Crashkurs Vitamin E

Vitamin E, Nährstoffe, Ernährung
komarinansk - Adobe Stock
Inhaltsverzeichnis

Die wichtigste Aufgabe von Vitamin E im Körper ist der Schutz vor freien Radikalen. Das sind aggressive Sauerstoffverbindungen, die empfindliche Zellstrukturen angreifen und zerstören. Freie Radikale sind bei der Entstehung vieler Alterserkrankungen wie Herz- und Gefäßschäden (Arteriosklerose), Augenleiden (Grauer Star) oder Demenzerkrankungen beteiligt.

Vitamin E schützt Sie daher als Antioxidans vor solchen und vielen anderen Erkrankungen schützen. Da das Vitamin fettlöslich ist, reichert es sich vor allem in den fetthaltigen Hüllen (Membranen) der Körperzellen an und macht die freien Radikale unschädlich. Es gilt als das wirksamste fettlösliche Antioxidans aus der Natur.

vitamin E

Pflanzen enthalten ausreichende Mengen des Radikalfängers

Ausschließlich Pflanzen bilden Vitamin E. Aus diesem Grund gelten pflanzliche Öle, Samen und Nüsse als die besten Lieferanten für das wichtige Antioxidans. In der Natur kommt es als Gemisch von insgesamt acht chemisch leicht unterschiedlichen Substanzen vor (jeweils vier verschiedene Tocopherole bzw. Tocotrienole).

Die wirksamste Substanz des Gemisches nennt sich alpha-Tocopherol. Der tägliche Bedarf an Vitamin E liegt bei 15 mg (bzw. 22 Internationale Einheiten/I. E.). Diese Mengen erreicht man in der Regel gut durch Nahrungsmittel und ein Mangel an Vitamin E tritt selten auf.

Einen erhöhten Bedarf weisen Sie auf, wenn Sie große Mengen an mehrfach ungesättigten Fettsäuren (z. B. in Fisch, Fischölkapseln, Walnussöl, Sojaöl) zu sich nehmen. Diese reagieren leicht mit Sauerstoff-Radikalen und benötigen viel Vitamin E zum Schutz (pro Gramm ungesättigte Fettsäure etwa 0,5 g Vitamin E).

Die Mindestmenge von 15 mg Vitamin E täglich reicht aus, um den absoluten Mindestbedarf zu decken und kurzfristige Mangelerscheinungen zu vermeiden. Um sich langfristig vor Krankheiten zu schützen, benötigen Sie deutlich größere Mengen im Bereich von 50 bis 400 I. E. Das zeigten zahlreiche Studien.

