Algen: Die Vitalstoffbomben aus dem Meer auf den Teller

Spirulina
Lukas Gojda — Shutterstock
Inhaltsverzeichnis

Die Geschichte der Algen findet ihren Ursprung im 8. Jahrhundert. Zumindest stammen die ersten schriftlichen Zeugnisse über das gezielte Züchten, Ernten und Verzehren von Algen aus dem Japan dieser Zeit. Damals wurden sie allerdings meist mit anderen Zutaten zu einer Pastete vermengt.

Heute werden Algen häufig als Beilagen (Algensalat) serviert und als „Nori-Blätter“ (Algenblätter) für die Sushi-Zubereitung verwendet. Gut ein Drittel essbarer Algen besteht aus wertvollen Ballaststoffen, ein weiteres Drittel aus Proteinen, das restliche Drittel teilen sich vor allem die wichtigen Vitamine A, B, K, Eisen und Jod.

Zudem haben viele Algenarten einen hohen Anteil an Vitamin B12, das vor allem für eine ausgewogene vegetarische Ernährung wichtig und in anderer pflanzlicher Nahrung wenig bis gar nicht vorhanden ist. Der hohe Ballaststoffanteil bei gleichzeitig wenigen Kalorien ist auch für jene, die Diät halten, interessant, denn die Ballaststoffe erzeugen ein schnelleres Sättigungsgefühl.

Algen sind wahre Vitalstoffbomben

In Deutschland werden die Rotalge Palmaria und die Braunalge Laminaria werden in der „Sylter Algenfarm“ professionell im Meerwasser gezüchtet. Bei einer Wassertemperatur von 15 Grad, einem leichten Wellengang und acht Stunden künstlichem Sonnenschein vermehren sich die Pflanzen innerhalb von vier Wochen um das doppelte. Ein Kilogramm Sylter Algen kostet sechs bis acht Euro. Algen sind wahre Vitalstoffbomben und verfügen über gesundheitlich sehr wertvolle Inhaltsstoffe wie Vitamine und Eiweiße.

Die in den Meeresalgen enthaltene Alginsäure kann mit Schwermetallen unlösliche Komplexe bilden und dadurch den Organismus wirkungsvoll entgiften. Zusätzlich wird durch den Zuckerkomplex Fucoidan das Immunsystem durch die Bildung neuer Fresszellen (Makrophagen) aktiviert. Makrophagen  gehören zu den weißen Blutkörperchen und vernichten eingedrungene Bakterien, Viren und Toxine.

Doch nicht nur Algen sind natürliche Vitalstofflieferanten. Auch Korallen können den Körper mit Mineralstoffen versorgen. So wird Coralcare, ein beliebtes Nahrungsergänzungsmittel, aus Korallen-Bänken gewonnen. Coralcare besteht dabei aus ionisiertem Kalzium.

Nahrungsergänzungsmittel: Welche Algen kann man essen?

Algen

Algen zum Verzehr, darunter Algen-Salat, sind kalorienarm und reich an Ballastoffen. Sie enthalten Proteine, Vitamine und gesund Fettsäuren.karin — Adobe Stock

Von den gesundheitlichen Vorteilen verschiedener Algensorten wie Spirulina (Blaualge), Chlorella (Grünalge) und Nori (Rotalge) können Sie profitieren, indem Sie Algen auf Ihren Speiseplan bringen. Doch welche Algen sind für den Verzehr geeignet?

Sie erhalten Algenprodukte entweder getrocknet in Bioläden oder frisch in guten Fischgeschäften. Frische Algen eignen sich besonders für einen entgiftenden Salat, getrocknete Wakame-Algen sind besonders schmackhaft in einer Miso-Suppe. In Tabletten- oder Pulverform finden Sie die grünen oder blaugrünen Mikroalgen im Handel. Spirulina, AFA-Algen und Chlorella liefern Eiweiß, essentielle Aminosäuren, Mineralstoffe und Vitamine.

Sind Algen eine gute Vitamin-B12-Quelle für Veganer?

