Belladonna: Wirkung & Anwendung der Schwarzen Tollkirsche

Wissenswertes zur Atropa Belladonna
- Name: Schwarze Tollkirsche (Atropa Belladonna)
- Alternative Bezeichnungen: Tollkirsche, Schafsbinde, Schwindelkirsche, Teufelskirsche, Waldnachtschatten, Wutbeere
- Pflanzenordnung: Nachtschattengewächse
- Blütezeit: Juni – September
- Früchte: August – September
- Wirkstoffe: Atropin, L-Hyoscyamin, Scopolamin sowie Gerbstoffe und Nebenalkaloide
- Giftige Pflanzenteile: Alle Pflanzenteile (Blüte, Stängel, Beeren)
- Anwendungsformen: Globuli, Tropfen oder Tabletten
- Anwendungsfälle: Bei Entzündungskrankheiten, chronischen sowie akuten Krankheiten
Was ist Belladonna?
Belladonna ist ein homöopathisches Arzneimittel, welches aus der Schwarzen Tollkirsche gewonnen bzw. hergestellt wird.
Namensgebung der Belladonna
Die Schwarze Tollkirsche, auch Atropa belladonna, ist eine giftige Pflanze mit schwarzen Beerenfrüchten. Sie gehört zur Familie der Nachtschattengewächse. Der Gattungsname Atropa entstammt der griechischen Mythologie und leitet sich von der griechischen Göttin Atropos, welche zu den drei bekannten Schicksalsgöttinnen gezählt wird, ab.
Der Beiname Belladonna bzw. dessen Herkunft ist nicht eindeutig geklärt. Die Bezeichnung Belladonna (Italienisch: Schöne Frau) entstammt möglicherweise der ehemaligen Verwendung des Saftes der Tollkirsche. Früher wurde dieser oft zu Schönheitszwecken eingesetzt, da er pupillenvergrößernde Wirkung hatte. Seit dem Mittelalter wird die Tollkirsche allerdings auch als Heilpflanze verwendet.

Vorkommen der Schwarzen Tollkirsche
Die Verbreitung der Tollkirsche ist vornehmlich auf Skandinavien, West- und Südeuropa sowie Kleinasien und Noreuropa beschränkt. Auch in Großbritannien findet man die Atropa Belladonna vermehrt, allerdings gilt sie dort als eingeführt und nicht heimisch.
In Deutschland findet man die Tollkirsche vorwiegend in Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Saarland, Nordrhein-Westfalen sowie Hessen, Thüringen und dem südlichen Niedersachsen.
In Österreich ist die Tollkirsche in allen Bundesländern zu finden und sehr häufig.
Zur Klasse der Weidenröschen-Schlaggesellschaften gehörend, bevorzugt die Tollkirsche nährstoffreichen Untergrund. Sie findet sich daher meist auf Kalk-, Porphyr- und Gneisböden sowie Waldlichtungen oder Brachflächen bis 1.700 Höhenmeter.
Merkmale der Schwarzen Tollkirsche
Die Schwarze Tollkirsche kann bis zu 1, 7 Meter hoch werden. Es handelt sich bei ihr um eine wechselständige Pflanze, was bedeutet, dass die Blätter einzeln und zueinander versetzt angeordnet sind. Die Blätter der Tollkirsche sind oval und am Ende zugespitzt. Der fein behaarte Stängel der Pflanze ist aufrecht und verzweigt. Die Haare am Stängeln sind leicht rötlich gefärbt.
Die Blüten sind glockenförmig und bestehen aus bis zu fünf Blütenblättern, welche braun-violett behaart sind. Die Früchte sind Beeren, welche bei voller Reife schwarz werden. Die Blütezeit ist von Juni bis September. Früchte trägt die Tollkirsche von August bis September.
