Kriechender Günsel: Natürliche Heilwirkung bei Entzündungen und Schmerzen

Kriechender Günsel: Natürliche Heilwirkung bei Entzündungen und Schmerzen
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Im Frühling ist er fast überall in der freien Natur zu finden: der Kriechende Günsel. Ob auf halbschattigen Wiesen, am Wegesrand, in lichten Wäldern oder so manchem Garten – der Bodendecker ist hierzulande weit verbreitet. Doch das Kraut überzeugt durch mehr als nur seine hübschen blauen Blüten. Seit langer Zeit schätzen Kenner das Kaut bei Halsentzündungen, Rheuma oder schlecht heilenden Wunden als Heilpflanze. Doch welche Inhaltsstoffe verbergen sich in dem Gewächs und wie wird damit ein gesundheitsfördernder Aufguss zubereitet?

Kriechender Günsel (Ajuga reptans) auf einen Blick

Kriechender Günsel: 10 bis 30 cm hohe Pflanze aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae) mit zumeist blauen Blüten um den vierkantigen Stängel

Heilwirkung: beruhigend, entzündungshemmend, schmerzstillend, leicht blutdrucksenkend

Anwendung: Rheuma, Gelenkbeschwerden, Narben, Wunden, Hautentzündungen und Geschwüren, Einschlafstörungen, Sodbrennen, Entzündungen im Mund- und Rachenraum, Durchfall, Hämorrhoiden

Verwendete Pflanzenteile: Blätter, Blüten

Inhaltsstoffe: reich an ätherischen Ölen und Gerbstoffen

Einnahme: Tee, verdünnte Tinktur

Übersicht: Die Heilwirkung des Kriechenden Günsels

Jeder hat ihn schon einmal bei sommerlichen Spaziergängen gesehen, doch die wenigsten wissen um seine gesundheitsfördernde Kraft: der Kriechende Günsel wird seit langer Zeit als Heilpflanze verwendet. Ob als Tee oder Tinktur – das Bodengewächs aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae) lindert gleich eine ganze Reihe von Alltagsbeschwerden.

Seine beruhigende und leicht blutdrucksenkende Wirkung kann bei den folgenden Krankheitsbildern für Linderung sorgen:

  • Einschlafproblemen
  • Nervosität
  • Rheuma
  • Gicht
  • Sodbrennen
  • Schleimhautentzündungen
  • Magengeschwüren
  • Durchfall

Abhilfe schafft die krautige Pflanze auch bei äußerlichen Beschwerden wie schlecht heilenden Wunden, Ekzemen und Narben. Tränken Sie dafür Kompressen, Wickel oder Umschläge mit Tee oder Aufgüssen aus Kriechendem Günsel. Übrigens: Als Wasser zum Gurgeln angesetzt, wirken die Blätter der Heilpflanze auch sehr gut gegen Entzündungen im Mund- und Rachenraum, beispielsweise bei Mandelentzündung (Angina).

Wichtig: Kriechender Günsel lindert Beschwerden im Magen-Darm-Trakt, Schleimhaut- und Gelenkentzündungen sowie weitere medizinische Probleme. Diese können unterschiedliche Ursachen haben. Bei wiederkehrenden Symptomen oder falls keine Besserung Ihrer Beschwerden eintritt, wenden Sie sich am besten an Ihren Hausarzt. Er steht Ihnen bei der medizinischen Behandlung fachlich zur Seite und kann Sie, falls nötig, an weitere Fachärzte überweisen.

Heilpflanze Kriechender Günsel: Diese Inhaltsstoffe enthält der Lippenblütler

Die Heilwirkung verdankt der Kriechende Günsel seinen reichhaltigen Inhaltsstoffen. Neben wertvollen ätherischen Ölen sind das Ajugoside, Harpagid bzw. Harpagosid, Ajugol, Aucubin, Delphinidin und nicht zuletzt Gerbsäure.

Speziell die pflanzlichen Gerbstoffe sind für die heilende Wirkung des Krauts von Bedeutung. Diese sogenannten Tannine besitzen antimikrobielle Eigenschaften und fördern dadurch unter anderem die Heilung von Wunden sowie Entzündungen im Bereich des Magens, Darms und Rachens.

