Feldenkrais-Training – Alles was Sie wissen müssen

Feldenkrais, Training, Konzept
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Inhaltsverzeichnis

Die Feldenkrais-Methode oder das Feldenkrais-Training, benannt nach ihrem Begründer, dem ukrainischen Physiker und Judolehrer Moshe Feldenkrais, ist eine körperorientierte Lernmethode, die es dem Schüler ermöglichen soll, mehr über den eigenen Körper und gesunde Bewegungsmuster zu lernen.

Sie basiert auf der mehr als zwanzigjährigen Erfahrung des Begründers mit den Kampfsportarten Jiu Jitsu und Judo, diversen Schulen der künstlerischen Körpererfahrung in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts sowie den Grundsätzen der manuellen Therapie. Feldenkrais kann sowohl vorbeugend als auch als Körpertherapie bei chronischen Schmerzen und Einschränkungen des Bewegungsapparates angewendet werden.

feldenkrais
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Feldenkrais geht über reine Körperübungen hinaus; es handelt sich um ein ganzheitliches Konzept, um das Bewusstsein zu schulen, Lernprozesse zu vervollkommnen und die eigenen Lebensumstände zu verbessern. Moshe Feldenkrais ging davon aus, dass Denken, Fühlen, Wahrnehmen und Bewegen nicht isoliert auftreten, sondern miteinander vernetzt sind, Bewegung als Ausdruck der ganzen Person ist.

Die Bewegungsmethode des Feldenkrais geht davon aus, dass hinter Ihren Bewegungsmustern und Körperhaltungen Ihre Lebensmuster und geistigen Einstellungen stehen. Darin zeigt sich Ihr Selbstbild. Ist dieses negativ, ist Ihre geistige und körperliche Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Doch wenn Sie Ihre Körperwahrnehmung verändern, kommt alles wieder ins Lot und Sie werden von Ihren Schmerzen befreit.

Die moderne Neurologie, die zurzeit einen enormen Zugewinn an Erkenntnissen über die Funktionsweise des Gehirns zu verzeichnen hat, bestätigt die Wirksamkeit der Methode von Moshé Feldenkrais. Über 20 klinisch kontrollierte Studien untersuchten die Wirksamkeit bei Rücken- und Gelenkproblemen, Multipler Sklerose, Asthma und Schlaganfall.

Sie kamen alle zu dem Ergebnis: Die Methode von Feldenkrais funktioniert. Bereits reichen kleine Reize reichen aus, um den Körper von gesünderen Bewegungsanläufen zu “überzeugen”.

Feldenkrais-Training

Berührung, Bewegung und In-sich-Hineinspüren bilden den Kern vom Feldenkrais-Training. Sie können diese einzeln oder in der Gruppe lernen:

Funktionale Integration: So nennt sich der Einzelunterricht, bei dem Sie passiv bleiben. Ihr Feldenkrais-Lehrer konzentiert sich ganz auf Sie allein. Durch sanfte Bewegungen und Berührungen hilft er Ihnen, sich mit Ihren Bewegungsabläufen zu beschäftigen und Änderungsmöglichkeiten zu erfahren.

Dabei wird er nicht mit Ihnen sprechen, um Sie nicht beim “In-sich-Hineinhorchen” zu stören. Sie sollen sich Ihrer Bewegungsmuster und deren Entsprechung in Ihrem Selbstbewusstsein klar werden. Daraus sollen neue Bewegungsabläufe sowie eine Veränderung der Körperwahrnehmung resultieren.

Bewusstheit durch Bewegung: So nennen die Feldenkrais-Lehrer ihre Übungsstunden, wenn diese in einer Gruppe stattfinden. Es werden keine Bewegungen einstudiert oder gymnastische Übungen gemacht, sondern die Wahrnehmung des Einzelnen für seine eigenen Bewegungen geschärft. Unter der professionellen Anleitung lernen die Teilnehmer überwiegend im Liegen, alltägliche Bewegungen zu erforschen und wie es sich anfühlt, wenn sie diese auf eine andere Weise ausführen.

Die einfachen Bewegungen werden sehr langsam durchgeführt. Immer wieder fordert der Lehrer auf, genau “hinzuspüren”, mit welchen Gefühlen – angenehmen oder unangenehmen – die einzelnen Übungen verbunden sind. So machen sich die Teilnehmer vertraut, mit ihren eigenen Bewegungsgewohnheiten und möglichen Alternativen dazu. Jede Übende entscheidet selbst, welcher Bewegungsablauf ihr bekömmlicher ist. Dadurch können falsche Bewegungsmuster wieder harmonisiert werden.

Alles, was dem Wohlbefinden des Körpers dient, wird durch das Erlernen der Feldenkrais-Methode nicht mehr unterdrückt, sondern unterstützt. Das bewusste Empfinden für vorteilhafte Bewegungsweisen wird so trainiert. Jeder kann daraus körperfreundlichere Alternativen zu eingeschliffenen Bewegungsabläufen entwickeln. Die Anspannung weicht auf leisen Pfoten aus dem Körper. Verspannungen, Kreuz- und Gelenkschmerzen verschwinden.

Feldenkrais-Übungen

Mit den Feldenkrais-Übungen lassen Sie sich auf einen Lernprozess ein. Wichtig ist dabei, dass Sie ein erhöhtes Maß an Selbstbeobachtung entwickeln. Mit der Zeit werden Sie ein Gespür für Ihre persönlichen Bewegungsabläufe bekommen und können mit den Ihnen zur Verfügung stehenden Bewegungsmöglichkeiten spielerisch experimentieren.