Vitamin E: 8 Gründe, warum Sie dieses wichtige Vitamin brauchen

  • Krebsvorbeugung. Vitamin E verringert die Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu erkranken. Ein Mangel hat hingegen schwerwiegende Folgen für Ihre Zellen. Er schädigt nicht nur die Zellmembranen, sondern auch die Körperzellen selbst. Zudem wird so Ihre DNS beschädigt. Die Folge dieser Schädigungen: Es kommt nicht nur zu Stoffwechselstörungen, sondern auch zu entarteten Zellen. Aus diesen kann sich dann ein Tumor entwickeln. In vielen Studien wurde die Fähigkeit von Vitamin E, diesen Krebstumoren vorzubeugen, untersucht. Das Vitamin zeigte sich hilfreich in der Vermeidung von Lungen-, Mund-, Rachen-, Speiseröhren-, Magen- und Darmkrebs. Nehmen Sie ausreichend Vitamin E zu sich, können Sie Ihr Risiko, an diesen Krebsarten zu erkranken, um 30 bis 40 % senken. Übrigens sollten Sie immer auch genügend Obst und Gemüse essen. Hierin sind viele andere Antioxidan­tien enthalten, die mit Vitamin E zusammenarbeiten und so seine Schutzwirkung sogar noch verstärken.
  • Schmerzkiller. Schmerzen durch Rheuma und Arthritis verringern sich. Es reicht ein ganz leichter Vitamin-E-Mangel, und in Ihrem Körper werden Hormone, aber auch fetthaltige Vitamine und bestimmte Stoffwechselenzyme zerstört. Dies führt zu einer verstärkten Ausschüttung von Entzündungsbotenstoffen, die Rheuma und Arthritis sowie die damit verbundenen Schmerzen auslösen. Vitamin E vermindert die Ausschüttung dieser Botenstoffe und sorgt so für einen Rückgang der Schmerzen. Das kann sich so deutlich auswirken, dass Sie als Erkrankter viel weniger Medikamente einnehmen müssen.
  • Schutz für Raucher. Natürlich wäre es am besten, wenn Sie gar nicht rauchen würden. Aber wenn Sie es einfach nicht lassen können, sollten Sie eine Extraportion Vitamin E zu sich nehmen. Denn Schadstoffe, besonders die aus Zigaretten, verursachen gravierend hohe Werte an freien Radikalen im Körper. Diese wiederum schädigen die Zellen, gerade auch die Lungenzellen. Letztere aber werden durch Vitamin E besonders geschützt. In Studien konnte nachgewiesen werden, dass Vitamin E das Risiko für Lungenkrebs bei Rauchern um 45 % senken kann.
  • Hilfe für Muskelzellen. Auch wenn Sie Sport treiben, brauchen Sie mehr Vitamin E. Als Sportler atmen Sie tief durch und nehmen während des Trainings viel Sauerstoff zu sich. So erhöht sich die Energieproduktion in den Muskelzellen. Hierbei entstehen freie Radikale, die dann die Muskelzellen schädigen können. Diese Schäden werden durch Vitamin E verhindert.
  • Immunsystem-Stütze. Jeden Tag fressen die Zellen Ihres Immunsys­tems Bakterien und Viren. Dann werden diese im Inneren der Immunzellen mit freien Radikalen „bombardiert“ und so vernichtet. Es besteht die Gefahr, dass die freien Radikale natürlich auch die Zellmembranen der Immunzellen selbst angreifen und zerstören. Um das zu verhindern, haben Immunzellen naturgemäß den höchsten Vitamin-E-Gehalt. Fehlt Ihnen das Vitamin, werden zu wenige Immunzellen gebildet. Die vorhandenen Zellen sind nicht so aktiv, weil sie sich ansonsten beim Einsatz der freien Radikalen selbst zerstören würden.
  • Gehirn- und Nervennahrung. Sowohl die Zellen des Gehirns als auch die Nervenzellen sind mit einer ölhaltigen Schicht umgeben. Wenn diese durch freie Radikale angegriffen wird, kommt es zu Zellschäden. Die Folgen sind schwere Krankheiten im Alter: Alzheimer, Parkinson oder Nervenentzündungen. Bei Alzheimer zum Beispiel ist die ölige Schicht der Gehirnzellen vernichtet worden. Bei Parkinson funktioniert die Nervenübertragung zwischen Gehirn und Muskeln nicht mehr. Nur Vitamin E bietet die Fähigkeit, die ölige Umgebungsschicht von Nerven- und Gehirnzellen zu schützen.
  • Rettung Ihres Augenlichts. Auch durch UV-Licht entstehen freie Radikale. Diese bedrohen Sie da, wo das Licht von Ihrem Körper aufgenommen wird: am Auge. Vitamin E ist in der Lage, die Zellen des Auges zu stabilisieren und Sie so vor Katarakt, dem grauen Star, zu schützen. In Tierversuchen wurde schon vor einiger Zeit bewiesen, dass Mäuse, die eine hohe Vitamin-E-Dosis erhielten und dann mit UV-Licht bestrahlt wurden, ein um 89 % verringertes Risiko hatten, an Katarakt zu erkranken.
  • Scharfe Sicht. Vitamin E schützt Ihre Makula. Die Makula ist die Stelle in Ihrem Auge, an der das schärfste Sehen entsteht. 130 Millionen Lichtstäbchen geben hier Signale an das Gehirn weiter. In ihnen ist über 70-mal so viel Vitamin E enthalten wie zum Beispiel in der Augenlinse. Der Grund dafür: Das Vitamin schützt die Makula vor freien Radikalen. Diese würden sonst das Sehen im zentralen Sichtfeld des Auges verringern. Erschreckend: Rund 40 % der über 70-jährigen Men­schen in Deutschland leiden unter diesem verringerten Sehen, der so genannten Makula-Degeneration. Sie sind in ihren Alltagsaktivitäten eingeschränkt, können nicht mehr lesen, Auto fahren oder fernsehen. Vitamin E hilft Ihnen allerdings, diese Schädigung im Vorfeld zu vermeiden.

Verhindern Sie Zellschäden: Vitamin E hält Ihre Zellen und Gefäße jung

Um Zellmembrane zu bauen, ist Ihr Körper auf ungesättigte Fettsäuren angewiesen. Leider haben diese einen Nachteil: Sie werden schnell von freien Radikalen angegriffen, oxidieren und werden dadurch zerstört. Einen Schutz vor dieser Zerstörung bietet Vitamin E.