Ebenso wie die vegetarische, wird auch die vegane Ernährung immer beliebter. Dabei muss besonders stark auf eine ausreichende Einnahme wichtiger Nährstoffe geachtet werden. Insbesondere für Veganer sollten eine gesunde Dosis Vitamin B12, das sonst nur in tierischen Lebensmitteln vorkommt, aufnehmen.

Algen wie Spirulina, AFA und Chlorella sind als vielversprechende, vegane Vitamin-B12-Quelle bekannt. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) erklärte in einer Pressemitteilung jedoch Folgendes:

Spirulina und andere Produkte mit Cyanobakterien enthalten kein für den Menschen wirksames Cobalamin. Mit herkömmlichen Lebensmitteln können Veganer ihre Vitamin-B12-Versorgung nicht sicherstellen – daher müssen sie ein Vitamin-B12-Präparat einnehmen.“ (DGE aktuell, 10. Mai 2016)

Untersuchungen ergaben, dass Algenprodukte wie Spirulina Vitamin-B12-Analoga beinhaltet, also die biologisch inaktive Form, die vom menschlichen Körper nicht verwertet werden kann. Die Bioverfügbarkeit von Vitamin B12 in der Rotalge Nori ist noch unklar. Einzig der Algensorte Chlorella schreiben Experten ein bioverfügbares Vitamin B12 zu.

Auf Vetox.de finden Sie leckere vegetarische und vegane Gerichte. Wie wäre es mit einem Rezept für einen gesunden Wakame-Algensalat mit Spinat, Champignons und Zwiebeln?

Die bekannteste Algensorte: Spirulina als Nahrungsergänzungsmittel

Spirulina ist die bekannteste Algensorte in der Lebensmittelindustrie. Sie gehört zur Gattung der Cyanobakterien (früher: Blaualgen) und verdankt ihren lateinischen Namen ihrer spiralförmigen Form. In der Kategorie der Mikroalgen ist sie als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich. Zunächst war Spirulina als Nahrungsergänzungsmittel bei Veganern beliebt, später fand sie in der breiten Masse Beliebtheit.

Spirulina enthält wichtige Nährstoffe, die in ähnlicher Zusammensetzung auch in Fisch vorkommt. Spirulina hat einen relativ hohen Eiweiß- und Jodgehalt. Daneben ist sie reich an den Vitaminen A, B und E. Diese Zusammensetzung wird durch Mineralstoffe wie Eisen, Kalzium und Magnesium ergänzt. Spirulina wird außerdem ein Anti-Aging-Effekt zugesprochen und sie soll die Symptome von Arthritis lindern.

Spirulina im Superfood-Check

Die proteinreiche Spirulina Alge enthält Substanzen, die in der Forschung auf immunanregende und allergielindernde Eigenschaften untersucht werden. Vor allem die ältere Generation profitiert von der positiven Wirkung auf das Immunsystem, das altersbedingt meist zu viele entzündungsfördernde und zu wenige entzündungshemmende Botenstoffe produziert. In einer Studie zeigte sich, wie Spirulina den Anstieg weißer Blutkörperchen und von Hämoglobin positiv beeinflusste. Der Entzündungshemmer Interleukin-2 stieg an, der Entzündungsförderer Interleukin-6 sank.

Zusammensetzung 60 Prozent Eiweiß, ss-Carotin, Vitamin B12, Eisen, Spurenelemente, natürlicher Pflanzenzucker (Glykonährstoffe), Gammalinolensäure (essentielle Fettsäure), Aminosäuren, Chlorophyll, Phycocyanin (blauer Farbstoff), Antioxidantien (Vitamin C/E, ss-Carotin, Zink, Eisen, Chrom, Mangan, Selen)
Positive Wirkung … … auf das Immunsystems

