Beziehungsaus: So gelingt eine saubere Trennung trotz gemeinsamer Kinder

Kind mit Kopfschmerzen vor weißem Hintergrund
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Eine Trennung oder Scheidung ohne Kind ist bereits schwierig. Beide Partner leiden unter dem Beziehungsende und müssen sich zunächst sammeln und ihr Leben neu ausrichten. Wenn das Paar ein gemeinsames Kind hat, wird die Trennung zur noch größeren Herausforderung. Schließlich gibt es nicht nur die Bedürfnisse und Befindlichkeiten der beiden Partner, die geklärt werden wollen. Es geht darum, ein Kind zu versorgen, das Sorgerecht zu regeln und als Paar trotz der Trennung den Kontakt halten zu müssen, um alles rund um das Kindeswohl zu regeln.

Paare mit Kindern scheuen häufig die Trennung. Die Partner akzeptieren die nicht mehr funktionierende Beziehung über einen langen Zeitraum und fühlen sich in gewisser Weise noch verantwortlich für ihre Familie, obwohl die Gefühle schon längst abgeklungen sind. Dass die Partnerschaft längst am Ende ist, wollen manche Paare nicht wahrhaben – fällt es doch schwer zu erkennen, dass der Traum der gemeinsamen Familie geplatzt ist.

Schon in der Zeit vor der eigentlichen Trennung ist es für Paare in einer kriselnden Beziehung schwer. Sie wollen Konflikte nicht vor dem Kind austragen, geben vor, dass zwischen Mama und Papa alles in Ordnung ist und diskutieren dann abends, wenn das Kind im Bett liegt. Kommt es zur Trennung, steht erst einmal die Frage im Raum: Wie sagen wir es unserem Kind?

So teilen Eltern ihrem Kind die Trennung mit

Der wohl schwierigste offensichtliche Schritt ist, dem Kind oder den Kindern die Trennung mitzuteilen. Dies sollten beide Eltern möglichst gemeinsam machen. Kinder sollten trotz der Trennung weiterhin das Gefühl haben, dass beide Eltern für sie da sind – dies sollten Eltern kommunizieren.

Sie müssen sowohl mit körperlichen als auch mit psychischen Reaktionen des Kindes auf die Trennung rechnen, sowohl unmittelbar als auch in den Wochen und Monaten danach:

  • Schlafstörungen
  • Konzentrationsstörungen
  • das Kind klammert stark an Vater oder Mutter als Zeichen von Verlustängsten
  • Bauchschmerzen
  • Leistungsabfall in der Schule
  • Rebellion
  • nächtliches Einnässen
  • Depressionen

Je nach Alter des Kindes, können die Auswirkungen verschieden sein. Während jüngere Kinder eher mit körperlichen Symptomen reagieren, reagieren ältere eher mit Rebellion, Depressionen oder auch dem Ausspielen der Eltern gegeneinander.

Eltern sollten ihr Kind in der Trennungszeit und auch danach gut im Auge behalten und ihm zusätzliche Aufmerksamkeit schenken. Es sollte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl bekommen, dass es Schuld an der Trennung trägt oder das einer der beiden Elternteile das Kind nicht mehr liebhat. Viele Kinder neigen dazu, Ereignisse auf sich zu beziehen. Hier ist es wichtig, viel mit dem Kind zu sprechen und sich seiner Sorgen anzunehmen.

Wer den Eindruck hat, dass sein Kind mit der Trennung nicht klarkommt, kann sich professionelle psychologische Hilfe suchen. Eltern sollten ihren Kummer über die Trennung nicht auf ihren Kindern abladen, dieser ist bei Freunden, Familie oder einem Therapeuten besser aufgehoben. Traurigkeit kann gegenüber den Kindern natürlich kommuniziert werden – die Kinder sollten nun aber nicht in dauerhafter Sorge um ihre ständig weinende Mutter oder ihren regelmäßig zusammenbrechenden Vater leben.

