseplans war.

Welche weiteren Ernährungsformen gibt es?

Es gibt verschiedene Abstufungen von Vegetarismus:

  • Pescetarier: Während Flexitarier per Definition gelegentlich Fleisch und Fisch essen, verzichten Pescetarier auf Fleisch, essen aber Fisch.
  • Ovo-Lacto-Vegetarier: Sie ernähren sich pflanzlich und essen außerdem Milchprodukte, Milch und Eier.
  • Lacto-Vegetarier: Sie essen pflanzliche Lebensmittel und Milchprodukte, verzichten aber auf Eier.
  • Ovo-Vegetarier: Sie ernähren sich rein pflanzlich, essen aber Eier.
  • Veganer: Sie verzichten gänzlich auf tierische Lebensmittel und essen weder Fleisch, Fisch, noch Eier, Milch oder Honig. Strikte Veganer verzichten auch auf Lederprodukte oder Wolle.

Was sind Flexiganer?

Eine Abwandlung der Flexitarier sind Flexiganer, die auch als Teilzeit-Veganer bezeichnet werden. Sie essen kein Fleisch und ernähren sich hauptsächlich vegan, also rein pflanzlich, essen aber gelegentlich Milchprodukte oder Eier. Wie bei Flexitariern gibt es bei einer flexiganen Ernährung ebenfalls keine Regeln, wie häufig tierische Produkte verzehrt werden. Flexiganern geht es darum, hochwertige tierische Produkte zu essen, wenn sie sie essen, zum Beispiel die Eier der Hühner vom Bio-Bauern nebenan oder Bio-Käse.

Flexitarier werden: Wie gelingt es?

Der erste Schritt weniger Fleisch zu essen ist, sich die Auswirkungen von Fleischproduktion und Fleischkonsum bewusst zu machen. Eigene Gründe zu finden, aus denen weniger Fleisch gegessen werden soll, hilft dabei, die Ernährung umzustellen.

Die Umstellung geht leichter von der Hand, wenn sie Schritt für Schritt erfolgt und zum Beispiel erst einmal nur zwei Mahlzeiten pro Woche durch fleischlose Alternativen ersetzt werden und nicht gleich alle. Je mehr über die neue Ernährungsweise gelernt und gelesen wird und je mehr neue Rezepte ausprobiert werden, desto leichter ist es, dranzubleiben. Weitere Tipps für den Alltag sind:

  • Reduzieren Sie den Fleischanteil in Gerichten wie Curry, Gulasch oder Bolognese und geben Sie stattdessen mehr Gemüse hinzu.
  • Greifen Sie zu Fleischersatzprodukten, wenn Sie den Geschmack nicht missen möchten.
  • Starten Sie fleischlos in den Tag mit Müsli und Joghurt, Eierspeisen oder Brot mit Käse statt Wurst.
  • Verzichten Sie bei Suppen, Eintöpfen und Salaten auf die Fleischeinlage.

Fazit: Flexitarier leben gesünder

Mit dem Bewusstmachen der gesundheitlichen, ökologischen und ökonomischen Auswirkungen von Fleischkonsum fängt alles an und immer mehr Fleischesser entscheiden sich auf Basis dessen, weniger davon zu essen. Beim Flexitarismus geht es nicht um radikalen Verzicht, sondern einen bewussten Umgang. Dementsprechend gibt es auch keine Regeln, wie häufig in der Woche Fleisch gegessen wird.

Flexitarier leben gesünder, da sie meist nicht nur weniger Fleisch essen, sondern auch in anderen Aspekten auf ihre Gesundheit achten und weniger rauchen und trinken sowie sich mehr bewegen. Im Fleisch enthaltene Nährstoffe können auch durch pflanzliche Lebensmittel aufgenommen werden und wer im Alltag mit kleinen Schritten startet wird schnell merken, dass eine Ernährung mit weniger Fleisch Spaß macht und sich gut anfühlt.