… bei Antriebslosigkeit und Müdigkeit

… auf die Zellkommunikation

… auf die Aktivierung von T- und B-Zellen

… auf die Darmflora

Einsatzbereiche
  • als Entzündungshemmer
  • als Schutz vor Viren
  • bei Infektionen
  • bei zu hohem Blutdruck
  • zur Aktivierung der Selbstheilungskräfte
  • zur Eindämmung von Allergien
  • zur Optimierung der Gehirnleistung
  • zur Regulierung des Cholesterinspiegels
  • zur Verbesserung der Blutwerte
  • zur Verlangsamung des Alterungsprozesses
Darreichung Spirulina gibt es in ganz unterschiedlicher Form. Wer besonders schnell die Wirkung von Spirulina verspüren möchte, der sollte auf die Pulver-Variante setzen, da gelöstes Pulver schnell in die Blutbahn kommt. Alternativ wird Spirulina auch in Kapselform oder als Pressling angeboten. Die leichtere Dosierbarkeit spricht für die letztgenannten Varianten.
Dosierung Wird Spirulina präventiv verzehrt, werden drei bis vier Gramm empfohlen. Bei Kapseln oder Presslingen ist auf die Packungsbeilage zu achten, da daraus die Zusammensetzung ersichtlich wird. Soll Spirulina bei bestehenden Erkrankungen genommen werden, wird eine höhere Dosis von bis zu zehn Gramm empfohlen.
Nebenwirkungen Bekannt ist, dass es durch den Konsum von Spirulina zur vermehrten Gasbildung kommen kann. Der Grund dafür ist die Zersetzung von Bakterien im Darm. Diese Reaktion hält aber nur wenige Tage an.

Es muss klar und deutlich gemacht werden, dass Spirulina nicht als Heilmittel deklariert oder ausgewiesen wird. Ähnlich wie bei Kurkuma, Chia-Samen oder den Açai-Beere gilt auch bei Algenprodukten: Sie haben jede Menge Positives, sind aber kein Wundermittel.

Alle Vor- und Nachteile von Spirulina im Überblick:

Die positiven Seiten von Spirulina Die negativen Seiten von Spirulina
Spirulina hat einen großen Eiweißanteil von 60 Prozent … … liefert aber dennoch nur einen Bruchteil an Proteinen, die der menschliche Körper braucht.
Spirulina hat einen großen Vitamin-B12-Anteil … allerdings ist die Aufbereitung des Vitamins gerade bei Spirulina nicht gerade „menschentauglich“.
Spirulina hat einen hohen Eisengehalt … doch auch an dieser Stelle tut sich der menschliche Körper schwer, diesen Eisenvorrat zu verarbeiten.
Spirulina hat keinen überhöhten Jodgehalt … was üblicherweise bei Meeresalgen der Fall ist.

Spirulina kann man als Pulver mit Wasser vermischen, ins Müsli mischen oder Suppen verfeinern.© Nouchkac (CC0 Public Domain) | Pixabay

Sind Algen als Nahrungsergänzungsmittel wirklich gesund?

Die Meinungen über positive Auswirkungen von Algen als Nahrungsergänzungsmittel sind gespalten. Während Befürworter von Algen als Nahrungsergänzung auf deren Einnahme schwören, bestreiten Gegner einen außergewöhnlichen Nutzen des Verzehrs oder der Einnahme als Nahrungsergänzungsmittel. Sie sprechen von einem nur geringen Gehalt an nahrungsergänzenden Stoffen.

Befürworter hingegen berufen sich auf japanische, afrikanische und taiwanesische Studien, welche die Wirksamkeit von Algen bei verschiedensten gesundheitlichen Störungen darlegen. Es handelt sich zum Beispiel um positive Effekte bei der Senkung eines hohen Cholesterinspiegels. Daneben soll insbesondere Spirulina bei der Reduzierung einer hohen Viruslast bei HIV– und Hepatitis-C-Infizierten helfen. Darüber hinaus soll sich Spirulina positiv auf Fresszellen und natürliche Killerzellen auswirken und der Immunseneszenz entgegenwirken.

Algen sollen auch bei einer Erkrankung mit Enteroviren den Heilungsprozess beschleunigen. Krebstherapien werden offenbar bei gleichzeitiger Einnahme von Spirulina erträglicher. Auch zur Verhinderung der Neubildung von Nierensteinen und bei Arteriosklerose soll Spirulina helfen. Schwangeren und stillenden Frauen und ihren Babys kommt Spirulina demnach ebenfalls zugute. In der westlichen Welt gibt es momentan noch zu wenige manifestierte Studien im Bereich der Algen-Forschung. Sicherlich werden die nächsten Jahre und Jahrzehnte Aufschluss darüber geben können, bei welchen gesundheitlichen Störungen Algen Wirkung zeigen.