Für uns Menschen ist es unmöglich, diesen wichtigen Zellschützer selbst zu produzieren. Ich zeige Ihnen daher, wie Sie genügend Vitamin E aufnehmen können, um damit Ihre Zellen und Blutgefäße jung und gesund zu halten.

Jede Zelle in Ihrem Körper wird von einer Membran umhüllt – stellen Sie sich diese wie eine Seifenblase vor. Auch innerhalb jeder Zelle sind die einzelnen „Abteilungen“, die Eiweißumwandlung, die Reparaturabteilung oder die Energiezentrale, wieder von einer solchen Biomembran umgeben.

Diese schützen die Zelle vor Angriffen von außen bzw. grenzen im Zellinnern die einzelnen Bestandteile der Zelle voneinander ab. Diese Membrane bestehen vor allem aus ungesättigten Fettsäuren und Vitamin E.

Ungesättigte Fettsäuren machen den Zellstoffwechsel erst möglich

Die ungesättigten Fettsäuren in den Zellmembranen haben eine wichtige Funktion: sie halten die Membrane durchlässig, so dass beim Zellstoffwechsel entstehende Abfälle nach außen transportiert werden können. Versorgen Sie sich nun überwiegend mit gesättigten Fettsäuren, werden auch diese in die Zellwände eingebaut.

Dadurch verlieren die Membrane die Fähigkeit, den Zellmüll zu entsorgen. Er wird in den Zellen angereichert, und die Zelle kann keine Nährstoffe mehr aufnehmen.

Dabei ist es ganz einfach, dass Sie Ihre Zellmembrane transportfähig und gesund erhalten: Sie brauchen nur Ihr Öl auszutauschen. Ausreichend Vitamin E können Sie nicht aufnehmen, wenn Sie Sonnenblumenöl verwenden. Lassen Sie daher in Zukunft solches Öl im Regal stehen. Steigen Sie um auf Lein- oder Weizenkeimöl, das kalt gepresst wurde.

Warum ist Vitamin E unbedingt nötig?

Vitamin E schützt Ihre Zellen vor einem ungeheuren Dominoeffekt. Wenn ein ungesättigtes Fettmolekül von freien Radikalen angegriffen wird, oxidiert es – und kann damit eine Kettenreaktion auslösen. Es steckt das nächste Fettmolekül neben sich an, das dann oxidiert, dieses steckt dann wiederum seinen Nachbarn an und so weiter.

Innerhalb kürzester Zeit wäre die schützende Biomembran der Zelle völlig oxidiert oder sogar aufgelöst. Vitamin E ist in der Lage, diesen Effekt zu stoppen. Es fängt die freien Radikale ab, indem es die Funktion eines Blitzableiters übernimmt. Das freie Radikal greift, bei Vorhandensein von Vitamin E, dieses Vitamin an und nicht mehr die Fettmoleküle.

Vitamin E bindet das freie Radikal an sich, so dass es entsorgt und durch die Biomembran aus der Zelle fortgeschafft wird.

Vitamin E macht schlechtes Cholesterin unschädlich

Vitamin E ist aber nicht nur in der Lage, Ihre Zellmembrane zu schützen. Es behütet Sie auch vor Schäden durch die Blutfette, die ständig durch Ihre Arterien wandern. Durch zu hohe Cholesterinwerte verstopfen und verfetten auf Dauer Ihre Arterien, es kommt zur Verkalkung, zur Arteriosklerose, zum Infarkt.

Hinterher beim Kaffeeklatsch heißt es dann: „Natürlich, der Cholesterinspiegel war schon seit Jahren zu hoch.“ Aber ob Ihre Arterien verkalken oder nicht, hängt nicht nur von Ihren Cholesterinwerten ab. Es kommt auch auf den Vitamin-E-Gehalt der Blutfette an.

Jedes LDL-Fett-Teilchen, also das schlechte Cholesterin, besteht aus rund 1.300 ungesättigten Fettmolekülen. Vitamin E, gebunden an das freie Ende der ungesättigten Fettsäure, kann verhindern, dass die ungesättigten Fettmoleküle oxidieren, ranzig werden und so an Ihren Arterien festkleben. Je mehr Vitamin E Ihre Blutfette also mit sich tragen, umso weniger werden sie Ihnen bedrohlich.

