Madentherapie: Oft die letzte Rettung bei Wunden

Madentherapie: Oft die letzte Rettung bei Wunden
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Zugegeben: Sehr appetitlich hört sich das Wort Madentherapie” wirklich nicht an. Doch Fliegenmaden können tatsächlich bei schlecht heilenden Wunden helfen, wenn alle anderen Maßnahmen versagt haben. Die Madentherapie zählt ebenso wie die Blutegeltherapie und die Knabberfischchen-Therapie zur Biochirurgie.

Die Maden der Goldfliegenart Lucilia serica werden häufig ärztlich verordnet, weil sie totes und krankes Gewebe fressen und auf diese Weise Wunden säubern. Davon profitieren gerade Wunden, die nicht heilen wollen und sonst unter Umständen eine Amputation zur Folge haben.

Dieses betrifft besonders häufig Diabetiker mit Fußproblemen (diabetische Gangrän) oder Menschen, die sich im Krankenhaus multiresistente Erreger zugezogen haben, bei denen Antibiotika nichts mehr ausrichten können und das Immunsystem zum Erliegen kommt.

Woher stammt die Madentherapie?

Die Madentherapie wurde bereits von den Ureinwohnern Australiens und den Maya in Mittelamerika genutzt. Im Ersten Weltkrieg entdeckte ein britischer Feldarzt die Heilwirkung der Fliegenmaden, als schwer verwundete Soldaten nach tagelangem Transport mit Wunden voller Maden in sein Lazarett kamen. Ihre Wunden waren blitzsauber und verheilten rasch.

Als dann die Antibiotika erfunden wurden, geriet die Madentherapie für eine Weile in Vergessenheit. Da jedoch die bakteriellen Krankheitserreger zunehmend resistent gegen Antibiotika wurden, besann man sich vor etwa 20 Jahren wieder auf die hilfreichen Tierchen.

Wie funktioniert die Madentherapie?

Die Fliegeneier werden sterilisiert, bevor die Madenbabys schlüpfen. Nach dem Schlüpfen kommen die Maden in eine sterile Nährlösung und werden an Krankenhäuser und Ärzte versandt. Dort werden sie entweder direkt in Wunden gegeben bzw. in einer Art Teebeutel aus Polyvinylschaumstoff oder Gaze auf die Wunde gelegt.

Die Tiere scheiden ein Verdauungssekret aus, das totes Gewebe verflüssigt. Anschließend saugen sie dieses Gemisch auf. Die Maden ernähren sich ausschließlich von abgestorbenem Gewebe, das gesunde Gewebe bleibt verschont.

Wissenschaftlich nachgewiesen wurde inzwischen auch, dass ihre Darmgase antibiotische Eigenschaften haben. Die Gaswolke hemmt das Wachstum jener Bakterien, die eine Wundheilung verhindern. Nach zwei bis drei Tagen werden die vollgefressenen Maden abgenommen und in Alkohol ertränkt. Danach werden bei Bedarf frische und hungrige Maden eingesetzt.

Welche Vor- und Nachteile hat die Madentherapie?

Nebenwirkungen sind Kribbeln und Jucken. Bei einem Viertel aller Betroffenen stellen sich während der Behandlung Schmerzen ein, die mit Schmerzmitteln behandelt werden. Die anfänglichen Berührungsängste verschwinden schnell, denn die erste Erleichterung stellt sich rasch ein.

Die Madentherapie ist als verschreibungspflichtiges Arzneimittel eingestuft. Die Maden müssen als Fertigarzneimittel offiziell zugelassen werden. Damit die Krankenkasse die Kosten dafür übernimmt, müssen Ihnen die Maden ärztlich verordnet werden.

Die Speziallaboratorien, die solche Maden in den Handel bringen, arbeiten an einem Maden-Spray, in dem die Wirkstoffe der Maden stecken. Dieser könnte dann einfach auf die Wunden gesprüht werden und die ganze Therapie hätte ihre Ekligkeit verloren. Das ist allerdings noch Zukunftsmusik.