Welche Risiken haben Algen als Nahrungsergänzung?

Alle Algen bestehen aus einem extrem eiweißreichen Grundgerüst. In dieses Eiweißgerüst sind die Vitamine A, C, E, B 6 und B 12, zahlreiche Mineralstoffe und Spurenelemente eingelagert. Algen gelten als gute natürliche Quelle, die körpereigenen Speicher an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelemente aufzufüllen. Das ist vor allem für ältere Menschen und chronisch Kranke wichtig, weil sie sehr häufig wegen ihrer eingeschränkten Nahrungsaufnahme unter Mangelsymptomen wie Sehverschlechterungen, erhöhte Infektionsanfälligkeit, Wundheilungsstörungen, Depressionsneigungen und Konzentrationsstörungen leiden.

Dennoch bringen die unterschiedlichen Algenpräparate einige bedenkliche Probleme mit sich:

  • zu viele Schwermetalle: Die gute Resorbierbarkeit der Algenbestandteile wird hier zu einem Problem, denn Meeresalgen speichern große Mengen an Schadstoffen und Schwermetallen wie Quecksilber, Blei und Kadmium. Das macht man sich im Übrigen in der biologischen Abwasserreinigung von Schwermetallen und Halogenen erfolgreich zunutze.
  • zu viel Jod: Meeresalgen weisen einen hohen Jodgehalt auf. Zwar braucht unsere Schilddrüse Jod, um gesund zu bleiben, doch ein zu hoher Gehalt an Jod kann sie ebenso schwer schädigen. Als Grenzwert nennt das Bundesamt für Verbraucherschutz einen Jodgehalt von 20 Milligramm pro Kilogramm Trockenmasse des Algengrundstoffes. Teilweise wurden jedoch extreme Konzentrationen von bis zu 6.500 mg/kg in Algenerzeugnissen aus Thailand, den Philippinen, Japan und China gefunden. Verwenden Sie nur Algenprodukte mit Angabe der Jodkonzentration und nehmen Sie nicht mehr als 0,2 Milligramm Jod pro Tag zu sich. Vergessen Sie nicht, das jodierte Speisesalz mit hinzuzurechnen.
  • Verunreinigungen mit pflanzlichen Giftstoffen: Algen teilen sich den Lebensraum mit anderen Organismen und Pflanzen, die für den Menschen giftig sein können. So kommt es beispielsweise am Oberen Klamath-See im amerikanischen Bundesstaat Oregon, wo die Afa-Alge wächst, in manchen Jahren zu einem starken Wachstum einer anderen Alge: der Microcystis aeruginosa. Diese bildet den Giftstoff Mikrozystin. Er kann beim Menschen zu Leberschäden führen und gilt als möglicherweise krebserregend. Für die AFA-Algen wurde ein Grenzwert von 1 ppm (Parts per million) Mikrozystin festgelegt. Kaufen Sie nur Produkte, deren Hersteller sich in der Packungsaufschrift eindeutig für die Einhaltung der US-Grenzwerte für Mikrozystin verbürgen. Fordern Sie im Zweifelsfall eine schriftliche Bestätigung der Hersteller an.

Kaufen Sie nur Algenprodukte aus kontrollierter Herstellung und mit genauer Deklaration der Inhaltsstoffe. Verwenden Sie ausschließlich Algenprodukte mit Angabe der Jodkonzentration und nehmen Sie nicht mehr als 0,2 Milligramm Jod pro Tag zu sich. Kaufen Sie nur Afa-Algen, deren Hersteller sich in der Packungsaufschrift eindeutig für die Einhaltung der US-Grenzwerte für Mikrozystin verbürgt. Die für Sushi verwendeten Nori-Blätter sind in Maßen genossen unbedenklich.