Übrigens: Die Wirkstoffe des Kriechenden Günsels ähneln denen der afrikanischen Teufelskralle. Auch diese enthält Harpagid bzw. Harpagosid. Die Pflanze wird daher auch heimische Teufelskralle genannt. Ein weiterer Name für den Kriechenden Günsel ist „Gurgelkraut“. Diese Bezeichnung bezieht sich auf die Anwendung der Heilpflanze.

Erfahren Sie mehr, wie Sie das Heilkraut bei Schlafstörungen und weiteren Beschwerden gesundheitsfördernd einsetzen.

Beruhigende Heilwirkung: Ajuga reptans bei Einschlafproblemen

Nicht einschlafen zu können, obwohl man müde ist: Dieses Problem ist vielen bekannt. Oder man wacht mitten in der Nacht auf und liegt über Stunden wach. Hier kann der Kriechende Günsel Abhilfe schaffen. Als Tee zubereitet und am Abend getrunken, wirkt das Heilkraut gleichermaßen als Hilfe beim Ein- und Durchschlafen.

Tipp: Bis zu drei Tassen Tee aus Ajuga reptans, so der botanische Name des Krauts, sind kein Problem. Wie bei allen stark wirksamen Heilpflanzen ist es jedoch ratsam, nach sechs Wochen eine Pause einzulegen. Verwenden Sie in dieser Zeit einen Tee mit ähnlicher Heilwirkung wie der des Kriechenden Günsels. Anschließend können Sie die Pflanze wieder als Tee genießen. Die Pause verhindert mögliche unerwünschte Langzeitwirkungen. Zudem tritt kein Gewöhn-Effekt ein und die Wirksamkeit des Kriechenden Günsels bleibt erhalten.

Tee in Tassen vor Kanne auf Tisch
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Bei Rhema und Gelenkschmerzen: Kriechender Günsel lindert Beschwerden

Rheumatische Entzündungen, Gicht oder Gelenkbeschwerden sind für Betroffene schmerzhaft und belastend im Alltag. Aufgrund seiner entzündungshemmenden Eigenschaften kann Kriechender Günsel bei der begleitenden Behandlung dieser Leiden helfen.

Bereiten Sie hierfür einen Tee oder eine Tinktur aus den getrockneten blühenden Pflanzenteilen zu. Zur äußerlichen Anwendung tränken oder bestreichen Sie Umschläge oder Kompressen mit dem Aufguss und wickeln Sie diese um die betroffenen Gelenke. Doch das Heilkraut wirkt nicht nur bei rheumatischen Beschwerden wohltuend und schmerzlindernd.

Bewährte Heilwirkung: Kriechender Günsel bei Rachenentzündungen und Wunden

Bei Beschwerden im Mund- und Rachenbereich, wie beispielsweise offenen Stellen, aber auch bei Angina unterstützt der Kriechende Günsel mit seiner Heilwirkung. Verwenden Sie das Kraut und speziell seine getrockneten blühenden Bestandteile bis zu drei Mal täglich für die Zubereitung von Tee oder einer Gurgellösung.

Bekannt ist der Kriechende Günsel auch für seine schmerz- und entzündungshemmende Wirkung bei:

  • schlecht heilenden Wunden
  • Hautentzündungen
  • Geschwüren
  • Ekzemen
  • Narben

Lindernd helfen Umschläge und Auflagen mit Kompressen sowie Waschungen und Bäder aus dem Kaltansatz (Mazerat) des Heilkrauts. Möglich machen das die in der Pflanze enthaltenen Gerbstoffe, die adstringierend sind – also die Haut zusammenziehen können – und damit wundheilend wirken.

Einsatz als Heilpflanze: Welche Nebenwirkungen sind beim Kriechenden Günsel zu erwarten?

Bisher lassen sich in der Literatur keine Nebenwirkungen bei der Verwendung von Kriechendem Günsel als Heilpflanze finden. Auch Kontraindikationen, also Gegenanzeigen, bei denen die Pflanze nicht verwendet werden sollte, sind bislang nicht bekannt.

Wie bei vielen Heilkräutern ist auch die Wirkung des Kriechenden Günsels in Verbindung mit möglichen Gegenanzeigen bisher kaum wissenschaftlich untersucht. Auch gibt es aktuell keine Behörden oder Kommissionen, die zu Nebenwirkungen oder Dosierungen beraten. Wenn Sie sich bei der sachgerechten Anwendung von Ajuga reptans daher unsicher sind, fragen Sie hierzu vor der Einnahme Ihren Hausarzt.

