Hysterektomie: Alles rund um die Gebärmutter-Entfernung

- Wo ein Tumor entsteht
- Hysterektomie kann Uterus- und Zervial-Krebs heilen
- Hysterektomie: Was genau entfernt wird
- Die unterschiedlichen Verfahren der Hysterektomie
- Risiken der Hysterektomie
- Wie Sie sich vor einem unnötigen Eingriff schützen
- Testosteron: Nicht nur für Männer wichtig
- Trennen Sie bei einer Gebärmutter-Entfernung Vorurteile von Tatsachen
Erkrankten Sie als Frau an einem Krebs der Gebärmutter (Uterus) oder des Gebärmutterhalses (Zervix), bedeutet eine Hysterektomie für Sie unter Umständen das Überleben.
Diese Methode beinhaltet eine operative Entfernung des Uterus oder des Zervix.
Sie stellt die wirksamste Behandlung für viele frauenspezifische Krebs-Arten dar. Aber ist eine Hysterektomie notwendig, wenn Sie keinen Krebs haben? Die Antwort kann kompliziert sein.
Wo ein Tumor entsteht
Der Uterus ist ein muskulöses Organ in der Becken-Region und öffnet sich zur Scheide.
Während der Schwangerschaft trägt und ernährt die Gebärmutter den Fötus. Bei der Geburt helfen ihre starken Kontraktionen dabei, das Baby zur Welt zu bringen.
Solange eine Frau nicht schwanger ist, stößt der Uterus 1x monatlich seine Schleimhaut (Endometrium) ab und es kommt zu einer Menstruation.
Verschiedene Störungen können sich in der Becken-Region bemerkbar machen. Dazu gehören:
- bösartige (Krebs)
- oder gutartige Geschwülste
- sowie Probleme, die starke unregelmäßige Blutungen, Schmerzen oder andere Symptome verursachen.
Hysterektomie kann Uterus- und Zervial-Krebs heilen
Die Hysterektomie gilt als eine der wirksamsten Maßnahmen zur Behandlung von Krebs der Gebärmutter und des Gebärmutterhalses.
Jedes Jahr stellen Mediziner in Deutschland bei etwa 11.000 Frauen die Diagnose Uterus-Krebs (Endometrium-Karzinom). Es stellt die dritthäufigste Krebs-Erkrankung der Frau dar.
Im gleichen Zeitraum stellt man hierzulande bei 5.800 Frauen einen Zervikal-Krebs fest. Diesen entdecken die Ärzte am häufigsten mit dem sogenannten Pap-Test (nach Herrn Papanicolaou).
Hinweise auf Uterus-Krebs ergeben sich besonders zwischen den Perioden durch unregelmäßige Blutungen bei Frauen vor den Wechseljahren sowie bei Blutungen in der Menopause.
Bei frühzeitigem Entdecken kann man beide Krebs-Formen durch eine Hysterektomie heilen:
- Etwa 95% der Frauen mit Uterus-Krebs im Frühstadium weisen 5 Jahre nach der Hysterektomie keine Zeichen von Krebs auf.
- Unter den Frauen mit Zervikal-Krebs ist der Anteil etwas geringer, aber immer noch hoch; er liegt bei 85 – 90%.
Hysterektomie: Was genau entfernt wird
Je nach Ihrem Zustand können bei einer Hysterektomie außer dem Uterus und der Zervix folgende Gewebe entfernt werden:
- Eileiter,
- Eierstöcke
- und die dazu gehörenden Lymphknoten.
Die Operation beendet Ihre Fähigkeit schwanger zu werden.
Die unterschiedlichen Verfahren der Hysterektomie
- Totale Hysterektomie: hierbei werden nur Uterus und Zervix entfernt.
- Totale Hysterektomie mit beidseitiger Salpingo-Oophorektomie: Es werden zusätzlich die beiden Eileiter und die Eierstöcke entfernt.
- Radikale Hysterektomie: Dieses Verfahren wird meistens bei einem Zervikal-Krebs angewendet. Außer dem Gebärmutterhals sowie dem umgebenden Gewebe und einigen Lymphknoten wird auch der obere Teil der Scheide entfernt.