Heilpflanze
Die äußerliche Anwendung der Atropa Belladonna als Heilpflanze ist in der älteren Volksmedizin durch die mittelalterlichen Kräuterbücher seit dem 15. Jahrhundert belegt. Hildegard von Bingen allerdings bezeichnete die Tollkirsche als „Pflanze des Teufels“ und beschrieb in mehreren Niederschriften die besondere Wirkung der Pflanze auf den menschlichen Geist.
Die innerliche Anwendung wurde von Hieronymus Bock und Conrad Gessner erstmal um 1550 für den Bereich der Veterinärmedizin beschrieben. Ein paar Jahre später wurde die Tollkirsche bereits in der Augenheilkunde verwendet. Besonders ihre pupillenerweiternde Wirkung wurde hier für die Zwecke der Medizin genutzt. Über die Jahre gab es einen ständigen Diskussionsaustausch verschiedenster Mediziner in Hinblick auf die verschiedensten Wirkungsweisen der Tollkirsche und deren Eignung für eine medizinische Anwendung.
Heutzutage wird das aus der Tollkirsche gewonnene Atropin regelmäßig in der Medizin genutzt und ist Ausgangsstoff für verschiedenste Arzneimittel.
Inhaltsstoffe
Die für die pharmakologischen Wirkungen bzw. Effekte verantwortlichen Inhaltsstoffe der Tollkirsche sind die vorhandenen Tropanalkaloide wie beispielsweise L-Hyoscyamin, Atropin und Scopolamin.
Wirkung von Belladonna
Arzneimittel, welche aus der Tollkirsche gewonnen werden, haben parasympatholytische Wirkung bzw. Eigenschaften. Dies bedeutet, dass sie die Effekte des Parasympathikus, einem Teil des vegetativen Nervensystems, aufheben.
Was macht Astropin?
Atropin ist ein giftiges Tropan-Alkaloid, welches sich durch Racemisierung (= Angleichung der Konzentration zweier spiegelbildlicher Moleküle) aus dem Naturstoff (S)-Hyoscamin bildet.
Folgende Effekte werden von Astropin hervorgerufen:
- Verringerung der Tränen-, Speichel- und Schweißsäure-Sekretion
- Bewegungseinschränkung der glatten Muskulatur des Gastrointestinaltraktes
- Erweiterung der Bronchien
- Erhöhung der Herzfrequenz
- Pupillenerweiterung
- Akkomodationshemmung
Anwendungsbereiche von Belladonna
Die Krankheitsanzeichen, bei deren Auftreten Belladonna eingesetzt wird, entsprechen zu einem großen Teil den Vergiftungssymptomen der Tollkirsche. Belladonna ist daher besonders für akute Krankheiten geeignet.
Bei einer Anwendung bei Entzündungen sollte man beispielsweise beachten, dass Belladonna nur in der Anfangsphase eingesetzt werden sollte. Typische Entzündungsanzeichen wie Schmerzen, Rötung oder Schwellung sind erste Anzeichen einer erfolgreichen Belladonna-Anwendung. Bei Eiteraustritt sollte man von einer Anwendung allenfalls absehen.

Typische Krankheitsauslöser, welche sich für eine Belladonna-Anwendung eignen, sind:
- Nasse Haare (Erkältung)
- Kalter, trockener Wind (Erkältung)
- Lange Aufenthalte in der Sonne (Sonnenstich)
Typische Krankheiten, bei denen Belladonna verwendet wird:
- Mandelentzündungen
- Fieber
- Blasenentzündungen
- Gelenkentzündungen
- Grippale Infekte
- Nebenhöhlenentzündungen
- Mittelohrentzündungen
- Kopfschmerzen
- Magenkrämpfe
- Rückenschmerzen
- Sonnenstich/ Sonnenbrand
- Verbrennungen
- Hautinfektionen
- Zahnschmerzen
- Bluthochdruck
Bei einigen besonderen Erkrankungen wird Belladonna oft zusätzlich zur schulmedizinischen Behandlung gereicht.
