Meridian-Stretching: So lösen Sie Energieblockaden

Meridian, Akkupunktur, Stretching
Björn Wylezich - Adobe Stock
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Nach der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) fließt unsere Lebensenergie auf zwölf Leitbahnen (Meridianen) durch den Körper. Laut TCM kann hinter einer Krankheit der entlang eines Meridians blockierte Energiefluss stecken. Das gilt auch bei Energiemangel (z. B. Müdigkeit, Leistungsschwäche). Das Meridian-Stretching kann Ihnen helfen, Energieblockaden zu beseitigen oder ihnen vorzubeugen.

Die Meridian-Übungen oder das Meridian-Stretching sind eine gute Möglichkeit, sanft etwas für Ihre Gesundheit zu tun. Sie stammen ursprünglich von Shizuto Masunaga, einem Psychologen und Shiatsu-Meister. Nicht von ungefähr haben die dargestellten Übungen etwas Meditiatives, wenn sie korrekt (langsam und achtsam) praktiziert werden. Mit zunehmender Übung wird die Ausführung leichter.

Was versteht man unter Meridian-Stretching?

Was immer Energieblockaden sein mögen: Die moderne westliche, wissenschaftlich geprägte Medizin kann es nicht definieren. Wir bewegen uns hier in einem Bereich, der als Erfahrungsmedizin in einem für uns fremden Kulturkreis entstanden ist und sich dort fraglos bewährt hat. Das soll keineswegs bedeuten, dass keine Effekte zu erwarten wären. Nur sind sie nicht mit den für uns gültigen Methoden nachweisbar.

Westliche Wissenschaftler konnten beispielsweise keinen Wirkungsunterschied zwischen Behandlungen nachweisen, bei denen die Nadeln auf die Meridiane oder auf die in der TCM definierten Akupunkturpunkte gesetzt wurden und solchen, bei denen sich die Nadeln an anderer Stelle befanden. Das sollten Sie wissen, bevor Sie mit Elan an die folgenden Übungen gehen. Eine geringe Wirkung wäre das erwartete Resultat, über eine (durchaus mögliche) starke Wirkung freut man sich umso mehr. Eines zeichnet das Meridian-Stretching auf jeden Fall aus: Es schadet nicht und seine Ausführung ist mit oder ohne Meridian-Prinzip zweifelsohne sinnvoll.

Dehnen Sie immer sanft

Durch sanfte Dehnung verbessern Sie aus sportmedizinischer Sicht die Mobilität und die Elastizität Ihrer Muskulatur. Ein entspannter Muskel gibt bei Bewegungen sanft nach und kann sich dann auch wieder kraftvoll anspannen. Sanft bedeutet konkret, dass Sie den betreffenden Muskel keinesfalls mit roher Kraft in die Länge ziehen, sondern vielmehr eine sanfte Teildehnung des Muskels anstreben sollten. Ein leichtes Ziehen ist beim Stretching erlaubt, wehtun darf die Dehnung aber nicht. Sind Ihre Muskeln verkrampft, können sie nicht optimal trainieren.

Welche Übungen für das Meridian-Stretching gibt es?

Die hier vorgestellten Basisübungen sind jeweils für bestimmte Meridiane gedacht, die dabei gedehnt und „geöffnet” werden. Insofern sollten Sie die Übungen immer in der angegebenen Reihenfolge und als Set zusammen ausführen.

Führen Sie jede Übung etwa fünf bis maximal zehn Atemzüge lang durch. Dafür ist die richtige Atemtechnik eine unverzichtbare Voraussetzung: Atmen Sie ruhig und entspannt bis tief in Ihren Bauch hinein. Wenn Sie möchten, dürfen Sie auch in den Bereich „hineinatmen”, der sich beim Stretching durch Ziehen bemerkbar macht.

Übung 1: Für den Lungen-Dickdarm-Meridian

Stehen Sie entspannt, die Füße sind schulterbreit geöffnet. Verschränken Sie die Hände hinter dem Rücken und strecken Sie die Ellbogengelenke. Beim Einatmen öffnen und weiten Sie den Brustkorb und neigen beim Ausatmen den Oberkörper langsam weit nach vorn. Die Arme werden mitgenommen, die Fingerspitzen weisen in der Endstellung so weit wie möglich nach oben, die Kniegelenke bleiben leicht gebeugt. Auf diese Weise dehnen Sie Ihre Schultermuskulatur, aber auch die rückwärtigen Rumpf- und Beinmuskeln.

Diese Übung vertieft Ihre Atmung, hilft Ihnen, sich zu konzentrieren und stärkt Ihr Selbstbewusstsein.