Neueste Studien zeigen es: Wenn mindestens fünf bis neun Vitamin-E-Moleküle auf jedem dieser LDL-Fettpartikel liegen, können die freien Radikale optimal abgefangen werden. Das LDL-Cholesterin oxidiert dann nicht. Es kann sich nicht an Ihren Arterien festsetzen und diese verengen, sondern wird wieder ausgeschieden.

Vitamin E in natürlicher Form

Vitamin E entwickelt sich in seiner natürlichen Form zum Feind von Prostata- und Lungenkrebs. Das Vitamin aus Nüssen oder Pflanzenöl hat eine größere Schlagkraft als sein künstlicher „Bruder“ aus dem Labor. Im Tierversuch killte Vitamin E die Tumorzellen und verschonte die gesunden Zellen.

Das natürliche Vitamin (Gamma-Tocopherol) stört die Bildung bestimmter Zellmembranbestandteile, was das für Nahrungsergänzungsmittel verwendete (Alpha-Tocopherol) nicht kann. Es besitzt keine derartigen Antikrebseigenschaften.

Das sollten Sie beim Kauf von Präparaten beachten

Dosisberechnung: Die Dosierung von Vitamin E gibt man in vielen Fällen nicht in mg, sondern in Internationalen Einheiten (I. E.) an. Diese Maßeinheit ist üblich bei Vitaminen, die aus verschiedenen Substanzen bestehen. In der Regel entsprechen 1 mg = 1,49 I. E.

Herkunft: Bevorzugen Sie Vitamin E aus natürlichen Quellen. Pro Milligramm weist es eine höhere Wirksamkeit auf, weil das synthetisch hergestellte Vitamin des Weiteren Nebenprodukte ohne Vitaminwirkung enthält.

Zusammensetzung: Idealerweise sollte Ihr Präparat sämtliche acht in der Natur vorkommenden Vitamin-E-Varianten enthalten (4 Tocopherole und 4 Tocotrienole). Nur dann können Sie davon ausgehen, dass es die volle Wirksamkeit entfaltet. Die meisten (natürlichen oder synthetischen) Präparate aus dem Reformhaus oder der Apotheke enthalten lediglich das alpha-Tocopherol.

Bezugsquellen: Vollständige Vitamin-E-Gemische erkennen Sie an den Bezeichnungen „Mixed Tocopherols“. Sie sind über den Versandhandel bei New Food („Gamma-E-Tocopherol/Tocotrienol“); Tel. 0031/485 53 08 60 oder Delta Star Nutrients („Vit. E komplett“); Tel. 0031/77 3 96 91 61 erhältlich. Der Monatsbedarf kostet in beiden Fällen etwa 36 €.

Nebenwirkungen: Selbst bei Dosierungen über 400 I. E. treten Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen selten auf. Ob die in einer umstrittenen Studie errechneten Risiken für Herzkrankheiten bei Dauereinnahme von mehr als 400. I. E. tatsächlich bestehen, müssen weitere Studien zeigen.

Wechselwirkungen: Hoch dosiertes Vitamin E setzt unter Umständen die Blutgerinnung herab. Wenn Sie auf gerinnungshemmende Medikamente angewiesen sind (z. B. Marcumar®), sollten Sie die Einnahme mit Ihrem Therapeuten abstimmen.

Extraportion Vitamin E für Augen, Gelenke und Immunsystem

Ebenfalls gut in Studien belegt ist die Wirksamkeit von Vitamin E gegen Augenerkrankungen wie Grauer Star und Makula-Degeneration. Hier bewährten sich Tagesdosierungen von 400 bis 800 I. E. Gleich zweifach profitieren Patienten mit Arthrose, Arthritis und anderen rheumatischen Erkrankungen von Vitamin-E-Präparaten.

Zum einen fängt es in den Gelenken die gefährlichen Sauerstoffradikale ab, die die schmerzhaften Entzündungen aufrechterhalten. Zum anderen bewirkt Vitamin E einen schmerzhemmenden Effekt. Das ergab etwa eine Studie des Rheumazentrums des Ruhrgebietes in Herne im Jahr 1998.

Dort behandelte man mehr als 80 Patienten entweder mit Vitamin E (3-mal täglich 400 I. E.) oder mit dem Schmerzmittel Diclofenac. Nach drei Wochen waren die Schmerzen und die für Arthritis typische Morgensteifigkeit in beiden Gruppen gleich gut zurückgegangen.