So ist die Gesetzeslage zu Sorgerecht und Unterhalt

Weitere Fragen im Zuge einer Trennung betreffen die weitere Lebensplanung:

  • Wie regeln wir das Sorgerecht?
  • Welche finanziellen Regelungen zum Thema Unterhalt müssen getroffen werden?
  • Bei wem soll das Kind aufwachsen?

Dazu gibt es folgende gesetzliche Regelungen:

Sorgerecht

  • Ehepaare haben automatisch ein gemeinsames Sorgerecht für ein Kind. Dieses besteht auch über die Scheidung hinaus.
  • Bei unverheirateten Paaren liegt das Sorgerecht ausschließlich bei der Mutter – außer es liegt ein gemeinsam beantragtes und beurkundetes Sorgerecht vor. Dann haben beide Elternteile das Sorgerecht gleichermaßen. Diese Regelung bleibt auch über eine Trennung hinaus bestehen.

Unterhalt

  • Der Elternteil, der sich hauptsächlich für die Betreuung des Kindes bereiterklärt, kann vom anderen einen finanziellen Ausgleich einfordern. Diese Regelung gilt unabhängig davon, ob ein Paar verheiratet ist oder nicht.
  • Ein Recht auf Unterhalt besteht für jedes Kind.

Wo lebt das Kind?

  • Je nach Alter sollten Kinder nach ihrem Wunsch gefragt werden, bei welchem Elternteil sie leben wollen oder wie sie sich eine mögliche Regelung vorstellen können.
  • Die Eltern müssen untereinander besprechen, bei wem das Kind leben soll und welche Möglichkeiten es gibt. Am Ende sind sie diejenigen, die entscheiden – die Wünsche ihres Nachwuchses sollten sie aber nicht unberücksichtigt lassen, besonders bei älteren Kindern.

Beziehung: Diese Herausforderungen bergen Trennungen mit Kind

Die Herausforderung für Paare ist es, die Beziehungsebene von der Elternebene zu trennen. Auch wenn sich die Beziehung des Paares untereinander ändert – sie bleiben beide immer noch Eltern des gemeinsamen Kindes. Für Kinder kann es traumatisch werden, wenn sich die Eltern vor ihnen streiten, anschreien und weinen. Ja nach Alter können sie dieses Verhalten noch nicht richtig einschätzen und erleben Verlustängste.

Auch wenn die Eltern dem anderen gegenüber nicht mehr loyal sind und das andere Elternteil vor dem Kind niedermachen, ist das für Kinder belastend. Schließlich liebt es beide Elternteile und wird der eine Elternteil nun immer schlechtgeredet, kann das die Beziehung nachhaltig schädigen. Auch könnten sich die Kinder persönlich angegriffen fühlen, schließlich sind sie das Produkt beider Elternteile.

Mit einer vernünftigen Herangehensweise an die Trennung ein gutes Vorbild sein

Viele Eltern denken, dass Kinder den Anspruch haben, in einer sorgenfreien und glücklichen Familie aufzuwachsen. Dieses Traumbild lässt sich leider nicht immer aufrechterhalten und dass Beziehungen scheitern können, ist ein übliches Risiko zwischen zwei Menschen, die ihre Leben miteinander verbinden. Eltern sollten eine Beziehung zwar nicht leichtfertig aufgeben. Wenn es aber nicht mehr funktioniert und sie (oder einer von beiden) in der Beziehung nicht mehr glücklich ist, sollten sie nicht nur zum Kindeswohl daran festhalten. Schließlich müssen sie auch ihr eigenes Lebensglück im Blick halten.