Was ist der Unterschied zwischen Meeresalgen und Süßwasseralgen?

Meeresalgen sind großblättrige Makroalgen, die sehr viel Jod enthalten können. Sie werden unter anderem unter den folgenden Produktnamen verkauft:

  • Arame
  • Dulse
  • Hijiki
  • Kombu oder Kelp
  • Norio
  • Wakame

Süßwasseralgen sind oft winzig kleine Algen, die in Seen wachsen. Als Nahrung lassen sie sich nicht zubereiten. Wegen ihrer hohen Nährstoffdichte werden sie jedoch seit einiger Zeit als Nahrungsergänzungsmittel angeboten. Bei wärmeren Temperaturen sind sie auch im Meer zu finden, dort gelten sie als „Algenpest“. Sie zeigen eine Belastung mit Nährstoffen (Gülle, Dünger) an, der die Algen explosionsartig wachsen lässt. Wenn sie verrotten, führen sie zu einer Unterversorgung des Wassers mit Sauerstoff. Die wichtigsten Sorten im Handel sind:

  • Spirulina
  • Chlorella
  • Klamath- oder AFA-Alge

Meeresspaghetti – Kochen mit Algen

Algen

Jährlich wachsen in unseren Weltmeeren Milliarden Tonnen winzig kleiner Algen.kgrif — Adobe Stock

Nicht immer hält ein Gericht, was sein Name verspricht. Beim Wort „Spaghetti” zum Beispiel denken Sie sicherlich erst einmal an Nudeln. Aber sind die Meeresspaghetti auch Nudeln oder was verbirgt sich sonst genau dahinter? Diese „Spaghetti” haben mit echten Spaghetti nur die Form gemeinsam: Sie sind lang und dünn. Allerdings handelt es sich nicht um Nudeln, sondern um Braunalgen.

Die fadenförmigen Gewächse werden zum Beispiel an der Küste von Spanien geerntet und dann entweder getrocknet oder in Salzlake eingelegt. Kaufen können Sie die „Spaghetti” in Asiageschäften oder Feinkostläden. Legen Sie die getrockneten Algen für drei Stunden in Wasser ein und erneuern Sie das Wasser mehrfach in dieser Zeit. So verringern Sie den sehr hohen Salz- und Jodgehalt. Auch wenn die Algen „Meeresspaghetti” heißen, sind sie doch eher Beilage zu Nudeln denn Hauptgericht.

Ist der Algenstoff Astaxanthin ein Wundermittel?

Die Natur hat ihre ganz eigenen Strategien entwickelt, wie sie Umweltgefahren aus dem Weg räumen kann. Das zeigt sich einmal mehr am Beispiel der winzigen Meeresalge Haematococcus pluvialis, die lediglich einen Durchmesser von 0,1 mm aufweist. Diese Alge ist normalerweise grün, bei starker Sonneneinstrahlung färbt sie sich rot. Der Grund: Sie bildet den Farbstoff Astaxanthin, der sie vor UV-bedingten Zellschäden schützt.

Auch Sie können von dieser Wirkung profitieren. Denn Astaxanthin aus der Alge gibt es mittlerweile in Kapselform. Doch Vorsicht: Um Ihre Haut optimal zu schützen, sollten Sie sich dennoch vor allem beim Sonnenbaden mit Sonnenmilch eincremen. Astaxanthin liefert Ihnen lediglich einen Basisschutz für den Alltag. Der Lichtschutzfaktor wird auf 3 bis 4 geschätzt.

Stärkstes Antioxidans: Profitieren Sie vom „König der Carotinoide“

Astaxanthin gehört zur Familien der Carotinoide, genauso wie auch Beta-Carotin (der Vorstufe von Vitamin A), Lycopin (der rote Tomatenfarbstoff) oder Lutein. Astaxanthin wird „König der Carotinoide“ genannt, denn verglichen mit anderen Carotinoiden kann der Farbstoff mit einer ausgesprochen hohen antioxidativen Kapazität punkten. Gemessen wird dies im Labor als ORAC-Wert (Oxygen Radical Absorbance Capacity). Dieser Wert sagt aus, wie sehr eine Substanz (Antioxidans) zellschädigende Sauerstoffradikale abfangen kann.