Kriechender Günsel: Heilwirkung von innen und außen

Als Heilpflanze kommt der Kriechende Günsel gerne als Tee zum Einsatz. Auch ein Aufguss oder eine Tinktur lässt sich leicht zubereiten. Diese können Sie in Form von Gurgelwasser gegen Mund- und Rachenbeschwerden nutzen. Tropfenweise eingenommen, lindern sie beispielsweise Sodbrennen. Bei Gelenkentzündungen, Geschwüren oder schlecht heilenden Wunden helfen getränkte Umschläge auf direkt betroffenen Körperstellen. Doch welche Rezepte haben sich für die Heilwirkung des Kriechenden Günsels besonders bewährt?

Rezept 1: Tee aus Kriechendem Günsel

Für einen Teeaufguss des Ajuga reptans nutzen Sie die getrockneten blühenden Pflanzenteile. Übergießen Sie 1 bis 2 Teelöffel davon mit kochendem Wasser und lassen den Sud circa 10 Minuten ziehen. Seihen Sie die Mischung anschließend ab und trinken Sie den Tee in kleinen Schlucken.

Tipp: Kriechenden Günsel können Sie auch für Speisen verwenden. Ob in Aufstrich, Suppe, Kartoffelgericht oder Salat: Die Bitterstoffe der Blüten und Blätter fördern besonders bei fettigen Gerichten eine bessere Verdauung.

Rezept 2: Kriechender Günsel als Tinktur

Um eine Tinktur aus Kriechendem Günsel herzustellen und diese für Wickel und Kompressen zu nutzen oder tropfenweise einzunehmen, befüllen sie ein Glas zu drei Vierteln mit den Blättern der Heilpflanze.

Anschließend übergießen Sie diese mir 40 % Alkohol. Hierfür eignet sich beispielsweise Korn. Lassen Sie die Mischung mindestens drei Wochen ruhen. Anschließend filtern Sie die Blätter des Kriechenden Günsels ab und lagern die Tinktur gut verschlossen in dunklen Flaschen.

In der Naturheilkunde wird der Kriechende Günsel in vielerlei Bereichen eingesetzt. Da das Gewächs heimisch ist, bietet es sich an, die Heilpflanze selbst zu sammeln. Hierbei sollten Sie umsichtig vorgehen, denn es besteht Verwechslungsgefahr – die allerdings keine Lebensgefahr bedeutet.

Achtung Verwechslungsgefahr: Günsel ist nicht gleich Gundermann

Ihre kleinen Blüten sehen einander zum Verwechseln ähnlich und auch die Wuchshöhe ist gleich: Der Kriechende Günsel lässt sich leicht mit dem Gundermann (Glechoma hederacea) verwechseln. Auch Gewächse wie die Kleine Braunelle oder die Rote Taubnessel haben Übereinstimmungen mit dem Günsel. Unkundige sollten daher besser zweimal hinschauen!

Die Blütezeit von Kriechendem Günsel und Gundermann überschneiden sich: Der Kriechende Günsel treibt zumeist von April bis Mai kräftig aus, der Gundermann von März bis Juni. Unterscheiden lassen sie sich aber an der Form ihrer Blätter. Und: Der Blütenstand des Kriechenden Günsels ist deutlich größer.

Wie der Kriechenden Günsel ist auch der Gundermann eine Heilpflanze. Das Kraut wirkt beispielsweise bei Abszessen oder Augenkrankheiten. Zudem ist die Pflanze als Küchengewürz beliebt. Eine versehentliche Verwechslung ist für uns Menschen deshalb nicht mit schlimmen Nebenwirkungen verbunden.

Achtung: Bei Tieren ist dies jedoch anders. Der Gundermann ist für Pferde, Hamster, Meerschweinchen und Vögel giftig!

Im Frühling überall zu finden: Als Bodendecker in Natur und Garten

Ein frischer Boden, lehmhaltig und nährstoffreich: Kriechender Günsel wächst unter diesen Bedingungen besonders gut und blütenreich. Die Erde sollte zudem neutral bis leicht sauer und humos sein. Die Pflanze findet man daher besonders oft unter Hecken und auf Wiesen. Auch in Laubwäldern sowie in Parkanlagen können Sie den Bodendecker bewundern. Sie möchten die Pflanze in ihrem Garten anbauen? Mit den folgenden Tipps gelingt Ihnen die Kultivierung der Pflanze garantiert.