- Suprazervikale Hysterektomie: Eine andere Methode, die manchmal angewendet wird, wenn es vorteilhaft ist, die Zervix an Ort und Stelle zu belassen. Jedoch wird dadurch das Krebs-Risiko für dieses Gewebe nicht vermindert.
Eine Hysterektomie kann in verschiedenen Varianten erfolgen:
- über einen großen Einschnitt auf der Bauchseite (abdominale Hysterektomie)
- oder über die Scheide (vaginale Hysterektomie).
Beide Verfahrens-Methoden finden unter Vollnarkose in 1 – 2 Std. statt.
Eine abdominale Hysterektomie erfordert gewöhnlich eine Genesungszeit von etwa 6 Wochen. Die vaginale Hysterektomie kann die Dauer des Krankenhaus-Aufenthaltes und der anschließenden Genesung verkürzen.
Die minimal-invasive Alternative: Laparaskopie
Ein neuerer Ansatz ist die sogenannte Laparoskopisch Assistierte Vaginale Hysterektomie (LAVH).
Die Operation kann alternativ auch über einen Laparoskopie-Zugang durchgeführt werden, bei dem ein paar kleine Einschnitte an der Bauchseite zum Einführen des Laparoskops nötig sind.
Mit dem Laparoskop kann der Operateur Ihren Bauchraum besser von innen betrachten.
Die Genesung von einer vaginalen Hysterektomie mittels der minimal-invasiven OP mit Hilfe des Laparoskopes kann schneller und einfacher sein als bei einer abdominalen Hysterektomie.
Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber, wann Sie wieder Ihre Alltags-Aktivitäten aufnehmen können.
Risiken der Hysterektomie
Frauen ohne Gebärmutter haben ein höheres Risiko, einen Herzinfarkt oder andere lebensbedrohliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erleiden.
Das ergaben Auswertungen der großen amerikanischen Studie zur Gesundheit von Frauen (Women’s Health Initiative, WHI), die auch die Hormon-Therapie in den Wechseljahren zu Fall gebracht hatte.
Interessanterweise waren von der Gebärmutter-Entfernung hauptsächlich Frauen betroffen, die bereits vorher ein hohes Herz-Kreislauf-Risiko hatten.
Bei ihnen traten häufiger auf:
- Bluthochdruck,
- Diabetes,
- hohes Cholesterin,
- Übergewicht
- und Bewegungs-Armut.
Die Wissenschaftler stellen sich nun die Frage, warum Ärzte ganz offensichtlich diesen zudem oft überflüssigen Eingriff bei Herz-Kreislauf-Risiko-Patientinnen häufiger vornehmen.
Eine andere amerikanische Studie kam zu dem Ergebnis, dass die operative Entfernung beider Eierstöcke das Risiko einer Parkinson-Erkrankung verdoppelt.
Je jünger die Frau bei diesem Eingriff ist, desto größer sei die Gefahr, dass sie im Alter von der Schüttel-Lähmung heimgesucht wird.
Wie Sie sich vor einem unnötigen Eingriff schützen
Nach wie vor ist mindestens jede 2. Gebärmutter-Entfernung überflüssig. Gynäkologen machen diesen Eingriff viel zu schnell und viel zu oft, weil sie das Organ – außer zum Kinderkriegen – für nutzlos halten.
Dabei hat die Gebärmutter eine ganze Reihe wichtiger Aufgaben für Ihre Gesundheit.
Schützen Sie sich also gegen übereifrige Operateure!
„Seien Sie doch froh, wenn Sie das Ding endlich los sind!“ – Mit einer solch arroganten Bemerkung hat schon mancher Frauenarzt versucht, eine Hysterektomie vor seiner Patientin zu rechtfertigen.
Bei zögerlichen Frauen gibt es dann schon einmal den meist völlig aus der Luft gegriffenen Nachsatz: „Warten Sie nicht zu lange! Das könnte bösartig werden.“
Derart bedroht, opfert jede 2. Betroffene eine gesunde Gebärmutter auf dem OP-Tisch. Das betrifft v. a. Frauen, die bereits Kinder haben und über 40 sind.