Darunter fallen folgende Anwendungsbereiche:
- Mandelentzündung
- Blinddarmentzündung
- Scharlach, Masern, Mumps
- Fieberkrämpfe
- Hepatitis
Belladonna Globuli: Anwendung, Einnahme & Wirkung
Da es sich bei der Schwarzen Tollkirsche aufgrund der toxischen Wirkung ihrer Inhaltsstoffe um eine Giftpflanze handelt, besteht eine Verschreibungspflicht für die Potenz C1 sowie die Potenzen D1 bis D3. Große Mengen von Belladonna-Globuli bzw. Belladonna-Tropfen können Vergiftungserscheinungen nach sich ziehen.
Meist sind die Wirkstoffe der Tollkirsche in homöopathischen Arzneimitteln wie Globuli-Streukugeln zu finden. Andere Formen sind Tropfen oder Tabletten.
Eine Selbstbehandlung mit Belladonna-Globuli sollte mit Belladonna D6 oder D12 gestartet werden. Die Einnahme sollte für einen optimalen Heilungsverlauf mehrmals täglich stattfinden. Sind die Beschwerden akut oder bestehen starke Krankheitsbeschwerden kann auch zu Belladonna C30 gegriffen werden. Hier gilt es allerdings zu beachten, dass die Einnahme nicht allzu häufig erfolgen sollte. Ebenso ist hier die Veränderung in den Krankheitssymptomen bzw. das Auftreten möglicher Nebenwirkungen zwischen den Einnahmen zu beobachten.
Normalerweise tritt die Wirkung bei akuten Krankheiten recht schnell ein. Wird auf das passende Mittel zurückgegriffen, sollte eine Besserung bereits nach zwei Stunden eintreten. Dabei spielt es keine Rolle, ob Belladonna D6 oder C30 angewandt wird.
Höhere Belladonna-Potenzen wie C200 sollten nur nach Absprache mit einem Arzt oder einem Homöopathen eingesetzt werden. Sie werden nur bei schweren Krankheitsverläufen oder chronischen Erkrankungen zu Anwendung. Hierbei sollte unbedingt von einer Selbstbehandlung abgesehen werden.
Grundsätzlich sollten bei der Einnahme von Globuli keine bzw. keine spürbaren Nebenwirkungen auftreten. Verschlimmern sich die Symptome oder tritt keine Verbesserung ein, sollte man die Selbstmedikation unterbrechen und sich von einem Spezialisten behandeln lassen.

Ist Belladonna giftig?
Wie bereits beschrieben sind die Beeren aber auch alle anderen Pflanzenteile der Schwarzen Tollkirsche aufgrund ihres hohen Tropanalkaloiden-Gehaltes giftig. Von einem Verzehr sollte daher unbedingt abgesehen werden. Meist werden die Beeren versehentlich von Kindern gegessen, was teils schwerwiegende Folgen haben kann. Für Kleinkinder kann bereits eine Dosis von drei bis fünf Beeren tödliche Wirkung haben.
Vergiftung durch die Tollkirsche
Symptome einer Vergiftung durch die Tollkirsche sind neben einer Erweiterung der Pupillen, trockener Mund, Hautrötungen sowie Herzrasen, Halluzinationen oder Schwindelgefühle.
Bei versehentlichem Verzehr und Auftreten der genannten Vergiftungserscheinungen sollte schnellstmöglich der Weg in die nächste Klinik oder dem nächstgelegenen Arzt aufgesucht werden.
Missbrauch als Halluzinogen
Immer wieder treten Fälle auf, wo die die Tollkirsche als Halluzinogen und Rauschmittel missbraucht wird. Oft experementieren Jugendliche mit den toxischen Wirkungen der Schwarzen Tollkirsche, was oft tödliche Folgen hat. Mittlerweile ist die Giftpflanze und deren toxische Wirkung allgemein bekannt, sodass sie auch immer öfter für Suizide verwendet wird.