Was Sie für den Anbau im eigenen Garten beachten sollten:

  • halbschattiger Standort: gut eignet sich hierfür ein Platz vor Mauern oder Gehölzen, als Farbtupfer können Sie das Heilkraut auch an Teichufern pflanzen, dann verträgt es sogar volle Sonne
  • Pflanzabstand: setzen Sie die Pflanze im Abstand von 30 bis 35 Zentimetern. Achtung: der Kriechende Günsel ist ein Bodendecker und breitet sich schnell aus – zehn Pflanzen pro Quadratmeter sind daher ausreichend
  • Pflege: das Kraut ist anspruchslos, es empfiehlt sich jedoch für ein gutes Wachstum, einmal im Jahr eine leichte Schicht halbreifen Kompost aufzutragen
  • Vermehren Sie die Pflanze durch Ausläufer: da der Kriechende Günsel sehr lange Ausläufer bildet, die bei Bodenkontakt wurzeln, pflanzen Sie diese nach dem Abtrennen einfach an gewünschter Stelle neu ein

Von März bis Oktober kann der Kriechende Günsel in Deutschland beobachtet werden. Seine kleinen blauen, manchmal auch rosa oder weißen Blüten sind von April bis Juni zu sehen. Die Hochzeit der Blüte – und damit auch die Erntezeit des Kriechenden Günsels – ist im April und Mai. Schon seit langer Zeit schätzen Kräuterkundige die Heilwirkung des Kriechenden Günsels. Ein Blick in die Geschichte der Heilpflanze verrät ein paar spannende Details.

Donnergott und Wetterpflanze: Kriechender Günsel in der Geschichte

Der Kriechende Günsel wird seit Jahrhunderten für seine Heilkraft geschätzt: Schon Hildegard von Bingen wusste im Frühmittelalter um seine entzündungshemmende und schmerzstillende Wirkung. Bis hinein ins 16. Jahrhundert war die Pflanze ausführlich beschrieben und weitreichend bekannt. Kräuterkenner setzten sie gegen Kater ein und nutzen sie sogar als Wetter- und Orakelpflanze.

Eindeutig zuordnen lässt sich der Kriechende Günsel ab dem 14. Jahrhundert. Seitdem ist ein Kraut mit dem Namen „Gunsel“, „Cunsele“ oder „Consolida“ in alten Kräuterbüchern beschrieben. Letztere bedeutet so viel wie „zusammenfügen“, was auf die wundheilende Wirkung der Pflanze hinweist.

Aufgrund seiner blauen Blüten zählt das Heilkraut zu den Gewitterpflanzen: Unsere Ahnen waren daher überzeugt, die Ernte des Kriechenden Günsels verursache ein Gewitter. Sie nahmen an, dass im Haus der Blitz einschlage, wenn sie die Pflanze in ihre eigenen vier Wänden nähmen. Um die Heilwirkung des Kriechenden Günsels dennoch zu nutzen, halfen den Menschen Ernterituale: Als Gewitterpflanze war der Kriechende Günsel vermutlich dem Donnergott Thor zugedacht. Um ihn zu achten – und sich vor seinem Zorn zu schützen – erntete unsere Vorfahren die Pflanze zu Heilzwecken deshalb an einem Donnerstag.

Fazit: Hingucker mit Heilwirkung – Kriechender Günsel ist vielseitig einsetzbar

Auf Wiesen und in Wäldern bereichert der Kriechende Günsel die Natur mit seiner hübschen Blütenpracht und ist eine gern genutzte Pollenquelle für Bienen. Im eigenen Garten angebaut und geerntet, ist das Kraut als Heilpflanze vielseitig nutzbar.

Ob bei Schlafstörungen, rheumatischen Schmerzen, Rachen- oder Hautentzündungen sowie Geschwüren: die Pflanze wirkt entzündungshemmend, beruhigend und schmerzstillend. Aus ihren Blättern und Blüten lassen sich im Handumdrehen wohltuende Tees und Tinkturen herstellen. Es lohnt also, dem Bodengewächs beim nächsten Spaziergang besondere Aufmerksamkeit zu schenken.