Vergessen Sie jeglichen Ehrgeiz und übertreiben Sie nichts. Machen Sie jede Übung nur so intensiv, wie es Ihnen angenehm ist. Sie sollen nicht gegen Widerstände oder Schmerzen üben. Haben Sie Schmerzen, brechen Sie die Bewegung ab und stellen Sie sie sich nur noch in Gedanken vor. Am Ende einer Übung sollen Sie sich frisch und entspannt fühlen.

Die folgenden Übungen können Ihnen einen ersten Einblick geben:

Faltübung

Um zu verstehen, was Feldenkrais meint, können Sie als allererstes eine ganz einfache Wahrnehmungsübung machen: Falten Sie wie zum Gebet Ihre Hände zusammen. Wenn Sie Rechtshänderin sind, liegt dabei der linke Daumen über dem rechten. Falten Sie nun die Hände einmal anders, dann liegt der rechte Daumen über dem linken. Versuchen Sie in sich hinein zu horchen, wie sich das für Sie anfühlt. Sehr wahrscheinlich werden Sie die zweite “Faltposition” als völlig unnormal empfinden. Das ist sie aber nicht, Sie sind es nur nicht anders gewöhnt.

Atemübung

  • Legen Sie sich auf eine Matte oder eine Decke auf den Boden. Atmen Sie tief in den Bauch hinein und entspannen Sie sich.
  • Nun beginnen Sie vom Kopf bis zu den Füßen, sich alle Ihre Körperteile einzeln vorzustellen und bewusst zu spüren. Gehen Sie dabei ganz langsam und konzentriert vor.
  • Vielleicht stellen Sie nun fest, dass Sie manche Körperteile besser spüren und andere weniger. Versuchen Sie, alle Körperteile einmal anders wahrzunehmen.

Ganzkörperübung

  • Sie liegen immer noch auf dem Boden. Spüren Sie, wo Ihr Körper Kontakt zum Boden hat? Wie liegen Sie auf dem Boden? Welche Ihrer Körperteile “hängen” in der Luft. Beginnen Sie am Kopf: Wie groß ist die Fläche, die Kontakt zum Boden hat? Wie fühlt sie sich an? Wie groß ist der Zwischenraum unter der Halswirbelsäule? Welche Wirbel berühren den Boden?
  • Gehen Sie weiter zu den Schultern und Schulterblättern: Liegt die rechte Seite genauso auf wie die linke? Fühlt sie sich anders an? Wie spüren Sie die Unterschiede?
  • Fahren Sie nun so bis zu den Füßen fort. Spüren Sie den Kontakt zum Boden. Nehmen Sie alles aufmerksam wahr, ohne Ihre Lage zu verändern.
  • Dann rollen Sie sich nach links oder rechts und stehen langsam auf. Im Stehen versuchen Sie noch einmal, Ihre Körperteile einzeln wahrzunehmen.
  • Gehen Sie nun langsam im Raum auf und ab und spüren Sie Ihren Körper in der Bewegung. Wie halten Sie den Kopf? Hängen die Schultern locker herab, oder sind sie hochgezogen? Wie halten Sie die Arme?
  • Gehen Sie einige Schritte rückwärts. Wie fühlt sich diese ungewohnte Bewegung an?
  • Bleiben Sie noch eine Weile stehen und achten Sie auf Ihrem Atem. Spüren Sie ihn auf seinem Weg durch Ihren Körper?

Mittellinieübung

  • Stellen Sie sich locker hin, die Beine etwas auseinander. Versuchen Sie nun mit Ihren Händen die Mittellinie Ihres Körpers zu beschreiben. Orientieren Sie sich dabei an Nase, Bauchnabel und Brustbein. Die Hände sind gestreckt – eine nach oben, eine nach unten. Führen Sie die Hände nun versetzt nach oben und nach unten.
  • Lassen Sie Ihre Augen mit den Händen wandern, heben Sie die Arme ganz hoch, ohne sich von Ihrer Mittellinie zu entfernen.

Beugen und strecken im Liegen

Legen Sie sich auf einer bequemen Unterlage auf den Rücken, beispielsweise einem dicken Teppich oder einer Gymnastikmatte. Was spüren Sie in dieser Position? Welche Bereiche liegen auf dem Boden auf? Ruhen Sie oder sind Sie angespannt?

Drehen Sie sich auf die rechte Seite und winkeln Sie Ihre Beine an. Bewegen Sie Ellbogen und Knie langsam nach oben bzw. unten auseinander, führen Sie den Kopf dabei wie in Abb. 2 nach hinten. Gehen Sie im Anschluss wieder in die Ausgangsposition zurück und wiederholen Sie die Bewegung mehrmals.

Für den zweiten Teil der Übung beginnen Sie in der Ausgangsposition. Stellen Sie sich vor, dass ein Ball zwischen Ihrem linken Ellbogen und Ihrem linken Knie eingeklemmt ist und halten Sie ihn wie in der Abb. 3 fest. Strecken und beugen Sie Kopf, Arm und Bein so hin und her, dass Sie den Ball nicht verlieren.

Setzen Sie sich aus der Seitenlage auf. Versuchen Sie dabei, den für Sie leichtesten Weg herauszufinden. Wiederholen Sie die Übungen seitenverkehrt, indem Sie sich als Ausgangsposition auf die linke Seite legen.