Astaxanthin gilt dabei sogar als bester Radikalfänger überhaupt: Der ORAC-Wert liegt bei 51; der von Vitamin A oder Vitamin E vergleichsweise bei nur 1,25 und der von Beta-Carotin bei lediglich 5. Das Besondere an Astaxanthin: Aufgrund der speziellen Struktur durchspannt das Molekül die Zellmembran komplett. Im Unterschied zu anderen Antioxidantien kann der Algenfarbstoff dadurch Ihre Körperzellen sowohl im Inneren als auch an der Oberfläche vor freien Radikalen schützen.

Freie Radikale schädigen Ihre Zellen

Freie Radikale entstehen im Stoffwechsel unseres Körpers. Es sind Zwischenprodukte: Sauerstoffmoleküle, die sehr aggressiv sind. Sie haben, bedingt durch Stoffwechselvorgänge, ein Elektron zu wenig, sind aber bestrebt, dieses wiederzuerlangen. Dazu „rauben“ sie anderen Molekülen ein Elektron. So können sie Moleküle der Zellen und sogar der DNS angreifen. Zellschäden sind die Folge, nach und nach können sich daraus schwere Krankheiten entwickeln.

Um diese freien Radikale unschädlich zu machen, benötigt Ihr Körper Antioxidantien. Diese geben den Schadstoffen das fehlende Molekül, werden aber dadurch nicht selbst zu freien Radikalen. Die bekanntesten dieser Antioxidantien sind Vitamin E und Beta-Carotin.

Welche Wirkung hat der Algenstoff Astaxanthin?

In labortechnischen Messungen hat sich gezeigt, dass Astaxanthin um ein Vielfaches stärkerer Radikalenfänger ist als Beta-Carotin. Im Einzelnen ist Astaxanthin auf natürlicher Basis:

  • 20-mal so stark wie synthetisch hergestelltes Astaxanthin
  • 50-mal stärker als Beta-Carotin
  • 60-mal stärker als Vitamin C
  • 550-mal stärker als Vitamin E

Dadurch ist der Stoff in der Lage, sich in den Bereichen positiv auf Ihre Gesundheit auszuwirken, in denen Schäden durch freie Radikale verursacht werden. Aufgrund dessen kann Astaxanthin zum Beispiel

  • Schäden am Auge durch altersbedingte Makuladegeneration vorbeugen,
  • die Haut vor Schäden durch zu viel Sonnenbestrahlung schützen,
  • Entzündungen im Körper verringern,
  • Arteriosklerose vorbeugen.

Mehr Elastizität, weniger Falten

Studien bestätigen, wie sehr Ihre Haut von dem starken Radikalfänger profitiert: An der Universität Toyama in Japan wurden im Jahr 2006 jeweils 50 Japanerinnen über sechs Wochen täglich entweder mit 4 mg Astaxanthin oder einem wirkungslosen Kontrollpräparat (Placebo) behandelt. Das Ergebnis: In der Astaxanthin-Gruppe nahm die Elastizität der Haut um etwa zwei Drittel zu. Im Jahr 2012 konnte eine Untersuchung, an der ebenfalls die Universität Toyama beteiligt war, die Falten mindernde Wirkung von Astaxanthin unter Beweis stellen. Insgesamt 30 Frauen und 36 Männer nahmen an der Studie teil. Insgesamt 33 von ihnen erhielten für sechs Wochen täglich 6 mg Astaxanthin oral als Kapsel und cremten zusätzlich täglich 2 ml der Substanz auf ihre Gesichtshaut. Die zweite Probanden-Gruppe erhielt wirkstofffreie Kontrollpräparate (Placebos).