Mit den weiblichen Geschlechts-Organen gehen die Ärzte noch immer recht großzügig um, weil sie ihnen nichts bedeuten, sie an der Operation verdienen oder den Eingriff für ihrem Operations-Katalog brauchen.
Der größte Teil der Eingriffe ist überflüssig.
Manche Kritiker schätzen sogar: In nur 10% aller Fälle ist die Gebärmutter-OP wegen einer Krebs-Erkrankung gerechtfertigt und lebensrettend. Alle anderen – die „restlichen“ 90% – sind medizinisch unnötig oder fragwürdig.
Die häufigsten Indikationen für Gebärmutter-Entfernungen
- Am häufigsten wird die OP bei Myomen und Endometriose empfohlen bzw. vorgenommen. Das ist jedoch nur in wenigen Fällen wirklich empfehlenswert. Myome können auch anders behandelt werden.
- Wiederkehrende, starke Blutungen können ebenfalls meist anders behandelt werden. Erst wenn sie durch nichts zu stillen sind, sollte eine OP in Betracht gezogen werden.
- Bei einer starken Gebärmutter-Senkung bzw. einem Gebärmutter-Vorfall gibt es manchmal keine andere Alternative.
- Lebensrettend ist dieser Eingriff bei der Diagnose Krebs – die Heilungs-Chancen sind hier besonders hoch.
Doch das sind nach der Erfahrung von Dr. Barbara Ehret-Wagener, Gynäkologin und Rehabilitations-Spezialistin in Bad Salzuflen, eher seltene Fälle.
Hysterektomie ist keine Lappalie
Entlarvend für ihre Kollegen: Frauen von Gynäkologen und Rechtsanwälten verlieren wesentlich seltener ihre Gebärmutter. Ärztinnen schneiden nur halb so oft ihren Geschlechts-Genossinnen die Gebärmutter heraus.
„Noch immer werden Frauen nicht über Eingriffe unterrichtet, bei denen sie ihre Gebärmutter behalten können – etwa die operative Entfernung einzelner Myome“, kreidet die Gynäkologin aus Bad Salzuflen ihren Kollegen an.
Sie tun so, als sei die Entfernung der Gebärmutter eine Lappalie, nach der sich eine Frau sofort wieder fit fühlt, „und als brauche eine Frau ihre Gebärmutter nicht für ihr generelles Wohlbefinden“.
Häufig hat sie in ihrer Praxis erlebt, dass Frauen nach dem Eingriff völlig verstört sind und gar nicht wissen, warum ihnen das Organ entfernt wurde.
Die meisten Frauen, so die Gynäkologin, leiden noch lange unter Nachbeschwerden und Nebenwirkungen. Sie fühlen sich zudem beschädigt und als Frau unvollständig. Denn kaum eine Frau nimmt leicht Abschied von ihrer Gebärmutter.
Testosteron: Nicht nur für Männer wichtig
Auch wenn es überraschend klingen mag, benötigen Frauen Testosteron.
Nach der Pubertät beginnt der weibliche Körper mit einer gleichmäßigen Testosteron-Produktion. Diese findet in den Eierstöcken, den Nebennieren und der Hypophyse statt.
Bei einigen Frauen sinken die Testosteron-Spiegel deutlich ab; besonders wenn ihre Eierstöcke im Zuge einer Hysterektomie operativ entfernt werden mussten oder eine Unterfunktion der Hypophyse bzw. der Nebenniere vorliegt.
(In diesen Fällen treten ggf. Symptome wie Erschöpfung, nachlassende Libido oder Knochenschwund auf.)
Einige Frauen mit niedrigem Testosteron-Spiegel profitieren von einem Ersatz dieses Hormons.
Überdosierungen rufen jedoch unter Umständen Nebenwirkungen hervor. Dazu gehören:
- Akne,
- dauerhafte Änderung der Stimmlage,
- höhere Cholesterin-Werte,
- stärkere Körper-Behaarung,
- Haarausfall auf dem Kopf
- und Klitoris-Vergrößerung.