Dass Kinder auch den Umgang mit schwierigen oder traurigen Gefühlen lernen ist wichtig – schließlich gehören auch sie zum Leben dazu. Die Eltern können dabei ein gutes Vorbild sein, wenn sie mit ihrer Trennung rational und vernünftig umgehen. Das ist häufig leichter gesagt als getan. Schließlich erfolgt auf Trennungen häufig eine Achterbahn der Gefühle mit verschiedenen Phasen:

  1. Die Trennung nicht wahrhaben wollen.
  2. Der große Schmerz.
  3. Neue Hoffnung.

Frisch Getrennte durchlaufen diese Phasen häufig im Stundentakt wechselnd – von tieftraurig über wütend bis fröhlich nach vorne schauend ist alles dabei. Vor Kindern die Fassung zu bewahren ist dabei gar nicht so einfach. Wer es aber schafft, dem Ex-Partner gegenüber wertschätzend zu bleiben und die Trennung vernünftig anzugehen, kann auch seinem Kind ein Vorbild sein wie es später eigene Krisen bewältigen kann.

Eine Trennung kann auch eine Befreiung sein

Falls zwischen den Eltern bereits seit längerer Zeit Spannungen bestanden haben, hat das Kind das wahrscheinlich schon unterbewusst gespürt. Wenn es offene Streits oder Diskussionen gab, hat das Kind möglicherweise erst recht eine Ahnung über den Beziehungszustand der Eltern – je nach Alter. Kommt es dann tatsächlich zu einer Trennung, kann das für Kinder auch befreiend sein.

Nicht mehr den Streitereien oder unterschwelligen negativen Schwingungen innerhalb der Familie ausgesetzt zu sein, können besonders ältere Kinder als positiv empfinden. Trennungen können auch von den Partnern als befreiend wahrgenommen werden, was sich in ihrem Verhalten widerspiegelt und sich auch auf das Kind positiv auswirken kann. Sie sind wieder ausgeglichener und können ihrem Kind wieder mehr Aufmerksamkeit entgegenbringen – jetzt wo das Ende der Beziehung beschlossen ist und ein neuer Lebensabschnitt vor ihnen liegt.

Den Kindern jederzeit ein gutes Gefühl geben

So schwer eine Trennung auch ist – Eltern sollten versuchen nach vorne zu schauen und gemeinsam überlegen, wie sie sowohl für sich weitermachen als auch mit ihrem Kind oder ihren Kindern. Dafür sind klare Absprachen wichtig. Eltern sollten weiterhin an einem Strang ziehen und sich nicht gegenseitig ausspielen. Die Erziehung ist im besten Fall immer noch eine Frage beider Parteien und sollte auch weiterhin gemeinsam besprochen und entschieden werden.

Wenn Vater oder Mutter nach der Trennung in eine andere Wohnung ziehen, sollte den Kindern auch dort ein Zimmer eingerichtet werden. So haben sie das Gefühl bei beiden Elternteilen zu Hause zu sein. Sie sollten in beiden Haushalten immer willkommen sein und nicht das Gefühl bekommen, dass sie stören.

Kinder verkraften Trennungen

Nicht jede Beziehungskrise muss auch gleich in einer Trennung enden. Manchmal können eine verbesserte Kommunikation und die Tipps von einem Paarberater helfen, die Beziehung wieder in den Griff zu bekommen. Entscheidend ist dafür die Basis: Ist die Liebe noch da oder nicht? Wenn dies nicht der Fall ist, sollten die Kinder nicht als Beziehungskitt dienen. Fairer ist die Situation für alle Beteiligten, wenn die Eltern sich so vernünftig wie möglich trennen.

Eltern sollten verstehen, dass es Kinder verkraften, wenn sie sich trennen. Wichtig ist nur der gemeinsame Umgang damit sowie dem Kind das Gefühl zu geben, trotz des Endes der Partnerschaft immer da zu sein. Viel mit den Kindern zu sprechen und zu versuchen, ihre Gefühle so gut es geht aufzunehmen ist herausfordernd, aber entscheidend. Auch getrennte Eltern können immer noch gute Eltern sein, wenn sie die Bedürfnisse der Kinder nicht außer Acht lassen.