Das Ergebnis: In der Astaxanthin-Gruppe verringerte sich die Tiefe der Gesichtsfalten: Von durchschnittlich 400µm auf unter 200µm. In der Kontrollgruppe blieb dieser Erfolg aus. All diese Faktoren zeigen, dass Astaxanthin die Belastung mit freien Radikalen senkt. Das würde bedeuten, so schlussfolgern es auch die japanischen Wissenschaftler, dass die Substanz auch vor Zellschäden schützt, die Hautkrebs herbeiführen. Zellbiologische Untersuchungen, durchgeführt beispielsweise 2013 von der Universität in Kyoto, Japan, können erste Erfolge verbuchen.

Der Farbstoff schützt nicht nur Ihre Haut

Mithilfe der antioxidativen Wirkung können Sie zudem weitere Alterungsprozesse abmindern: So schützen Radikalfänger auch vor Gefäßschäden, die einen erhöhten Blutdruck mit sich bringen können. Genauso wirken sie entzündungshemmend. Astaxanthin bewahrt beispielsweise auch Ihre Muskelzellen vor zellschädigenden freien Radikalen. Leistungssportler nutzen die Substanz deshalb zur Stärkung ihrer Muskulatur. Astaxanthin ist zudem in der Lage, Ihren HDL-Cholesterinwert zu erhöhen, also das „gute“ Cholesterin. Steigt dieser Wert an, so ist dies ein Zeichen dafür, dass Cholesterin in Ihrem Körper abgebaut wird. Gefäßablagerungen und eine Arteriosklerose treten nicht so schnell auf.

Wie effektiv Astaxanthin in diesem Zusammenhang sein kann, zeigte eine Untersuchung der Jikei Universität, Tokyo, Japan, aus dem Jahr 2010. Insgesamt 61 Probanden erhielten für zwölf Wochen entweder 0, 6, 12 oder 18 mg Astaxanthin täglich. Sowohl in der 6, 12 und 18 mg Gruppe erhöhte sich der HDL-Cholesterinwert der Probanden: So kam es in der 12 mg-Gruppe sogar zu einem Anstieg von etwas über 15 Prozent. Die Forscher schlussfolgern daraus, dass Astaxanthin Stoffwechselprozesse in Gang setzt, die für einen Cholesterinabbau sorgen. Die genauen Mechanismen sind noch nicht geklärt. Dennoch: Auch bei erhöhten HDL-Cholesterinwerten lohnt sich für Sie der Griff zu dem Algenfarbstoff.

So nutzen Sie den Algenstoff Astaxanthin richtig

  • Untersuchungen, bei denen Astaxanthin als Radikalenfänger erfolg­reich war, wurden mit Mengen von vier bis sechs Milligramm des Stoffes durchgeführt. Sie sollten diese Menge täglich zu einer Ihrer Mahlzeiten zu sich nehmen.
  • Nehmen Sie als Sonnenschutz oder zum Senken Ihres Cholesterinspiegels täglich vier bis sechs Milligramm Astaxanthin ein: Schlucken Sie die Kapseln am besten zum Essen. Carotinoide sind fettlöslich und so steigern Sie die Verwertbarkeit im Darm.
  • Idealerweise sollten Sie zwei bis drei Wochen vor dem Urlaub in eine sonnenreiche Region mit der Astaxanthin-Einnahme beginnen. Denn dann haben Ihre Hautzellen ausreichend Zeit, den Stoff einzulagern.
  • Als rezeptfreies Präparat erhalten Sie Astaxanthin-Kapseln in Apotheken, Drogerien oder auch im Internethandel (z. B. von Vita World, Livoa Vital oder Esovita). Eine Monatsration kostet zwischen 20.-€ und 25.-€.
  • Zusätzlich können Sie Ihre Haut mit Astaxanthin eincremen (z. B. Astaxanthin Tagescreme von Bärbel Drexer oder Dr. Perricone); 50 ml kosten zwischen 30 und 50 Euro.
  • Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen mit Medikamenten wurden bislang nicht beobachtet.
  • Astaxanthin steckt zudem in einigen Nahrungsmitteln, nämlich in Meerestieren, die selbst die rote Alge verzehren. Nennenswerte Mengen: In Rotlachs finden Sie 4 mg Astaxanthin pro 100 Gramm Fisch. In Silberlachs steckt 1,3 mg und in Königslachs 0,9 mg pro 100 Gramm.