Trennen Sie bei einer Gebärmutter-Entfernung Vorurteile von Tatsachen
Geschichten über die operative Entfernung der Gebärmutter gibt man von Generation zu Generation weiter. Sie führen unter Umständen zu Fehlinformationen, wie die folgende Aufstellung zeigt:
Depressionen
Mythos: Eine Gebärmutter-Entfernung führt zu depressiven Zuständen.
Tatsache: Wissenschaftliche Untersuchungen beweisen, dass Frauen nach einer Gebärmutter-Entfernung keine höhere Depressions-Rate als zuvor aufweisen.
Sexualität
Mythos: Geschlechtsverkehr macht nach der Gebärmutter-Entfernung keinen Spaß mehr.
Tatsache: Die meisten Frauen berichten, dass das sexuelle Verlangen und die Fähigkeit zum Orgasmus nach einer Hysterektomie unverändert bleiben. Wenn Ihr Sexual-Leben vor der Gebärmutter-Entfernung gut war, bleibt es wahrscheinlich danach weiter so oder verbessert sich. Eine mögliche Ausnahme sind Patientinnen, denen man im Verlauf der Hysterektomie die Eierstöcke mit entfernte. Wenn man die Funktion der Eierstöcke ausschaltet (durch eine OP oder die Menopause), empfinden manche Frauen ein vermindertes Verlangen nach Sex.
Menopause
Mythos: Die Gebärmutter-Entfernung bewirkt eine vorzeitige Menopause.
Tatsache: Wenn man bei einer Hysterektomie Uterus und Zervix, aber nicht die Eierstöcke entfernt, kommt es i. d. R. nicht zu einer verfrühten Menopause. Obwohl Sie keine Monats-Blutungen mehr haben, produzieren Ihre Eierstöcke immer noch Eizellen und Hormone. Dagegen führt eine Hysterektomie inklusive Eierstock-Entfernung zu einem Eintritt der Wechseljahre. Ihre Periode hört sofort auf und wahrscheinlich bemerken Sie Hitzewallungen und andere typische Symptome; es sei denn, Sie bekommen eine Behandlung mit Östrogenen oder anderen Medikamenten.
Gesichts-Behaarung
Mythos: Durch eine Gebärmutter-Entfernung kommt es zu verstärktem Gesichts-Haarwuchs.
Tatsache: Hormonelle Veränderungen in den Wechseljahren stimulieren das Wachstum von Gesichtshaaren.
Positive Auswirkungen auf die Sexualität?
Es gibt ermutigende Neuigkeiten für Frauen mit der Sorge, dass eine Gebärmutter-Entfernung das Ende eines erfreulichen Sexual-Lebens bedeute:
Nach einer Hysterektomie tritt für manche Frauen sogar das Gegenteil ein. Eine neuere Studie verdeutlicht, dass sich die sexuelle Aktivität von Frauen verbesserte, denen man wegen gynäkologischer Probleme die Gebärmutter entfernte.
Die 2-Jahres-Studie umfasste mehr als 1.100 Frauen, bei denen man eine Hysterektomie vornahm.
Der Vergleich von Interviews vor und nach der OP zeigte:
- dass der Prozentsatz sexuell aktiver Frauen in den 2 folgenden Jahren nach der OP um 9% stieg.
- Die Rate schmerzhaften Geschlechtsverkehrs fiel um 15%; die Frauen berichteten über ein vermehrtes sexuelles Verlangen und häufigere Orgasmen.
- Frauen, die vor der Gebärmutter-Entfernung über Trockenheit der Scheide klagten, berichteten über eine deutliche Besserung.
Die Ärzte der Mayo Clinic halten die Studien-Ergebnisse für solche Frauen für ermutigend, bei denen eine mögliche Hysterektomie aufgrund gynäkologischer Probleme geplant ist.
Sie führen an, dass die meisten Frauen der Studie vor der OP gynäkologische Probleme aufwiesen. Diese beeinträchtigten ihre Empfindungs-Fähigkeit beim Geschlechtsverkehr möglicherweise.
Die an der Studie beteiligten Wissenschaftler sind sich einig, dass die Ergebnisse keinesfalls so zu interpretieren seien, dass eine Gebärmutter-Entfernung aus anderen als gynäkologischen Gründen die sexuelle Funktion verbesserte.