Übung 2: Für den Milz-Magen-Meridian

Setzen Sie sich in den Fersensitz. Wem das schwerfällt, der darf zwischen Unterschenkel und Gesäß eine gerollte Wolldecke schieben. Lehnen Sie sich bei der Einatmung nach hinten, dabei stützen Sie sich mit den Händen oder Ellbogen hinter dem Körper ab (Fortgeschrittenen gelingt es, mit dem Rücken flach auf dem Boden zu liegen). Achten Sie bitte darauf, dass Ihre Kniegelenke sich während der Übungsausführung stets berühren, das verstärkt den Dehnungsreiz.

Fördert die Verdauung der Nahrung, entspannt den Solarplexus und stärkt Ihr inneres Gleichgewicht („innere Mitte”).

Übung 3: Für den Herz-Dünndarm-Meridian

Setzen Sie sich mit geöffneten und angewinkelten Beinen auf den Boden. Beide Fußsohlen berühren sich. Ziehen Sie die Füße zu sich heran, der Abstand zwischen Ihren Füßen und dem Damm sollte Ihnen angenehm sein. Wenn es auf der Innenseite der Oberschenkel zu sehr zieht, dürfen Sie die Füße ein wenig weiter vom Körper wegschieben. Beugen Sie sich nun mit entspanntem Rücken und Nacken langsam weit nach vorn. Dadurch öffnen sich Ihre Leisten. Legen Sie die Ellbogen am Boden ab oder Ihre Fäuste übereinander auf die Füße.

Beruhigt den Geist bei innerer Unruhe oder Schlafstörungen, stärkt den Kreislauf und hilft bei der Verarbeitung von Gefühlen.

Übung 4: Für den Nieren-Blasen-Meridian

Setzen Sie sich im Langsitz (mit gestreckten Beinen) auf den Boden. Wem das entspannte Aufrichten der Wirbelsäule in dieser Position schwerfällt, sollte sich eine doppelt gefaltete Wolldecke oder ein flaches Kissen unterlegen. Strecken Sie beide Arme nach oben aus, verschränken Sie die Hände und neigen Sie mit dem Ausatmen den Oberkörper nach vorn. Idealerweise erreichen Sie mit den Händen die Füße, die Kniegelenke bleiben möglichst gestreckt.

Kräftigt nach Krankheiten oder bei Erschöpfung und Überlastung (z. B. durch zu viel Arbeit).

Zusätzlicher Energiekick: Wenn Sie sich müde fühlen oder erschöpft sind, sollten Sie sich nach jeder Übung auf dem Rücken ausstrecken und zwei Minuten entspannen. Spüren Sie nach jeder Übung ausgestreckt in Rückenlage für etwa zwei Minuten die Dehnung nach. So nehmen Sie bewusst wahr, was sich in Ihrem Körper verändert hat, und gewinnen zusätzlich neue Energie.

Übung 5: Für den Herz-Kreislauf-Meridian

Setzen Sie sich im Schneidersitz auf den Boden. Ziehen Sie den unteren Fuß möglichst dicht an den Körper heran. Überkreuzen Sie nun die Arme und setzen Sie die Hände auf die Kniegelenke. Beim Ausatmen neigen Sie den Rumpf weit nach vorn, dabei beugen Sie die Ellbogengelenke. Atmen Sie weiter und halten Sie die erreichte Endposition. Im nächsten Durchgang überkreuzen Sie Arme und Beine gegensinnig. Gedehnt wird hierbei der sonst so schwer erreichbare Bereich zwischen den Schulterblättern, der untere Rücken und vor allem der Gesäßmuskel.

Hilft bei Infektanfälligkeit und bringt die inneren Organe ins Gleichgewicht.

Übung 6: Für den Leber-Gallenblasen-Meridian

Spreizen Sie im Langsitz beide Beine so weit wie möglich. Auch hier können Sie sich auf den Rand eines flachen Kissens oder einer Decke setzen, die Kniegelenke sind aktiv gestreckt. Beim tiefen Einatmen heben Sie beide Arme nach oben, ausatmend neigen Sie sich erst nach rechts und anschließend nach links. Verschränken Sie die Hände oder stützen Sie sich mit der jeweils unteren Hand am Boden ab. Der obere Arm gibt die Bewegung vor. Dabei öffnen Sie Ihre Flanken und dehnen gleichzeitig die Rückseiten der Oberschenkel. Halten Sie die Endposition einige Atemzüge lang, dann wechseln Sie die Seite. Führen Sie die Seitneigung nur so weit aus, wie es Ihnen ohne größere Anstrengung möglich ist.

Regt die Verdauung an, stärkt die Entscheidungskraft und den Durchhaltewillen und entspannt bei zu viel Wut oder unbewussten Aggressionen.